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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 3.1908

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Conrad, Waldemar: Der ästhetische Gegenstand, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3433#0122
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118 WALDEMAR CONRAD.

und dieselbe ist deshalb sehr beachtenswert, weil sie besonders deutlich darauf
hinweist, daß es R. nicht um das Naturobjekt zu tun ist1), dem die hier gemeinte
»Kontinuität« ja keinenfalls zukommt.

Und darauf weisen all diese Analysen, die R. noch viel weiter und für kom-
pliziertere Fälle in gleicher Weise durchgeführt hat, hin.

Aber es fehlt bei ihm die entscheidende Wendung (statt von dem Naturobjekt
Tonfolge einerseits, der in uns erregten Vorstellung anderseits): von dem intentio-
nalen ästhetischen Gegenstand zu sprechen, jenen kausalen Gesichtspunkt aus dem
Auge zu lassen und die Deskription dieses »intendierten« Gegenstandes, wie er ihn
selbst nennt, selbständig weiter zu verfolgen.

Daß dies aber in der Tat seine philosophische Berechtigung hat, deuteten wir
durch jene Gegenüberstellung der sich gegenseitig diskreditierenden Gegenstands-
aurfassungen an, und daß es für die Ästhetik von Bedeutung ist, dürfte aus unserer
Anwendung auf die Musik auch schon klar hervorgegangen sein, wird aber bei der
weiteren Durchführung auf den anderen Kunstgebieten noch immer mehr hervor-
treten.

') Ebenso betont R. (S. 69) auch richtig, daß das Crescendo auf dem Klavier
als ein Kontinuierliches intendiert und gehört werde, obwohl das Klavier in Wirk-
lichkeit seine Einzeltöne nicht könne anschwellen lassen. — Natürlich handelt es
sich hier wieder nur um eine Auffassung »als kontinuierlich« oder um die Intention
auf ein Kontinuierliches, die insofern als »realisiert« gelten kann, als kein Unver-
träglichkeitsgefühl auftaucht.
 
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