Meister erwähnt, die oft aus ganz unterschiedlichen Regionen stammen — ein
Zeichen dafür, daß der technologische Standard ziemlich einheitlich gewesen
sein muß.
Auch das Verhältnis von Auftraggeber und Künstler hat sich verändert. Schon
Alexander den Großen sehen wir im Rahmen einer Künstleranekdote in der
Werkstatt des Malers Apelles. Von den Diadochen sind mehrere Namen über-
liefert, die engen Kontakt zu Künstlern hatten bzw. sich selbst als Künstler betä-
tigten. Man darf so von einem bisweilen engen Kontakt von Herrscher und
Künstler ausgehen, zumal Toreuten wegen der wertvollen Rohmaterialien Gold
und Silber oft direkt im Palastbereich arbeiten mußten. In jedem Fall wird die
räumliche Nähe nicht ohne Folgen für Form- und Motivwahl geblieben sein.
Zusa mmenfass u ng
Die Kunst des Hellenismus zeigt ausgesprochen heterogene Züge, sie wird aber
in ihrer Gesamtheit verständlich, wenn man die neue mediale Funktion der Bil-
der berücksichtigt. Die Kunst ist seit Alexander dem Großen nicht mehr ohne
ihr Verhältnis zum Herrscher zu verstehen. Sie dient dazu, das jeweilige Herr-
scherhaus in die Sphäre des Göttlichen aufzunehmen, auf der anderen Seite
aber auch das Rild des Gottkönigs bis zum letzten Untertanen zu tragen und
im gesamten Mittelmeergebiet zu verbreiten, ohne daß dies freilich immer von
oben gesteuert wurde. Diente dem ersten Ziel eine individuelle, natürliche Dar-
stellung, konnte die Verbreitung nur durch technische Reproduktionsverfahren
gesichert werden, mit denen sich ein gewisser Qualitätsstandard halten ließ.
Die Anwesenheit des Herrschers wird nicht nur durch sein Porträt oder eine
statuarische Wiedergabe gesichert, sondern auch in der Sphäre des dionysi-
schen Festes. So wurden die vielen Zitate aus dem Rereich des Dionysos, die
Mänaden, Satyrn, Hermaphroditen, aber auch die Landleute und Krüppel zum
Hinweis auf die Herrschaftsform und den Herrscher. Keinesfalls sind diese Bil-
der als bloße Genredarstellung zu sehen, wie sie die Rürger im Hellenismus
liebten, denen der Zugang zur aktiven Politik verwehrt blieb. Neu an der Kunst
ist auch, daß die Rilder jetzt in hohem Maße Emotionen weckten und Gefühls-
werte transportierten. Dies geschah einmal durch die realistische Darstellung
von Kampf, Leid und Tod, aber auch den Einsatz von stilistischen Mitteln wie
beim Rückgriff auf die archaische Zeit.
Der Hellenismus läßt sich somit als eine Epoche begreifen, in der historische
Entwicklungen nicht nur durch Literatur, kultische Aufführungen, Prozessio-
nen und Spiele verursacht oder vermittelt werden, sondern in zunehmendem
Maße auch durch die Rilderwelt im weitesten Sinne.
DIE NÄHE DER MACHT. NEUE AUFGABEN FÜR DIE KUNST
3°9
Zeichen dafür, daß der technologische Standard ziemlich einheitlich gewesen
sein muß.
Auch das Verhältnis von Auftraggeber und Künstler hat sich verändert. Schon
Alexander den Großen sehen wir im Rahmen einer Künstleranekdote in der
Werkstatt des Malers Apelles. Von den Diadochen sind mehrere Namen über-
liefert, die engen Kontakt zu Künstlern hatten bzw. sich selbst als Künstler betä-
tigten. Man darf so von einem bisweilen engen Kontakt von Herrscher und
Künstler ausgehen, zumal Toreuten wegen der wertvollen Rohmaterialien Gold
und Silber oft direkt im Palastbereich arbeiten mußten. In jedem Fall wird die
räumliche Nähe nicht ohne Folgen für Form- und Motivwahl geblieben sein.
Zusa mmenfass u ng
Die Kunst des Hellenismus zeigt ausgesprochen heterogene Züge, sie wird aber
in ihrer Gesamtheit verständlich, wenn man die neue mediale Funktion der Bil-
der berücksichtigt. Die Kunst ist seit Alexander dem Großen nicht mehr ohne
ihr Verhältnis zum Herrscher zu verstehen. Sie dient dazu, das jeweilige Herr-
scherhaus in die Sphäre des Göttlichen aufzunehmen, auf der anderen Seite
aber auch das Rild des Gottkönigs bis zum letzten Untertanen zu tragen und
im gesamten Mittelmeergebiet zu verbreiten, ohne daß dies freilich immer von
oben gesteuert wurde. Diente dem ersten Ziel eine individuelle, natürliche Dar-
stellung, konnte die Verbreitung nur durch technische Reproduktionsverfahren
gesichert werden, mit denen sich ein gewisser Qualitätsstandard halten ließ.
Die Anwesenheit des Herrschers wird nicht nur durch sein Porträt oder eine
statuarische Wiedergabe gesichert, sondern auch in der Sphäre des dionysi-
schen Festes. So wurden die vielen Zitate aus dem Rereich des Dionysos, die
Mänaden, Satyrn, Hermaphroditen, aber auch die Landleute und Krüppel zum
Hinweis auf die Herrschaftsform und den Herrscher. Keinesfalls sind diese Bil-
der als bloße Genredarstellung zu sehen, wie sie die Rürger im Hellenismus
liebten, denen der Zugang zur aktiven Politik verwehrt blieb. Neu an der Kunst
ist auch, daß die Rilder jetzt in hohem Maße Emotionen weckten und Gefühls-
werte transportierten. Dies geschah einmal durch die realistische Darstellung
von Kampf, Leid und Tod, aber auch den Einsatz von stilistischen Mitteln wie
beim Rückgriff auf die archaische Zeit.
Der Hellenismus läßt sich somit als eine Epoche begreifen, in der historische
Entwicklungen nicht nur durch Literatur, kultische Aufführungen, Prozessio-
nen und Spiele verursacht oder vermittelt werden, sondern in zunehmendem
Maße auch durch die Rilderwelt im weitesten Sinne.
DIE NÄHE DER MACHT. NEUE AUFGABEN FÜR DIE KUNST
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