DEKORATIVE PLASTIK. 257
Von dem Gesichtspunkt freier, raumerlebender Haltung aus muß
aas Verhältnis von Figur und Raum so sein, daß die Figur nicht in
den Raum hineingepreßt erscheint, daß sie ihn nur in freier Entfaltung
ohne Bedrückung und Klemmung ausfüllt. Für dieses wohlige Ver-
hältnis des Nicht-zu-eng und Nicht-zu-weit läßt sich kein Maß in Zenti-
metern angeben; Takt des Künstlers und Betrachters entscheiden un-
mittelbar darüber.
Daß allein die Plastik mit ihrer Abstraktion des Haltungs- und
ewegungsmotives im stände ist, als ziel- und zwecklose, rein körper-
iche Funktion nur das Erleben des Raumes auszudrücken, sich in
orm und Haltung dem Raum anzupassen und so das Verhältnis von
'gur zu Plastik ein notwendiges und bleibendes werden zu lassen,
gent aus der Art der dekorativen Aufgabe hervor. Beispiele und
egenbeispiele würden es noch deutlicher machen und zugleich be-
eisen, wie die Plastiken, die für sich betrachtet langweilig wirken, gute
Korative Plastiken darstellen, während es vom Gesichtspunkt einer Ge-
mtarchitektur bereits als Mangel empfunden werden kann, wenn eine
auje infolge ihrer bedeutenden, menschlich und künstlerisch ergreifen-
en Qualitäten sich aus dem Rahmen der Architektur herausdrängt.
Dies geschieht immer, sobald die raumfüllende Skulptur Menschen-
arstellung wird. Ein Mensch mit individuell gestalteten, seelenvollen
ugen hat in solchen Blendräumen keine Heimat. Die ausdrucks-
, en Statuen des jugendlichen Donatello in den Nischen am Dom-
rrn in Florenz sind dekorativ unmöglich. Trotzdem sie in ihrem
ea"smus ein gutes Stück Naturwahrheit geben, würden abstrakte
'sehe Stehfiguren, Tugenden, Allegorien in diesen spitzbogigen
i.. men künstlerisch wahrer wirken. Der Prophet Jeremias, ein wüst
icher Mensch mit trotzig herabhängender Unterlippe, in proleten-
in Cr- *un£ und zerknautschtem Gewände ist gewiß eindrucksvoll
einer provozierenden Häßlichkeit. Aber eine Notwendigkeit, in
j*er Nische zu hausen, besteht nicht. Wir glauben wohl an Höhlen-,
seh • a- an Nischenbewohner. Wenn wir selbst von der Unwahr-
ab m ke't des Standortes in der Höhe des ersten Domgeschosses
do v, .' Uns ^'e Nische an der Straße denken, so müßten wir uns
als u ^ez'enung dieses Menschen zu diesem Raum so vorstellen,
auf e'n Wegelagerer sich hier versteckt hielte, einem Straßengänger
ülauern. So fehlt das Bleibende des dekorativen Zusammenhanges.
tis . ^e w'fd Schauplatz, wir interessieren uns für einen drama-
Und Cn ^or£ang und für die Hauptperson, warten ab, was sie tun
tio Wann s'e diesen Ort verlassen wird. Die architektonische Funk-
g > den Raum dauernd als unbetretbar und doch vorhanden in seiner
^"art zn. charakterisieren, geht verloren.
1 schr- f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. III. 17
Von dem Gesichtspunkt freier, raumerlebender Haltung aus muß
aas Verhältnis von Figur und Raum so sein, daß die Figur nicht in
den Raum hineingepreßt erscheint, daß sie ihn nur in freier Entfaltung
ohne Bedrückung und Klemmung ausfüllt. Für dieses wohlige Ver-
hältnis des Nicht-zu-eng und Nicht-zu-weit läßt sich kein Maß in Zenti-
metern angeben; Takt des Künstlers und Betrachters entscheiden un-
mittelbar darüber.
Daß allein die Plastik mit ihrer Abstraktion des Haltungs- und
ewegungsmotives im stände ist, als ziel- und zwecklose, rein körper-
iche Funktion nur das Erleben des Raumes auszudrücken, sich in
orm und Haltung dem Raum anzupassen und so das Verhältnis von
'gur zu Plastik ein notwendiges und bleibendes werden zu lassen,
gent aus der Art der dekorativen Aufgabe hervor. Beispiele und
egenbeispiele würden es noch deutlicher machen und zugleich be-
eisen, wie die Plastiken, die für sich betrachtet langweilig wirken, gute
Korative Plastiken darstellen, während es vom Gesichtspunkt einer Ge-
mtarchitektur bereits als Mangel empfunden werden kann, wenn eine
auje infolge ihrer bedeutenden, menschlich und künstlerisch ergreifen-
en Qualitäten sich aus dem Rahmen der Architektur herausdrängt.
Dies geschieht immer, sobald die raumfüllende Skulptur Menschen-
arstellung wird. Ein Mensch mit individuell gestalteten, seelenvollen
ugen hat in solchen Blendräumen keine Heimat. Die ausdrucks-
, en Statuen des jugendlichen Donatello in den Nischen am Dom-
rrn in Florenz sind dekorativ unmöglich. Trotzdem sie in ihrem
ea"smus ein gutes Stück Naturwahrheit geben, würden abstrakte
'sehe Stehfiguren, Tugenden, Allegorien in diesen spitzbogigen
i.. men künstlerisch wahrer wirken. Der Prophet Jeremias, ein wüst
icher Mensch mit trotzig herabhängender Unterlippe, in proleten-
in Cr- *un£ und zerknautschtem Gewände ist gewiß eindrucksvoll
einer provozierenden Häßlichkeit. Aber eine Notwendigkeit, in
j*er Nische zu hausen, besteht nicht. Wir glauben wohl an Höhlen-,
seh • a- an Nischenbewohner. Wenn wir selbst von der Unwahr-
ab m ke't des Standortes in der Höhe des ersten Domgeschosses
do v, .' Uns ^'e Nische an der Straße denken, so müßten wir uns
als u ^ez'enung dieses Menschen zu diesem Raum so vorstellen,
auf e'n Wegelagerer sich hier versteckt hielte, einem Straßengänger
ülauern. So fehlt das Bleibende des dekorativen Zusammenhanges.
tis . ^e w'fd Schauplatz, wir interessieren uns für einen drama-
Und Cn ^or£ang und für die Hauptperson, warten ab, was sie tun
tio Wann s'e diesen Ort verlassen wird. Die architektonische Funk-
g > den Raum dauernd als unbetretbar und doch vorhanden in seiner
^"art zn. charakterisieren, geht verloren.
1 schr- f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. III. 17