Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 16.1922

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Klatt, Georg: Über Landschaftsschilderungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3618#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II.
Über Landschaftsschilderüng.

Von

Georg Klatt.

Von der ausübenden Kunstpflege des Liebhabers will man gemein-
hin nicht viel wissen. Dennoch kann man ihr mit gutem Gewissen
das Wort reden; für die Öffentlichkeit ist sie zwar entbehrlich, aber der
Ausübende selber kann aus der Betätigung sehr viel schöpfen, viel
mehr als bloße Freude an der Tätigkeit. Ist es ihm auch versagt, zu
hohen Zielen vorzudringen, so bekommt er doch eine Ahnung von
den Wegen, auf denen sich der Genius zu seinen Zielen bewegt. In-
dem er damit ringt, einem Stoffe die richtige Gestalt zu geben, indem
er aus diesem Ringen Freuden und Schmerzen saugt, enthüllt sich ihm
die Formung, die Gestaltung des Stoffes als der eigentliche Kern des
künstlerischen Schaffens, und zugleich öffnet sich ihm mancher Zugang
zu der Seele der großen Schaffenden. Dazu ist es natürlich notwendig,
daß es ihm um seine künstlerischen Bemühungen ernst ist, daß er alle
seine Kräfte aufbietet, um, wenn auch im kleinen, ein Ganzes zu schaffen.
Aber das ist es gerade, was dem Worte Dilettantismus den schlechten
Klang gegeben hat, daß dieses Ernstnehmen, das Bewußtsein, daß es
auf etwas ankommt, in der Betätigung der Liebhaber so häufig
vermißt wird. Die meisten Kunstzweige verlangen allerdings von dem
Ausübenden eine gewisse Beherrschung der technischen Mittel und
zwingen ihn dadurch einigermaßen zu einer ernsthaften Hingabe. Eine
Landschaft mit dem Pinsel schildern kann nur, wer mit den Farben
umzugehen gelernt hat. Hingegen scheinen viele zu meinen, es sei die
Kunst der Schilderung mit der Feder jedem mit dem Schreibunterrichte
übermittelt worden. Dem Dilettanten der Feder bietet sich die um-
gebende Natur bequem zur Schilderung dar, bequemer als etwa die
äußeren und inneren Geschehnisse eines Menschenlebens zur Gestal-
tung im Drama.

Die ernste Pflege dieses Zweiges schildernder Kunst könnte nach
mehreren Seiten einen segensvollen Einfluß ausüben, nicht zuletzt auf
die Vertiefung unseres Naturgefühls, worum wir uns heute mehr als
je zu bemühen haben. Die Naturschilderung wird viel gepflegt, selten
 
Annotationen