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Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0224
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GRIECHEN UND FREMDE
von Hilmar Klinkott
»Gadaras heiliges Land und die göttliche Tyros erzog ihn,
Merops’ liebliches Kos hat ihn im Alter ernährt.
>Audonis< grüß ich Phoiniker; doch bist Du ein Grieche, dann >Chaire<;
wenn Du ein Syrer, >Saläm<. Sag dann das gleiche auch mir!«
(Anth. Gr. 7,419, Übers, nach H. Beckby)
Mit diesen Versen beschreibt der Epigrammdichter Meleagros das Lebensumfeld
eines gebildeten Griechen hellenistischer Zeit, das alltäglich im Austausch mit
fremden Kulturen stand. Die kulturelle Hellenisierung hatte nach der Nieder-
lage des achaimenidischen Perserreiches durch Alexander den Großen und mit
der makedonischen Führung in Militär und Verwaltung eingesetzt.1 Grundsätz-
lich zeigen die Forschungen zu speziellen Einzelphänomenen, daß sich diese
Gräzisierung zwar deutlich konstatieren läßt, ihr Grad und Status aber kaum zu
fassen ist.3
An dieser Schnittstelle bewegt sich die Frage nach dem Verhältnis der Grie-
chen zu den Fremden oder im speziellen Fall: den Griechen in der Fremde.
Auch wenn Griechen seit assyrischer Zeit im Orient nachzuweisen sind,3 stieg
ihre dauerhafte Präsenz im orientalischen Raum erst mit den Eroberungen
Alexanders sprunghaft an. Die reichsweiten und lokal einheimischen Verwal-
tungssysteme des ehemaligen Achaimenidenreiches wurden zwar größtenteils
übernommen, nun besetzten aber Griechen und Makedonen die Führungsäm-
ter in Militär und Administration.4 Sie bildeten eine neue politische Elite, die
ihre Lebensweise und Kultur in den verschiedenen Reichsteilen etablierte. Die
einsetzende Gräzisierung erhielt in ihrem Charakter als >Kultur der politischen
Elite< einen Impuls durch den Zerfall des Alexanderreiches und die Ausbildung
der einzelnen hellenistischen Monarchien. Dabei entwickelte sich die griechi-
sche Kultur, die sich zugleich sozial und religiös mit den indigenen Strukturen
der neuen Heimat verband, immer stärker zum angestrebten Ideal der neuen
Führungsschicht für die einheimischen Untergebenen.5 In den orientalischen

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GRIECHEN UND FREMDE
 
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