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KARL BÜCHLER.
»daß dadurch das Gefühl für die Aufeinanderfolge der Vorstellungen
fast spurlos ausgelöscht wird« (Stilgesetz der Poesie S. 4). Wir nennen
ja auch ein gutes Kunstwerk ein zeitloses. Und es liegt im Wesen
des ästhetischen Seins, daß es ein gefühltes Gegenwärtiges ist, kein
fernes, bloß gewußtes. Wenn wir z. B. eine Dichtung bereits kennen
und uns dann eine einzelne Stelle besonders vornehmen, so sehen wir
diese zwar am deutlichsten, das andere aber doch auch als Ganzes
im Hintergrund, ohne die lange zeitliche Erstreckung. Die einzelnen
Teile des Ganzen sind dabei jeweils durch Spannungen und Kräfte
miteinander verknüpft. So lassen sich denn auf dem ganzen Gebiete
die Spannungen als elementare psychische und ästhetische Erschei-
nungen bezeichnen, die, wenn man ihnen keinen hohen ästhetischen
Eigenwert zuerkennen will, doch die Bedeutung eines wichtigen Hilfs-
wertes beanspruchen dürfen. Denn einerseits verbinden sie sich enge
mit den Sinnesqualitäten, andererseits stellen sie den Gang der Auf-
merksamkeit bezw. Bewußtwerdung dar.
KARL BÜCHLER.
»daß dadurch das Gefühl für die Aufeinanderfolge der Vorstellungen
fast spurlos ausgelöscht wird« (Stilgesetz der Poesie S. 4). Wir nennen
ja auch ein gutes Kunstwerk ein zeitloses. Und es liegt im Wesen
des ästhetischen Seins, daß es ein gefühltes Gegenwärtiges ist, kein
fernes, bloß gewußtes. Wenn wir z. B. eine Dichtung bereits kennen
und uns dann eine einzelne Stelle besonders vornehmen, so sehen wir
diese zwar am deutlichsten, das andere aber doch auch als Ganzes
im Hintergrund, ohne die lange zeitliche Erstreckung. Die einzelnen
Teile des Ganzen sind dabei jeweils durch Spannungen und Kräfte
miteinander verknüpft. So lassen sich denn auf dem ganzen Gebiete
die Spannungen als elementare psychische und ästhetische Erschei-
nungen bezeichnen, die, wenn man ihnen keinen hohen ästhetischen
Eigenwert zuerkennen will, doch die Bedeutung eines wichtigen Hilfs-
wertes beanspruchen dürfen. Denn einerseits verbinden sie sich enge
mit den Sinnesqualitäten, andererseits stellen sie den Gang der Auf-
merksamkeit bezw. Bewußtwerdung dar.