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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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Herrmann, Helene: Macbeth: eine Interpretation
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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0450
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MACBETH. EINE INTERPRETATION.

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kämpf ohnegleichen, sich auch behauptet bis ins Übermögliche. Auf
diesen Augenblick zielt der ganze letzte Teil des Werkes, und damit
erst ist die tiefe und unheimliche Vordeutung der zweiten Heideszene
tatsächlich erfüllt, da Macbeth unbewußt das Wort der Geister sprach.
Nun erst ist im Ringen mit den Mächten der Mensch, der aus gleichem
Grund emporstieg wie sie, ihnen völlig ebenwüchsig geworden und
nun, erfüllt erst ganz erschienen, Vollender und Vernichter seiner
Welt, reif, abgelöst zu werden von einer anderen Weltenstunde.

In seinem Shakespeare-Aufsatz schrieb Herder: »Als der Dichter
den schrecklichen Königsmord, Trauerspiel Macbeth genannt, als Faktum
der Schöpfung in seiner Seele wälzte...« Nach so viel Deutungen
moralischer und seelenkundlicher Art, die das Werk erfuhr, versuchten
wir, dem Bau des Ganzen Zug für Zug folgend, dies zu sehen: das
Drama, das den Mord als Faktum der Schöpfung gestaltet.
 
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