DER ÄSTHETISCHE GEGENSTAND.
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gesetzte Wort »Dreieck« einfach eine Addition von »drei« und »Eck«
sei und ebenso der Satz durch das Zusammentreten (durch einfache
Addition) mehrerer solcher eben beschriebener Worte entstände. Die
Lautzeichen stehen in der Tat derartig zeitlich und die Schriftzeichen
räumlich nebeneinander. Indes ist unschwer einzusehen, daß der ge-
meinte Gegenstand jedenfalls nicht einfach die Summe der von den
Einzelwörtern gemeinten Gegenstände ist, weder bei einem Satz wie
*a ist größer als b«, noch bei einem Wort wie »Gewandhaus«, aber
auch nicht einmal bei »Dreieck«. Offenbar haben wir bei jedem solchen
größeren Ganzen einen eigenen gemeinten Gegenstand und auch eine
e'gene meinende Bedeutung. Die Frage ist, wie diese neuen Phäno-
mene sich zu den alten, früher besprochenen verhalten, in welcher
Weise jene zu dem Aufbau dieser beitragen oder ob sie gar völlig in
em neuen untergehen, so völlig, wie zwei chemische Elemente, die
s>ch zu einer Verbindung vereinigen, welche mitunter, wie das Schwefel-
ten, gar keine Ähnlichkeit mehr mit den konstituierenden Bestand-
tei'en zu besitzen scheint.
Bedeutung und Gegenstand verhalten sich hierbei, wenn vielleicht
uch nicht prinzipiell, so doch jedenfalls graduell verschieden; die
Wortbedeutungen der Einzelworte nämlich bleiben in den Wortzusam-
mensetzungen im allgemeinen erhalten1), die Gegenstände aber im
•gemeinen nicht. Die Bedeutung »Drei« ist offenbar in das neue
edeutungsganze »Dreieck« eingegangen, der Gegenstand »Drei« aber
lc"t in das Gegenstandsganze »Dreieck«. Denn das Gegenstands-
ganze »Dreieck« ist ein Raumgebilde, der Gegenstand »Drei« aber
'.cnt- Indes additiv setzt sich natürlich auch das Bedeutungsganze2)
cht aus seinen einzelnen Elementen zusammen; denn die Bedeutung
reieck« ist nicht identisch mit der Bedeutung »drei Ecken«, sondern
rde sich, wie es die Begriffsdefinition tut, auseinanderfalten lassen
S ikx^escri'ossene geradlinige Figur mit drei Ecken« oder dergleichen,
ost die Bedeutung »Schwefeleisen« ist nicht identisch mit »Schwefel«
»Eisen«, denn es bedeutete ja eben »die neue Verbindung, die
__J-*bestimmten Umständen aus Schwefel und Eisen entsteht«3).
y Vgl. Husserl a. a. O. den IV. Abschnitt, besonders § 3 und 5.
richr .seren eingangs eingeführten Definitionen entsprechend würde man hier
doch^er "Serail von »Begriff« und »Begriffsganzen« statt »Bedeutungsganzen« reden,
den ^Cr Sprachgebrauch zu ungewohnt, als daß man nicht fürchten müßte, mit
Wäh 're'cnen Äquivokationen des Ausdruckes »Begriff« Verwirrung zu stiften,
dies ^'e Verwechslung von »Bedeutung« und »Begriff« (in unserem Sinne) an
er Stelle völlig belanglos ist.
tun welcher Weise die Bedeutung »neue Verbindung« u. s. w. in der Bedeu-
nicht *„ wefeleisen<< »implizite« enthalten ist, darauf können wir hier natürlich
naher eingehen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß auf diesem »implizite-
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gesetzte Wort »Dreieck« einfach eine Addition von »drei« und »Eck«
sei und ebenso der Satz durch das Zusammentreten (durch einfache
Addition) mehrerer solcher eben beschriebener Worte entstände. Die
Lautzeichen stehen in der Tat derartig zeitlich und die Schriftzeichen
räumlich nebeneinander. Indes ist unschwer einzusehen, daß der ge-
meinte Gegenstand jedenfalls nicht einfach die Summe der von den
Einzelwörtern gemeinten Gegenstände ist, weder bei einem Satz wie
*a ist größer als b«, noch bei einem Wort wie »Gewandhaus«, aber
auch nicht einmal bei »Dreieck«. Offenbar haben wir bei jedem solchen
größeren Ganzen einen eigenen gemeinten Gegenstand und auch eine
e'gene meinende Bedeutung. Die Frage ist, wie diese neuen Phäno-
mene sich zu den alten, früher besprochenen verhalten, in welcher
Weise jene zu dem Aufbau dieser beitragen oder ob sie gar völlig in
em neuen untergehen, so völlig, wie zwei chemische Elemente, die
s>ch zu einer Verbindung vereinigen, welche mitunter, wie das Schwefel-
ten, gar keine Ähnlichkeit mehr mit den konstituierenden Bestand-
tei'en zu besitzen scheint.
Bedeutung und Gegenstand verhalten sich hierbei, wenn vielleicht
uch nicht prinzipiell, so doch jedenfalls graduell verschieden; die
Wortbedeutungen der Einzelworte nämlich bleiben in den Wortzusam-
mensetzungen im allgemeinen erhalten1), die Gegenstände aber im
•gemeinen nicht. Die Bedeutung »Drei« ist offenbar in das neue
edeutungsganze »Dreieck« eingegangen, der Gegenstand »Drei« aber
lc"t in das Gegenstandsganze »Dreieck«. Denn das Gegenstands-
ganze »Dreieck« ist ein Raumgebilde, der Gegenstand »Drei« aber
'.cnt- Indes additiv setzt sich natürlich auch das Bedeutungsganze2)
cht aus seinen einzelnen Elementen zusammen; denn die Bedeutung
reieck« ist nicht identisch mit der Bedeutung »drei Ecken«, sondern
rde sich, wie es die Begriffsdefinition tut, auseinanderfalten lassen
S ikx^escri'ossene geradlinige Figur mit drei Ecken« oder dergleichen,
ost die Bedeutung »Schwefeleisen« ist nicht identisch mit »Schwefel«
»Eisen«, denn es bedeutete ja eben »die neue Verbindung, die
__J-*bestimmten Umständen aus Schwefel und Eisen entsteht«3).
y Vgl. Husserl a. a. O. den IV. Abschnitt, besonders § 3 und 5.
richr .seren eingangs eingeführten Definitionen entsprechend würde man hier
doch^er "Serail von »Begriff« und »Begriffsganzen« statt »Bedeutungsganzen« reden,
den ^Cr Sprachgebrauch zu ungewohnt, als daß man nicht fürchten müßte, mit
Wäh 're'cnen Äquivokationen des Ausdruckes »Begriff« Verwirrung zu stiften,
dies ^'e Verwechslung von »Bedeutung« und »Begriff« (in unserem Sinne) an
er Stelle völlig belanglos ist.
tun welcher Weise die Bedeutung »neue Verbindung« u. s. w. in der Bedeu-
nicht *„ wefeleisen<< »implizite« enthalten ist, darauf können wir hier natürlich
naher eingehen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß auf diesem »implizite-