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Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0332
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QUELLEN. BESTAND, METHODEN
UND NEUFUNDE
von Boris Dreyer
Die historiographische Überlieferung
Eine Besonderheit der hellenistischen Geschichte besteht darin, daß — auf die
ganze Periode gesehen — keine zusammenhängende historiographische Überlie-
ferung existiert.1 Dabei hatte es diese ursprünglich gegeben: Die Geschichte von
Roms Aufstieg zur Weltmacht des Historikers Polybios aus Megalopolis umfaßt
im Kern den Zeitraum von 220 bis 146 v. Chr. Mit Rückgriffen auf die Zeit seit
264 v. Chr., zumindest für die Geschichte der römischen Republik, erhebt seine
Geschichte den Anspruch, eine Universalgeschichte zu sein, die alle Glieder
der antiken Welt einbezieht. Sie sollte zugleich der griechischen Leserschaft
ein Lehrstück für die eigene politische Tätigkeit sein und als Information über
die neue, selbst zur Abfassungszeit vielfach noch fremde Hegemonialmacht im
Mittelmeerraum dienen. Seine vielfältige Quellengrundlage, sein Anspruch der
Autopsie, seine historisch-politischen und geographischen Exkurse führen zu
einem komplexen und differenzierten Bild der Geschehnisse seiner Darstel-
lung — nur ist sie nicht vollständig erhalten.3 Von den ursprünglich 40 Büchern
haben allein die ersten fünf zur Gänze sowie das wichtige sechste Buch über
die römische Verfassung zu 40% Eingang in die Überlieferung gefunden. Der
Rest ist in stark divergierendem Umfang und mit unterschiedlicher Qualität
in spätantiker und byzantinischer Bearbeitung auf uns gekommen. Livius, der
Historiker der römischen Geschichte in 142 Büchern aus augusteischer Zeit, hat
für die Zeit ab 200 v. Chr. in den noch erhaltenen Büchern 30 bis 45 über die Zeit
bis 167 Polybios recht wahrheitsgetreu referiert, zumindest was die Ereignisse
des Ostens angeht. Viel Zeit blieb dem Historiker auch nicht, denn er hatte etwa
3—4 Bücher im Jahr zu absolvieren, und so orientierte er sich stark an Polybios.
Ein ähnlicher Skribent mit einer oft glücklichen Hand bei der Quellenwahl
war Diodor, der zur Zeit Caesars schrieb. Seine Auswahl ist anhand seines Stils
gut zu erschließen: Im 17. Buch hat er für die Geschichte Alexanders vornehm-

QUELLEN. BESTAND, METHODEN UND NEUFUNDE

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