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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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253

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

254

soll." Angesichts der ungewöhnlichen Schwierigkeiten,
welche diese Ausfuhrung bietet und der so vielseitigen
wie eigenartigen Kenntnisse, welche sie erfordert,
konnte die Kommission nicht auf den Vorschlag ver-
zichten, den für Rathschläge sehr zugänglichen Künstler
mit einem Konsultorium zu versehen, welches seine
Arbeit überwachen, ihm in Zweifeln rathen, in jeder
Hinsicht fördernd zur Seite stehen soll. „Sie empfiehlt
daher dem Karlsverein, eine aus drei Mitgliedern be-
stehende Kommission zu ernennen, welche als steter
Beirath fungiren und mit dem Künstler engste Ver-
bindung unterhallen soll."

Mit den drei vorstehenden Empfehlungen, welchen
die (an der Abstimmung nicht betheiligten) Vertreter
des Kultusministers ihre Anerkennung zollten, be-
trachtete die Kommission ihre diesmalige Aufgabe als
gelöst und glaubte an die Ausführung ihrer Beschlüsse
die Hoffnung knüpfen zu dürfen, dafs die so lange in
der Schwebe befindliche, die christliche Kunst wie die
geschichtlichen Erinnerungen gleich nahe berührende,
daher nicht nur die Stadt Aachen, sondern das ganze
deutsche Vaterland auf's lebhafteste interessirende An-
gelegenheit bald zum glücklichen allgemein befriedi-
genden Ziele werde geführt werden. Schnütgen.

Bücherschau.

Die byzantinischen Zellen schmelze der
Sammlung Dr. Alex, von Swenigorodsko'i
und das darüber veröffentlichte Pracht-
werk. Archäologisch - kunstgeschichtliche Studie
von Dr. Franz Bock. Als Manuscript gedruckt.
Aachen 1896.
Das (in dieser Zeitschrift Bd. VII., Sp. 127/128
besprochene) Prachtwerk, zu dessen Herausgabe der
russische Staatsrath Dr. Alex, von Swenigorodsko'i sich
der literarischen Beihülfe des Professors Kondakow
bediente, und welches dem dabei mit wahrhaft fürst-
licher Freigebigkeit vorgegangenen Herausgeber zahl-
lose Anerkennungen und viele Auszeichnungen einge-
bracht hat, bedurfte einer gewissen Ergänzung, inso-
weit die von Kondakow übersehenen oder nicht hin-
reichend berücksichtigten Zellenschmelze, welche das
Abendland als von ihm selber geschaffene oder aus
dem Orient eingeführte Kleinodien bewahrt, eine Nach-
lese und Prüfung verdienten. Für deren sorgsame
Beschreibung und wissenschaftliche Behandlung gewann
der Staatsrath die berufene Feder des Dr. Franz Bock
und das in 300 Exemplaren abgezogene Buch, welches
an bevorzugte Interessenten verschenkt wird, ist selbst
wiederum ein Prachtwerk. Dasselbe besteht aus XIII
Seiten Widmung und Vorwort, 448 Seiten Text (ein-
schliefslich der sorgfältigen Register), und eine Farben-
lafel, sowie zahlreiche gut ausgeführte Autotypien
bilden die Illustrationen, die mit mehreren, noch nicht
veröffentlichten Schmelzplatten bekannt machen. Der
mit ornamentaler Vergoldung aufs reichste versehene,
mit gemustertem Schnitt ausgestattete weifse Leder-
einband erscheint fast zu opulent. — Der erste, den
„Kunstsammlungen in alter, neuer und neuester Zeil"
gewidmete Abschnitt enthält eine grofse Anzahl
schätzenswerther Notizen, von denen diejenigen über
den Ursprung, die Eigenart u. s. w. des Zellenschmelzes
als wichtige Ergänzungen bezw. Berichtigungen der
eingehenden Kondakow'schen Untersuchungen gellen
dürfen. Mehrfach wiederholen sich diese Erörterungen
in den folgenden Abschnitten, welche die im Abend-
lande vorhandenen Zellenschmelze zusammenstellen
und sich auf Norditalien, Mittelitalien, Sicilien, Deutsch-
land, Oesterreich-Ungarn, westliches und nördliches
Abendland, d. h. Niederländisches Limburg, Belgien,
Frankreich, England, Dänemark, Schweden beziehen,
endlich auf die Sammlung Swenigorodsko'i selbst. Dafs

diese Zusammenstellung, die an sich schon ein Ver-
dienst ist, einen hohen Grad von Vollständigkeit be-
' ansprachen darf, ist bei dem ungewöhnlichen Ueber-
blick, dessen der Verfasser in Bezug auf das zerstreute
Material sich erfreut, nicht zu bezweifeln. Auffallend
ist nur, dafs er die kostbaren Zellenschmelze in St.
Maurice (im Rhonethal), zu deren Beurtheilung das
zuverlässige französische Prachtwerk doch hinreichende
Anhaltspunkte bietet, nicht beschreibt; und auch die
aus dem Agramer Dom stammende Lade, welche
Figdor in Wien besitzt, hätte Erwähnung verdient.
In Bezug auf die kleinen Zellenschmelzeinlagen, welchen
wir sehr häufig in den Grubenschmelzarbeiten des
XII. Jahrh. begegnen (speziell für Inschrift- und Knauf-
Bänder) und die vornehmlich auf technische Vortheile
zurückzuführen sind (weniger Arbeit, gröfsere Feinheit),
bedurfte es keiner Vollständigkeit, eher einer Einfüh-
rung in die Technik, für welche überhaupt eine noch
etwas gründlichere Behandlung angebracht gewesen
wäre. Ob der Verfasser alle von ihm beschriebenen
Gegenstände selbst im Original geprüft hat, erwähnt
er nicht, und selbst diese Prüfung würde nicht aus-
reichen, um in Bezug auf die an verschiedenen Orten
befindlichen, also räumlich getrennten Objekte die Ein-
heitlichkeit des Ursprungs festzustellen. Für diesen fehlt
es noch immer an bestimmten Anhaltspunkten; den-
noch scheint die Behauptung des Verfassers begründet,
dafs der Zellenschmelz schon im X. Jahrh. in Deutsch-
land Eingang gefunden habe, und in seinen bezüg.
liehen Ausführungen fehlt es nicht an neuen Gesichts-
punkten. Von den Datirungen des Verfassers, denen
ich im Allgemeinen beipflichte, glaube ich aber die.
jenige der Seite 169—179 beschriebenen Staurothek
beanstanden zu müssen, weil ich die (leider zur Be-
urtheilung nicht vorgelegten) Niello's des Inneren nicht
in eine so frühe Zeit versetzen kann, zwischen diesen
und dem Schmelzbilde aber in Bezug auf die Ur-
sprungszeit einen Unterschied zu machen mich nicht
berechtigt erachte. ■—■ Die wichtige Frage nach dem
Ursprung der Zellenschmelze, besonders der in Deutsch-
land entstandenen, ist wieder auf die Tagesordnung
gesetzt; die Lösung derselben setzt Vereinigung der
sämmtlichen Exemplare zum Zwecke der technischen
Vergleichungen, aber auch neues urkundliches Material
voraus, wenn anders die Schmelzwerkstätten mit
Sicherheit nachgewiesen werden sollen. Schnütgen.
 
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