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Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0243
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tiven Erinnerung an Großtaten der Vergangenheit aus Mythos und Geschichte.
Beispielsweise hingen in der großen Bilderhalle von Athen, der Stoa Poikile,
mehrere Gemälde dieser Art, unter anderem eines, das den mythischen Kampf
der Athener unter Theseus gegen die Amazonen zum Gegenstand hatte, und
ein anderes mit der in mehrere Szenen aufgeteilten Darstellung der berühmten
Schlacht, in der die Athener mit den Plataiern die in der Ebene von Marathon
gelandeten Perser besiegten. Am äußersten Bildrand waren die Heroen des
Landes und Athene, die Schutzgöttin der Stadt, abgebildet, deren Eingreifen
die Athener den Sieg verdankten.3 Die Welt der Bilder war griechisch, und
sie war so übermächtig, daß es Juden gab, die sich über das Bilderverbot hin-
wegsetzten. Griechisch ist nicht nur die Sprache des Bildes in der Synagoge
von Dura-Europos, griechisch ist auch die Tracht, die Mose trägt: den Chi-
ton, das Untergewand mit blauen Streifen, und das Himation, den mantelähn-
lichen Überwurf.
Die bildliche Darstellung ist nicht das einzige griechische Medium gewe-
sen, in dem Juden an die Geschichte des Heiligen Bundes, den Gott mit ihrem
Volk geschlossen hatte, erinnerten. Des Auszugs aus Ägypten wurde jedes
Jahr im Passahfest gedacht. Dies geschah anders als in Athen, wo das Drama
seine Entstehung und seinen >Platz im Lebern dem Fest eines Gottes, dem
des Dionysos, verdankte, nicht in szenischen Aufführungen. Aber in der ägyp-
tischen Diaspora des 2. Jh.s v. Chr. widmete ein hellenisierter Jude, der den
hebräischen Namen Ezechiel trug, der Ursprungslegende des Passahfestes ein
griechisches Theaterstück, und dessen Held war Mose.3 Der Untergang der
Ägypter im Roten Meer konnte in einem Drama freilich nicht szenisch darge-
stellt werden. Deshalb bediente sich Ezechiel nach griechischem Vorbild des
Mittels eines Botenberichts. So wie in den Persern des Aischylos ein persischer
Bote der Königsmutter und den Großen des persischen Hofes berichtete, was
vor Salamis geschehen war, so trat in Ezechiels Auszug aus Ägypten ein über-
lebender Ägypter auf, der mit seinem Bericht Zeugnis ablegte von der Macht
des Gottes Israels:
»... plötzlich aber drehten sich die Wagenräder [der ägyptischen
Streitwagen]
nicht (mehr), sondern saßen wie gefesselt fest.
Von Himmel zeigte sich uns ein gewaltiges Licht wie von Feuer,
vermutlich stand
ihnen Gott als Helfer bei. Als sie nun jenseits
des Meeres waren, da rauschte eine gewaltige Woge auf,
M3

JUDENTUM UND HELLENISMUS
 
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