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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3621#0365

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BEMERKUNGEN. 359

die ihm nach seinen Leistungen, seinem reichen Wissen und Können längst gebührt
hätte. Um so dankbarer ist daher das hohe moralische wie wissenschaftlich-sach-
liche Verdienst zu begrüßen, das sich die Mitglieder des Professorenkollegiums der
philosophischen Fakultät der Universität Wien — und unter diesen wieder vor allem
einige ebenso als Gelehrte wie vornehme Charaktere hervorragende Männer der
Wissenschaft, die sich mit besonderer Energie und Tatkraft für den Verewigten ein-
setzten — um ihn erwarben, indem sie ihm zu seinem Rechte verhalfen und so
einen vornehmen Akt reinster Gerechtigkeit vollzogen. Es ist tieftraurig, daß es
dem Dahingeschiedenen von einem grausamen Geschick nur so kurze Zeit ver-
gönnt wurde, sich dieses seines so spät und mit solchen Hindernissen errungenen
Erfolges zu erfreuen und seine Früchte zu genießen. Einem schweren, tückischen
Leiden, das den Armen schon über zwei Jahre quälte und schon vor mehr als
Jahresfrist eine Operation nötig machte, gesellte sich noch ein zweites hinzu, deren
vereintem Angriffe seine geschwächte und gebrochene Lebenskraft schließlich erlag.
So ist er von uns geschieden, und wenn es für uns, die wir die ganze Größe
dieses schweren, unersetzlichen Verlustes zu ermessen imstande sind, einen Trost
geben kann, so muß es wohl der sein: daß, wenn auch der vornehme, gütige,
wohlwollende Mensch und milde, reine, lautere Charakter uns für immer entrissen
ist, doch wenigstens noch der Gelehrte unter uns fortwirkt und fortleben wird,
insofern er uns in seinen Werken ein kostbares Vermächtnis und damit einen letzten
Nachglanz seiner so milden, reinen Persönlichkeit hinterlassen hat. Und wenn es
endlich dem Schreiber dieser Zeilen vergönnt sein möge, am Schlüsse dieser dem
Andenken seines ehemaligen Lehrers gewidmeten Betrachtung seinen eigenen Ge-
fühlen und Stimmungen Ausdruck verleihen zu dürfen, so sind es die der tiefsten,
innigsten Dankbarkeit und der aufrichtigsten, unauslöschlichsten Verehrung, — für
den Menschen wie für den Gelehrten, dessen Andenken für sein ganzes weiteres
Leben stets wie ein Heiligtum von ihm hochgehalten werden wird. Sollte es ihm
gelungen sein, auch nur einige ganz blasse, flüchtige, skizzenhafte Umrisse von
dem Bilde Wallascheks, wie es ihm selber vor der Seele steht, denrLeser dieser
Zeilen vor Augen zu führen und diesem wenigstens eine ganz schwache Andeu-
tung von dem Wesen des Verewigten zu geben, so würde er sich darüber auf-
richtig glücklich fühlen, in dem Bewußtsein: das Angedenken eines grundgütigen,
vornehmen, milden und makellos lauteren Charakters sowie durchaus selbständigen,
eigenartigen und verdienstvollen Gelehrten einem weiteren Kreise zugänglich ge-
macht und näher gebracht zu haben.

Wien. Robert Lach.

Zur Erinnerung an Moriz Hoernes.

Kurz vor Abschluß dieses Heftes trifft die schmerzliche Nachricht ein, daß der
Professor der prähistorischen Archäologie an der Wiener Universität Moriz Hoernes
im 66. Lebensjahr verstorben ist. Die Kürze der Zeit würde eine Darstellung
seiner Verdienste um die allgemeine Kunstwissenschaft nicht gestatten; sie ist aber
auch sachlich nicht mehr vonnöten, da Emil Utitz in seiner Besprechung des
Hoernesschen Hauptwerkes (in diesem Bande S. 245—252) die Lebensarbeit des
Dahingeschiedenen gewürdigt hat. Mir bleibt nur übrig auszusprechen, daß unsere
Bestrebungen in Hoernes einen aufrichtigen und tatkräftigen Freund besessen hatten.
Hoernes war am Berliner Kongreß hervorragend beteiligt gewesen; er hatte mit
 
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