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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0354
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BESPRECHUNGEN.

341

sich selber als in den unendlichen Grund zur erfüllten Identität oder zur absoluten
Allselbstheit«. An der Realisierung dieses dritten »immanenten Weltbegriffs« soll
die gegenwärtige Kultur arbeiten.

Eine der Stufung des Weltbegriffs äquivalente Epochengliederung in der Stilkonsti-
tution wird als das Endresultat der »genetischen Methode« des Verfassers geschildert.

Die im Weltbegriff »zur Aufschließung ihrer Identität gelangenden« Momente
waren »Unendlicher Grund der Welt« und »Dasein der Welt«. Als ihnen äquiva-
lente Formpole der Kunst werden Totalität der Raumvorstellung und Einzelformen
eines Werkes angesehen.

In der ersten »formlogischen« Stilepoche bilden die »Einzelformen und ihre
Erhebung zur geformten Totalität eine einfache Identität«. Das erste Stilprinzip
ergibt eine einfache Komposition.

Die Kompositionsweise der zweiten Stilepoche dagegen nennt der Verfasser
polar. Die »Allgemeinraumtotalität<, welche der »Einheitsidee des transzendenten
Gottes« äquivalent sein soll, bildet den formalen Gegenpol zu den Einzelformen.
Die letzteren sollen in die Allgemeinraumtotalität hineingesetzt und mit ihr zur
Identität gebracht werden.

Im dritten Typus der Stilkonstitution »differenziert sich« die »Allgemeinraum-
Totalität« »zu dem ihr immanenten Einzelräumlichen, um vermöge seiner Organisation
ihre Geformtheit zu gewinnen als die Erfüllung zur Aktualität«. Diesen Formvorgang
möchte der Verfasser-Differenzierung« nennen. Für »einfach kompositionell« hält er
alle vorchristliche Kunst. Die christliche Kunst erscheint ihm »polar kompositionell«
und die »Differenzierung« sieht er mit dem modernen Impressionismus einsetzen.

Die vorstehenden, einen Hauptteil der Coellenschen Arbeit ausmachenden Grund-
sätze wurden hier eingehender referiert, um an ihnen die Art der »geschichtsphilo-
sophischen Untersuchung« zu zeigen, welche völlig unphilosophisch und noch nicht
einmal logisch ist. Da der andere Hauptteil des Buches auf ebenso schwachem
»philosophischem« Fundament steht, soll er hier nicht mehr wiedergegeben werden.

Schon die einfache Forderung, eine Inhaltsangabe des Buches zu geben, stellt
dem Referenten eine kaum zu lösende Aufgabe. Die Sätze sind mit Worten über-
laden, ihr Sinn nicht klar. Die Gedankengänge des Verfassers sind häufig unscharf,
die Resultate nicht genügend begründet. Es blieb dem Referenten nichts anderes
zu tun übrig, als durch Zitate die Art der Arbeit zu demonstrieren.

Eine Stellungnahme zu den Grundsätzen Coellens ist deshalb unmöglich, weil
der Verfasser mit Begriffen arbeitet, die nicht bestimmt und fest genug sind, um
für eine sachliche Auseinandersetzung die eindeutige Grundlage zu bilden. Mit Aus-
drücken wie »erfüllte Identität«, »Selbstentäußerung des unendlichen Lebens«, Ver-
wirklichung der Identität seiner (des Lebens) selber als des Grundes und seiner
Selbstentäußerung«, »unendlicher Grund der Welt«, i Wiederhineinnahme der Selbst-
entäußerung des unendlichen Lebens in sich selbst» , »immanent logische Bewegung
der konstitutiven Momente des Weltbegriffs« u. a. läßt sich philosophisch nicht
arbeiten. Für sie gilt das Urteil des »In-der-Luft-Schwebens«, aber nicht für die
Lehre Kants, der diesen Vorwurf zu machen Coellen verwegen genug ist.

Münster i. W.

Magda Heilbronn.

Jahrbuch der Charakterologie, herausgegeben von Emil Utitz. IV. Jahr-
gang, Band 4. Berlin 1927, Panverlag Rolf Heise.
Erich Everth unterscheidet, in einer Abhandlung »Individualität und
Geiste sgeschichte , unter den geisteswissenschaftlichen Methoden in der neueren
 
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