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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

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Heft 2
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Kjerbüll-Petersen, Lorenz: Zur Erinnerung an Konrad Lange
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Dorner, Alexander: Die Erkenntnis des Kunstwollens durch die Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0222

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216 BEMERKUNGEN.



tikers, die aus dem impressionistischen Revolutionär von gestern eben einen Reak-
tionär von heute machte.

Es erschien mir als einem ehemaligen Schüler des Verstorbenen und prinzipielle11
Anhänger seiner Theorie nicht unangebracht, hier auch nachdrücklichst auf die
Schwächen des Illusionismus in der Langeschen Prägung hinzuweisen. Für den
Illusionsästhetiker bedeuten sie ebenso viel Neuaufgaben. Es gilt für ihn nunmehr,
das System aus den persönlichen, oft allzu persönlichen Bedingtheiten der zufälligen
Individualität seines Urhebers loszulösen; es gilt dem Illusionismus eine unanfecht-
bare psychologische Grundlage zu geben; es gilt dem poetischen Element neben
dem mimischen den ihm gebührenden Platz innerhalb des System zuzuweisen und
der schöpferischen Künstlerpersönlichkeit in erhöhtem Maße gerecht zu werden.
Der Dank seiner Schüler an Konrad Lange möge bestehen in der Verbreiterung
wie in der Vertiefung und Verinnerlichung seines Systems!

Die Erkenntnis des Kunstwollens durch die Kunstgeschichte.

Von
Alexander Dorner.

Mit 2 Figuren.

Zur besseren Klarlegung des Zieles, das im folgenden verfolgt werden soll)
erscheint mir die Anknüpfung an diejenige Arbeit notwendig, die den Begriff des
Kunstwollens wesentlich geklärt hat. Es ist der Aufsatz von E. Panofsky »Der Be-
griff des Kunstwollens« (im XIV. Bd. dieser Zeitschrift S. 321 ff.). Seine Kritik der
drei bisherigen Auffassungen des Kunstwollens, der künstlerpsychologischen, der
zeitpsychologischen und der apperzeptionspsychologischen führt zu ihrer Ablehnung,
da sie alle drei als »Gegenstand möglicher kunstwissenschaftlicher Erkenntnis keine
psychologischen Wirklichkeiten« ergeben. Panofsky erkennt richtig, daß die ge-
nannten drei Auffassungen des Kunstwollens mangels einer objektiven Grundlage
Unbeweisbares behaupten, und schließt folgerichtig, daß die Schaffung einer solchen
Grundlage der einzige Weg dazu ist, das Kunstwollen zu einer historischen Wirk-
lichkeit zu machen.

Daß aber Panofsky diese objektive Basis für die Erkenntnis des Kunstwollens
durch a priori deduzierte Grundbegriffe schaffen will, da es eine vorher bestim-
mende Notwendigkeit gäbe, die das Wollen bestimmte, ist ein Fehltritt. Denn
hierbei begeht Panofsky offensichtlich den Fehler, die kunstgeschichtliche und die
kunsttheoretische Betrachtungsweise zu vermengen.

Daß diese Trennung von Panofsky nicht gemacht wird, geht einmal aus dem
Fehlen eines jeden solchen Versuches gleich aus den ersten Seiten hervor, vielmehr
noch bei der Anführung des Urteilssatzes »die Luft ist elastisch*, dessen rein
formal analytische Begriffszergliederung unbedenklich in Parallele gesetzt wird mit
der praktisch historischen Behandlung eines gegenständlichen Inhalts, wie die Ent-
stehungsursache eines räumlich und zeitlich festgelegten Kunstwerks, und endlich
da, wo er Alois Riegl durch die Resultate seiner Untersuchungen über Einzelfälle
des historischen Kunstwollens eine neue Transzendentalphilosophie der Kunst (an
sich!) begründet haben läßt.
 
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