Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Besprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0414

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
408 BESPRECHUNGEN.

So ist's denn auch Dornseiff gegangen. Er bringt Sammlungen von (oft sehr un-
genügend durchdachten) Belegstellen, hauptsächlich aus Pindar, für einige Erscheinungen
der Dichtersprache, und stellt darüber Betrachtungen an, die zeigen, daß er auch in
einigen Tragikerkommentaren, in Schopenhauer, Nietzsche, Bergson, Julius Lange,
George, Rudolf Otto, und in verwandter Literatur gelesen hat. Was dabei schließlich
für die griechischen Lyriker herausspringt, ist dem Kenner selten neu, dem Anfänger
mehr verwirrend als belehrend, aber doch oft anregend und somit nicht völlig nutz-
los. Über »Pindars Stil« aber sollte niemand wieder schreiben, der nicht auf Grund
des Stils beweisen kann, daß das fünfte olympische Gedicht von Pindar stammt, odei
daß es nicht von ihm stammt. -/a'/.tnä m xaXä.

[Korrekturnachtrag. Nicht ungern verweise ich auf Otto Schroeders lobende
Anzeige des Buches, Berlin, philol. Wochenschr. 1921, August. Sie ändert an meinem
Urteil nichts, wird aber verhindern, daß es dem jugendlichen und mutigen Verfasser
schadet. Inzwischen habe ich auch Dornseiffs anspruchslose Paraphrase des Pindar
(Inselverlag 1921) gesehen, die bei dem Mangel jedes ähnlichen Hilfsmittels Unein-
geweihten bei der Lektüre des Originals nützlich sein kann.]

Frohnau bei Berlin. Paul Maas.

G. E. Timerding, Der goldene Schnitt. Leipzig, Teubner, 1919 (Mathe

matisch-Physikalische Bibliothek Bd. 32).
K. Do ehlemann, Grundzüge der Perspektive nebst Anwendung60-
Leipzig. Teubner, 1919. 2. verbesserte Auflage. Mit 91 Figuren u. 11 Abbil-
dungen. (Aus Natur u. Geisteswelt Bd. 510.)

Die beiden zusammen genannten Büchlein von Timerding und Doehleniann
sind nicht nur zur Belehrung, sondern zum Studium bestimmt. Beide enthalte"
viel Mathematik.

Das Büchlein über den goldenen Schnitt besteht aus einem analytischen und
einem ästhetischen Kapitel. Das analytische Kapitel liefert die Theorie des goldenen
Schnittes, die infolge der Anlehnung an das Lehrbuch des Euklid in der Regel zu
kurz kommt. Das ästhetische Kapitel gibt einen Überblick über die Versuch6
einer ästhetischen Auswertung des goldenen Schnittes von den Pythagoreern und
Plato bis zur Gegenwart. Es zeigt, daß ein exakter empirischer Beweis für u'e
ästhetische Bedeutung des goldenen Schnittes bisher nicht hat geführt werden
können. Selbstverständlich berücksichtigt der Verfasser den reichen Tatsacheiistoti>
der die tatsächliche und praktische Bedeutung des goldenen Schnittes erhellt; ape
zur Aufstellung eines exakten Gesetzes reicht dieses Material nicht aus, wenigstens
nicht in seiner bisherigen Bearbeitung.

Das Büchlein von Doehlemann ist fast zu einem Kompendium der projektive'1
Geometrie geworden. Es liefert die Grundlinien einer exakten Theorie der Per'
spektive. Vorausgesetzt sind Leser, die die perspektivischen Gesetze mit ihren Ab'
leitungen wirklich kennen lernen wollen. Dazu gehört freilich, um es noch einrna
zu sagen, ein Studium, das sich von jedem Gedankenschritt Rechenschaft abteß
und die behandelten Aufgaben selbständig durcharbeitet. Der Verfasser ist el
strenger Lehrer; aber wer bereit und imstande ist, nach seiner Anleitung zu ver
fahren, gewinnt von der Perspektive einen Begriff, dessen Klarheit ihm bei de
technischen Bildbeurteilung die wertvollsten Dienste leisten wird.

Kiel.

Elisabeth von Orlh.
 
Annotationen