DEKORATIVE PLASTIK.
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der Fläche stellt und dadurch den Eindruck erweckt, als sei sie als
ganze vor der Fläche verschoben und verschiebbar. Das ist der Fall
bei der Ausfallbewegung oder der paradierenden Rückfallbewegung.
Letztere ist noch interessanter, weil sie die Spreizstellung der Füße
enthält. Bei einer solchen Parade scheint der ganze Körper zurück-
geworfen, die Fläche mit dem Rücken bestreichend. Das hintere Bein
ist eingebogen, aber gegen die Kernfläche gelegt. Der Kopf aber ist
nach vorn gerichtet und mit ihm die Aufmerksamkeit der Figur. Im
nächsten Augenblick erwartet man, daß das gestraffte Bein sich
krümmen, das hintere sich straffen und der Oberkörper und die Arme
2Ur Auslage vorgehen werden. So entsteht der barocke Eindruck
einer Bewegung, die nicht nur die Glieder über das Relief legt, um
sich an möglichst viel Fläche zu lehnen, sondern die über die Fläche
n,n- und hergeht wie das Pendel eines Metronoms, so aber, daß sich
der Körper immer an der Kernfläche oder parallel zu ihr entlang-
schiebt, als wollte er im Pendeln möglichst viel Fläche für sich reser-
Vleren. Mit diesem Pendeln ist aber der Eindruck des Verwachsen-
seins von Körper und Kernfläche kaum noch zu verbinden. Die Be-
wegung erlangt ein Äußerstes von Freiheit, ohne die Reliefmäßigkeit
aufzugeben.
Dazu gehört aber auch eine Rundung des Körpers und eine Er-
höhung des Reliefs, bis es volle Ausbildung der barocken Muskulatur
gestattet und dem Eindruck von Freifiguren sich nähert. Die Relief-
zone übertrifft in der barocken Plastik die Hälfte der Figurenstärke.
P'e Formen gehen nicht mit schrägen Flächen von der Formengrenze
ln die Kernfläche hinein, sondern runden sich ab. Die Welle über-
schlägt sich. Das Haften an der Kernfläche ist mehr eine technische
edingung als eine künstlerische. Bei dieser Erhabenheit des Reliefs,
O'eser Freiräumlichkeit der Massen und der Natürlichkeit der Musku-
atur würden selbst klassische Reliefhaltungen oder einzelne Glieder-
ewegungen schon forciert erscheinen. Die Reliefhaltung wird selber
ln Zwang, den die barocke Figur sich antut. Dennoch kann man
elbst bei barocken Reliefs bemerken, daß die Rücksicht auf die An-
nnung an die Kernfläche, das Bestreichen dieser Fläche beim Hin-
und Herpendeln und die dadurch entstehende Reliefschönheit uns
e! ^rocken und akrobatisch geschulten Körpern Bewegungen als
"toglich und natürlich hinnehmen lassen, die in freier Luft ausgeführt
aum in dieser Reinheit sich vollziehen würden. Darum ist es selbst
e' barocken Figuren nicht möglich, den Hintergrund wegzunehmen,
nne die Kernfläche werden auch sie unnatürlich und unverständlich.
Die barocke Relieffigur mit der typischen Ausfall- oder Parade-
Regung braucht nicht nur Spielraum im Sinne möglichst hoher,
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der Fläche stellt und dadurch den Eindruck erweckt, als sei sie als
ganze vor der Fläche verschoben und verschiebbar. Das ist der Fall
bei der Ausfallbewegung oder der paradierenden Rückfallbewegung.
Letztere ist noch interessanter, weil sie die Spreizstellung der Füße
enthält. Bei einer solchen Parade scheint der ganze Körper zurück-
geworfen, die Fläche mit dem Rücken bestreichend. Das hintere Bein
ist eingebogen, aber gegen die Kernfläche gelegt. Der Kopf aber ist
nach vorn gerichtet und mit ihm die Aufmerksamkeit der Figur. Im
nächsten Augenblick erwartet man, daß das gestraffte Bein sich
krümmen, das hintere sich straffen und der Oberkörper und die Arme
2Ur Auslage vorgehen werden. So entsteht der barocke Eindruck
einer Bewegung, die nicht nur die Glieder über das Relief legt, um
sich an möglichst viel Fläche zu lehnen, sondern die über die Fläche
n,n- und hergeht wie das Pendel eines Metronoms, so aber, daß sich
der Körper immer an der Kernfläche oder parallel zu ihr entlang-
schiebt, als wollte er im Pendeln möglichst viel Fläche für sich reser-
Vleren. Mit diesem Pendeln ist aber der Eindruck des Verwachsen-
seins von Körper und Kernfläche kaum noch zu verbinden. Die Be-
wegung erlangt ein Äußerstes von Freiheit, ohne die Reliefmäßigkeit
aufzugeben.
Dazu gehört aber auch eine Rundung des Körpers und eine Er-
höhung des Reliefs, bis es volle Ausbildung der barocken Muskulatur
gestattet und dem Eindruck von Freifiguren sich nähert. Die Relief-
zone übertrifft in der barocken Plastik die Hälfte der Figurenstärke.
P'e Formen gehen nicht mit schrägen Flächen von der Formengrenze
ln die Kernfläche hinein, sondern runden sich ab. Die Welle über-
schlägt sich. Das Haften an der Kernfläche ist mehr eine technische
edingung als eine künstlerische. Bei dieser Erhabenheit des Reliefs,
O'eser Freiräumlichkeit der Massen und der Natürlichkeit der Musku-
atur würden selbst klassische Reliefhaltungen oder einzelne Glieder-
ewegungen schon forciert erscheinen. Die Reliefhaltung wird selber
ln Zwang, den die barocke Figur sich antut. Dennoch kann man
elbst bei barocken Reliefs bemerken, daß die Rücksicht auf die An-
nnung an die Kernfläche, das Bestreichen dieser Fläche beim Hin-
und Herpendeln und die dadurch entstehende Reliefschönheit uns
e! ^rocken und akrobatisch geschulten Körpern Bewegungen als
"toglich und natürlich hinnehmen lassen, die in freier Luft ausgeführt
aum in dieser Reinheit sich vollziehen würden. Darum ist es selbst
e' barocken Figuren nicht möglich, den Hintergrund wegzunehmen,
nne die Kernfläche werden auch sie unnatürlich und unverständlich.
Die barocke Relieffigur mit der typischen Ausfall- oder Parade-
Regung braucht nicht nur Spielraum im Sinne möglichst hoher,