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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Schnütgen, Alexander: Zwei neue Altarkreuze romanischen Stils
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0020

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1905.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

18

bei denen ebenso Emails, Steinfassungen, Fili-
gran um den Effekt streiten. Dieselben
Techniken kehren am Ständer als Gruben-
schmelz-Ringe und -Schrägen, als Filigran-
Pasten mit Lapis-Kügelchen wieder, so daß
der Wechsel von Gold, Silber, Elfenbein, Farbe
eine so reiche wie
harmonievolle Wir-
kung hervorruft.

2. Das Altar-
kreuz Nr. II (84 cm
hoch), ist einfacher
in seinem Dekor,
aber fast noch har-
monischer in seinen
Verhältnissen, noch
mehr im Geiste der
Alten gedacht und
trotzdem noch eigen-
artiger in der Durch-
führung. Von klar-
ster konstruktiver
Durchbildung und
dekorativer Wirkung
ist der gegossene
Dreifuß mit dem an-
mutigen Schwung der
in Schnecken aus-
laufenden Drachen -
rücken, zwischen de-
nen vorzüglich mo-
delliertes durch-
brochenes Ornament
sich entfaltet. Aus
dt.r runden Hülse
entwickeltsich, durch

einen handlichen
Ringknauf unterbro-
chen, in graziösen
Formen, der aus Blatt-
werk gebildete, eben-
falls ziselierte Schaft,
der sich in voluten-
arüger Erweiterung

zu einer Art von Blumenkelch öffnet, als eine
ungemein glückliche Lösung für diese so schwer
zu behandelnde Übergangsstelle. Für den hier
sich versenkenden Zapfen mit seinem auf-
liegenden, daher hinreichend gestützten Balken-
quadrat erscheint der Kelch als ein durchaus
befriedigender, weil organischer Ausgangspunkt.
Dieses Quadrat wiederholt sich an den übrigen

Balkenschlüssen, wie im Kreuzmittel, und die
Bergkristallknöpfchen, die zahlreich ausladen, be-
leben die Silhouette in der dankbarsten Weise.
Der gegossene schlanke Kruzifixus mit der
Königskrone und dem langen Perizonium ist
edel im Ausdruck und von majestätischer Ruhe,
wie die hieratischen
Formen des romani-
schen Stils sie ver-
langen. Das eingra-
vierte Ornament
charakterisiert das
Kreuz als Lebens-
baum, und die eben-
falls streng, und doch
ansprechend gehal-
tenen Brustbilder-
Reliefs in den vier
Quadraten ergänzen
die Symbolik: oben
Gott Vater, darunter
um das Medaillon
die Taube (direkt
überdem Kreuztitel),
rechts und links Ma-
ria und Johannes,
unten Adam mit dem
Kelch als Repräsen-
tant der erlösten
Menschheit. — Die-
ses Kreuz hat als

Flankierung zwei
(hier nicht abgebil-
dete) ziselierte Mes-
singguß -Leuchter
mit drei Armen.
Der Fuß ist wieder-
um aus drei Bestien

zusammengesetzt,
zwischen denen die

durchbrochenen
Dreieckfüllungen aus
dichtem Ranken- u.
Blattwerk bestehen.
Der Schaft mit umlaufendem Bandornament
wird auf halber Höhe durch flachen Knauf, in
derselben Entfernung von einem Ring unter-
brochen, aus dem in starker Verjüngung der
Metallteller mit schwerem Dorn herauswächst.
Ihm entsprechen, niedriger gehalten, die drei
anderen Teller, die je in einem reichausgebil-
deten Arm von dem Mittelringe abzweigen.

Schnütgen.
 
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