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K. S. LAURILA.
lebnis in eine Lust. Mit noch besserem Grund könnte man dann sagen,
daß alle Goldmünzen eigentlich Silbermünzen sind, denn jede Gold-
münze enthält auch einen kleinen Prozentsatz Silber. Nach derselben
Logik würde es aber auch keine Silbermünzen geben können, denn
alle Silbermünzen wären dann — Kupfermünzen, da jede Silbermünze
wohl etwas Kupfer enthält.
Auf solche Abwege gerät man, wenn man mit den Begriffen Taschen-
spielerei treibt, ihren Sinn bald verengert, bald erweitert und dieselben
Wörter bald in dieser, bald in jener Bedeutung anwendet. Auf einer
solchen Taschenspielerei, vornehmlich mit den Begriffen Lust und Un-
lust, beruht zu einem großen Teil das ganze Lustdogma. Denn wenn
man den ästhetischen Eindruck in seinem richtigen Sinne nimmt, und
die Begriffe Lust und Unlust ebenso, dann ist es unmöglich zu be-
haupten, der ästhetische Eindruck sei immer lustvoll, d.h. den Lebens-
prozeß fördernd, erhebend, erleichternd. Wir fühlen ihn vielmehr oft
als hemmend und niederdrückend, d. h. als unlustvoll. Und müssen
ihn oft so fühlen.
3. Was zeigen die Erfahrungstatsachen.
Da es nun aber auch Ästhetiker gibt, welche die Begriffe Lust und
Unlust wie alle übrigen hierhergehörigen Begriffe in ihrem unver-
änderten Sinne nehmen und an diesem richtigen Sinne auch folge-
richtig festhalten, aber trotzdem der Ansicht sind, der ästhetische Ein-
druck müsse seinem Endergebnis nach immer lustvoll sein, so kann
die Frage damit nicht als entschieden betrachtet werden, daß man nur
auf die logischen Folgerungen hinweist, die sich aus dem Begriff des
ästhetischen Eindrucks einerseits und aus den Begriffen der Lust und
Unlust anderseits ergeben. Man muß auf eine sachlich-inhaltliche Prüfung
der Frage eingehen und feststellen, was die Erfahrungstatsachen in dieser
Beziehung zeigen.
Welches sind aber die Erfahrungstatsachen, die hier herangezogen
werden können? Zunächst sind sie innerer Art. Der ästhetische Ein-
druck ist ein Gefühlseindruck in uns. Also etwas Seelisches. Welche
Natur solche seelischen Eindrücke haben und welches besonders ihr
Verhältnis zu Lust und Unlust ist, darüber kann ein jeder nur auf
Grund innerer Selbstbeobachtung etwas aussagen. Auf diesem Wege
kommen wir aber nicht weit. Denn dem einen sagt seine innere Er-
fahrung dieses, dem andern jenes. Oder jedenfalls glauben sie auf
Grund innerer Erfahrung dieses oder jenes beobachtet zu haben, ohne
daß jemand die Möglichkeit hat, die Richtigkeit gerade seiner Selbst-
K. S. LAURILA.
lebnis in eine Lust. Mit noch besserem Grund könnte man dann sagen,
daß alle Goldmünzen eigentlich Silbermünzen sind, denn jede Gold-
münze enthält auch einen kleinen Prozentsatz Silber. Nach derselben
Logik würde es aber auch keine Silbermünzen geben können, denn
alle Silbermünzen wären dann — Kupfermünzen, da jede Silbermünze
wohl etwas Kupfer enthält.
Auf solche Abwege gerät man, wenn man mit den Begriffen Taschen-
spielerei treibt, ihren Sinn bald verengert, bald erweitert und dieselben
Wörter bald in dieser, bald in jener Bedeutung anwendet. Auf einer
solchen Taschenspielerei, vornehmlich mit den Begriffen Lust und Un-
lust, beruht zu einem großen Teil das ganze Lustdogma. Denn wenn
man den ästhetischen Eindruck in seinem richtigen Sinne nimmt, und
die Begriffe Lust und Unlust ebenso, dann ist es unmöglich zu be-
haupten, der ästhetische Eindruck sei immer lustvoll, d.h. den Lebens-
prozeß fördernd, erhebend, erleichternd. Wir fühlen ihn vielmehr oft
als hemmend und niederdrückend, d. h. als unlustvoll. Und müssen
ihn oft so fühlen.
3. Was zeigen die Erfahrungstatsachen.
Da es nun aber auch Ästhetiker gibt, welche die Begriffe Lust und
Unlust wie alle übrigen hierhergehörigen Begriffe in ihrem unver-
änderten Sinne nehmen und an diesem richtigen Sinne auch folge-
richtig festhalten, aber trotzdem der Ansicht sind, der ästhetische Ein-
druck müsse seinem Endergebnis nach immer lustvoll sein, so kann
die Frage damit nicht als entschieden betrachtet werden, daß man nur
auf die logischen Folgerungen hinweist, die sich aus dem Begriff des
ästhetischen Eindrucks einerseits und aus den Begriffen der Lust und
Unlust anderseits ergeben. Man muß auf eine sachlich-inhaltliche Prüfung
der Frage eingehen und feststellen, was die Erfahrungstatsachen in dieser
Beziehung zeigen.
Welches sind aber die Erfahrungstatsachen, die hier herangezogen
werden können? Zunächst sind sie innerer Art. Der ästhetische Ein-
druck ist ein Gefühlseindruck in uns. Also etwas Seelisches. Welche
Natur solche seelischen Eindrücke haben und welches besonders ihr
Verhältnis zu Lust und Unlust ist, darüber kann ein jeder nur auf
Grund innerer Selbstbeobachtung etwas aussagen. Auf diesem Wege
kommen wir aber nicht weit. Denn dem einen sagt seine innere Er-
fahrung dieses, dem andern jenes. Oder jedenfalls glauben sie auf
Grund innerer Erfahrung dieses oder jenes beobachtet zu haben, ohne
daß jemand die Möglichkeit hat, die Richtigkeit gerade seiner Selbst-