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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0517
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504

BESPRECHUNGEN.

fertigten Überschätzung der Gemeinschaftsstile, der allgemeinen mathematisch und
dynamisch bestimmten Stilsprachen, gilt es auf der Hut zu sein, da solche Über-
schätzung uns heute sehr liegt« (S. 164). Ob der Kunst der Gemeinschaft vom Stand-
punkt der Tatsachen und dem des Wertes alle Entwicklung abgesprochen werden
darf (S. 91, z. v. 71)? Daß es einzig wichtig und entscheidend sei, die Gegenwarts-
bedeutung aller geschichtlichen Kunstgebilde zum Bewußtsein zu bringen (S. 72),
kann nicht als Axiom aufgestellt werden. Das was Schlosser und Tietze sagen (die
Kunstwissenschaft . . . S. 134, 198), ist abgewogener. Schlechthin vom »Hoffnungs-
losen der alten Methoden« (S. 178) zu sprechen und zu schreiben (S. 166): »Vieles,
wenn nicht alles, das man lange kannte, wird man plötzlich mit ganz neuen Augen
sehen .. ., weil man es von innen erfassen lernte, während es früher nur gewußt
worden war. Ja, es ist fast so, als ob die Welt der Kunst eben erst, zum ersten
Male, vor uns aufstiege, als ob nichts gewußt und getan, vielmehr alles noch erst
zu lernen und zu leisten wäre!« — kommt zum einen Teil einer Überhebung, zum
anderen einer hohlen Prophetie recht nahe. Daß von einem solchen Abstand der
Kunstgeschichte von gestern von der Kunstforschung von morgen nicht die Rede
sein kann, erhellt auf ganz einfache Weise schon daraus, daß, um das gerade
Nächstliegende zu nehmen, an verschiedenen Punkten — wie es zum Teil schon
geschehen ist — auf die Selbstdarstellungen der »Kunsthistoriker von gestern« ver-
wiesen werden kann, sei es um zu zeigen, wie sie sich von sich aus dem Neuen
zubewegen (z. B. zu S. 27 Wandlungen, die enge an Veränderungen in der kultu-
rellen und geistigen Lage der Zeit und an dementsprechende Wandlungen der bild-
mäßigen Ausdrucksbedürfnisse gebunden z. v. mit »die Kunstwissenschaft ...« S. 183
[Tietze]; zu S. 161 das Vergangene aus der höchsten Kraft der Gegenwart deuten
z. v. »die Kunstwissenschaft . . .« S. 134 [Schlosser], zu S. 175 z. v. 134; zu S. 185
Volk und Museum z. v. »die Kunstwissenschaft . . .« S. 198 [Tietze]; zum Weltstand-
punktz. v. IV [die Herausgeber] und S. 172 ff. [Strzygowski] — auch was Wölfflin,
in dem der Verfasser »den geistvollsten Vertreter der alten Forschergeneration«
sieht [S. 36], gesagt hat [das Erklären von Kunswerken S. 18 f.], wäre zu ver-
gleichen —), sei es um einem Urteil des Verfassers (z. B. zu S. 37 f. deutsche
Kunst«) die Gegengründe gegenüberzustellen (z. v. »die Kunstwissenschaft . . .«
S. 73). Auf das Ideologische der Menschheitshoffnungen (darunter auch eine neue
»Weltreligion« S. 190) und auf die haltlos einseitige Kritik des Wertes der Antike,
die den Verfasser bis zu der Vermutung treibt, daß die Abkehr von den klassischen
Idealen, wie sie heute erfolgt, eine endgültige sein werde (S. 54) — etwas anderes
wäre die Beurteilung des Klassizismus und eines allenfallsigen Neuklassizismus —,
darauf wurde schon eingangs hingewiesen. Nicht im Sinne des Widersprechens sei
noch besonders hervorgehoben, daß der Verfasser bei aller Betonung des Ausdrucks-
charakters der Kunst (z. B. S. 72, 81, 99) wiederholt und mit Glück von den Form-
werten spricht (z. B. 62, 70, 106, 137, 164).

Von den Abbildungen in dem nach Papier, Schrift und Einband gut ausge-
statteten Buch unterstützen Bilder wie »Haus eines Fürsten in Tondony«, »Göttin
der Barmherzigkeit« (chinesisch), »Kauernde Frau mit Schüssel (Kongo) das Beste
von Beyers Schrift aufs wirksamste.

München. Georg Schwaiger.

Orbis Terrarum. Die Länder der Erde im Bild. Verlag E. Wasmuth, Berlin.
Erschienene Bände: Hielscher, Spanien; Holdt, Griechenland; Boerschmann,
China; Hielscher, Deutschland; Kühnel, Nordafrika; Hielscher, Italien.

Unserer Zeit, welcher die Erschließung der gesamten Erde vorbehalten war
und welcher alle Hilfsmittel moderner Illustrationstechnik zu Gebote stehen, hat
 
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