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Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0309
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DIE HELLENISIERUNG ROMS

von Hans-Ulrich Cain

Im Laufe der zwei letzten Jahrhunderte vor der Zeitenwende entwickelten auch
die wohlhabenden Kreise der römischen, mittelitalischen und campanischen
Gesellschaft einen aufwendigen Lebensstil griechisch-hellenistischer Prägung.1
Am Ausgang der späten Republik dürfte es nur wenige römische Senatoren- und
Rittergeschlechter gegeben haben, deren Mitglieder nicht auch der griechischen
Sprache mächtig waren, die die ehrwürdigen pöleis und ehemaligen, prächtigen
Königsmetropolen im östlichen Mittelmeerraum nicht auch aus eigener Erfah-
rung gut kannten und denen das kulturelle Niveau der späthellenistischen,
griechischen Rildungsbürger dennoch unerreichbar geblieben war.3 Nach dem
Ende des Zweiten Punischen Kriegs fanden im Zusammenhang mit den militäri-
schen und diplomatischen Unternehmungen Roms im gesamten Mittelmeerge-
biet außerordentliche Migrationsbewegungen statt. Dabei knüpften große Teile
der römisch-italischen Revölkerung direkte Kontakte zu griechischen Honora-
tiorenfamilien, Händlern und Kaufleuten, Philosophen und Rhetoren, Schau-
spielern und Autoren, Ärzten, Architekten, Künstlern und Handwerkern, die
sie fortan zu engen wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen ausbauten.
Ebenso kamen zahllose Griechen aus den eroberten Gebieten als Sklaven nach
Italien, wo sie wieder freigelassen wurden und den kulturellen Austausch mit
der römisch-italischen Gesellschaft intensivierten.3 Dies bezeugen literarische,
epigraphische und numismatische Quellen, vor allem aber die Auswertung des
archäologischen Fundmaterials. Denn es ist unübersehbar, daß sich im Lauf des
2. und i. Jh.s v. Chr. die Qualität des urbanen Lebensraums deutlich verändert
hat. Kennzeichnend sind eine Adaptation genuin griechischer Gebäudetypen
und Raumformen, Rauteile und Ausstattungsobjekte wie überhaupt die Über-
nahme eines griechisch geprägten Stil- und Formenguts im Zusammenhang mit
einer gesteigerten Materialpracht. Durch die Anhäufung und Kombination vieler
unterschiedlicher Einzelheiten wurden neuartige, zumeist imposante Gesamt-
bilder entworfen, deren Wirkung heute wie damals sogar hellenistischer als
hellenistiscfu empfunden werden kann.

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DIE HELLENISIERUNG ROMS
 
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