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K. S. LAURILA.
der ästhetischen Lust gesagt hat. Da zählt er eine Menge von Lust-
quellen auf, aus denen die ästhetische Lust sich zusammensetzt, wie
z. B.: Die sinnliche Lust des ästhetischen Wahrnehmens sowohl seinem
Inhalt als auch seiner Funktion nach; die Lust am Menschlich-Be-
deutungsvollen, die Lust der Einfühlung, die Lust der Gefühlsleben-
digkeit, die Lust an Gliederung und Einheit, die Lust der Entlastung,
die Lust der Illusion, die Lust der Höhenphantasie usw.
Es erübrigt sich hier die Ersprießlichkeit dieser Lustquellen im ein-
zelnen zu prüfen. Dies ist umsoweniger notwendig, als es sich hier
offenbar nicht um lauter ästhetische, sondern vielmehr meistens um
allgemein psychologische »Lustquellen« handelt. Die von Volkelt auf-
gezählten ästhetischen Lustquellen sind ja zum größten Teil allgemeine
seelische Tätigkeiten (Tätigkeit des Beziehens und Verknüpfens, der
Gliederung, die Gefühlstätigkeit, die Phantasietätigkeit usw.). Solche
Tätigkeiten, sowohl die seelischen als die körperlichen, sind wohl,
wenigstens theoretisch betrachtet, und bei normaler Ausübung, alle
einigermaßen lustvoll. Aber die Lust, welche sie eventuell gewähren,
ist keine speziell ästhetische Lust. Es geht deshalb nicht an, die ästhe-
tische Lust aus solchen Quellen zu konstruieren. Dann könnte man
schließlich auch zu dem Genuß, den eine Symphonie oder ein Gemälde
uns gewährt, die Lust zählen, welche aus der normalen Ausübung
unseres Gehör- und Gesichtsvermögens herfließt. Die Art, wie Volkelt
die ästhetische Lust aus der Ausübung allgemein menschlicher Tätig-
keiten zusammenkonstruiert, erinnert auch etwas an die Art, wie Fro-
sine dem Harpagon ein großes Vermögen konstruiert — aus Ausgaben,
die seine zukünftige Frau nicht macht.
Wenn es sich, wie hier, darum handelt zu erklären, wie der ästhe-
tische Eindruck der an und für sich unlustvollen Erscheinungen doch
lustvoll sein kann, könnten von den von Volkelt aufgezählten Lust-
quellen nur zwei in Frage kommen, die allgemeine seelische Funktions-
lust (die Lust aus der Ausübung normaler seelischer Tätigkeiten) und
die Lust der inneren Bereicherung, die der Volkeltschen Lust am Mensch-
lich-Bedeutungsvollen und der Lust der Gefühlslebendigkeit entsprechen
würde, welche beiden offenbar nur die objektive und subjektive Seite
derselben Lustquelle sind. Auch diese beiden fraglos wirklichen Lust-
quellen können jedoch nicht den unlustvollen Eindruck eines nieder-
drückenden Erlebnisses in Lust verwandeln. Denn das hieße behaup-
ten, daß die aus der Gefühlsfunktion als solcher fließende Lust und
die Lust der inneren Bereicherung, die jedes tiefe und traurige Erleb-
nis gewährt, so groß sind, daß sie ein schmerzvolles Erlebnis in Lust
verwandeln — was offenbar widersinnig ist, wie im vorangehenden
schon des weiteren gezeigt wurde.
K. S. LAURILA.
der ästhetischen Lust gesagt hat. Da zählt er eine Menge von Lust-
quellen auf, aus denen die ästhetische Lust sich zusammensetzt, wie
z. B.: Die sinnliche Lust des ästhetischen Wahrnehmens sowohl seinem
Inhalt als auch seiner Funktion nach; die Lust am Menschlich-Be-
deutungsvollen, die Lust der Einfühlung, die Lust der Gefühlsleben-
digkeit, die Lust an Gliederung und Einheit, die Lust der Entlastung,
die Lust der Illusion, die Lust der Höhenphantasie usw.
Es erübrigt sich hier die Ersprießlichkeit dieser Lustquellen im ein-
zelnen zu prüfen. Dies ist umsoweniger notwendig, als es sich hier
offenbar nicht um lauter ästhetische, sondern vielmehr meistens um
allgemein psychologische »Lustquellen« handelt. Die von Volkelt auf-
gezählten ästhetischen Lustquellen sind ja zum größten Teil allgemeine
seelische Tätigkeiten (Tätigkeit des Beziehens und Verknüpfens, der
Gliederung, die Gefühlstätigkeit, die Phantasietätigkeit usw.). Solche
Tätigkeiten, sowohl die seelischen als die körperlichen, sind wohl,
wenigstens theoretisch betrachtet, und bei normaler Ausübung, alle
einigermaßen lustvoll. Aber die Lust, welche sie eventuell gewähren,
ist keine speziell ästhetische Lust. Es geht deshalb nicht an, die ästhe-
tische Lust aus solchen Quellen zu konstruieren. Dann könnte man
schließlich auch zu dem Genuß, den eine Symphonie oder ein Gemälde
uns gewährt, die Lust zählen, welche aus der normalen Ausübung
unseres Gehör- und Gesichtsvermögens herfließt. Die Art, wie Volkelt
die ästhetische Lust aus der Ausübung allgemein menschlicher Tätig-
keiten zusammenkonstruiert, erinnert auch etwas an die Art, wie Fro-
sine dem Harpagon ein großes Vermögen konstruiert — aus Ausgaben,
die seine zukünftige Frau nicht macht.
Wenn es sich, wie hier, darum handelt zu erklären, wie der ästhe-
tische Eindruck der an und für sich unlustvollen Erscheinungen doch
lustvoll sein kann, könnten von den von Volkelt aufgezählten Lust-
quellen nur zwei in Frage kommen, die allgemeine seelische Funktions-
lust (die Lust aus der Ausübung normaler seelischer Tätigkeiten) und
die Lust der inneren Bereicherung, die der Volkeltschen Lust am Mensch-
lich-Bedeutungsvollen und der Lust der Gefühlslebendigkeit entsprechen
würde, welche beiden offenbar nur die objektive und subjektive Seite
derselben Lustquelle sind. Auch diese beiden fraglos wirklichen Lust-
quellen können jedoch nicht den unlustvollen Eindruck eines nieder-
drückenden Erlebnisses in Lust verwandeln. Denn das hieße behaup-
ten, daß die aus der Gefühlsfunktion als solcher fließende Lust und
die Lust der inneren Bereicherung, die jedes tiefe und traurige Erleb-
nis gewährt, so groß sind, daß sie ein schmerzvolles Erlebnis in Lust
verwandeln — was offenbar widersinnig ist, wie im vorangehenden
schon des weiteren gezeigt wurde.