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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Tafel 2
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Schnütgen, Alexander: Neue Kanzel hochgotischen Stils in der Marienkirche zu Bonn
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0022

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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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zu weit ausladen darf. Daß im vorliegenden
Falle die Lösung glücklich ist, beweist ein Blick
auf die Abbildung. Aus dem Säulenunterbau,
der an dem mächtigen Pfeiler einen vorzüg-
lichen Hintergrund hat, entwickelt sich so ge-
fällig wie konstruktiv die Bütte, die bei zu
schwerer Substruktion nicht zur Geltung kommt,
bei zu leichter Stützung den Eindruck der
Isoliertheit und Dürftigkeit macht. Nur eine
geschickte Gliederung, wie im vorliegenden
Falle, vermag die harmonische Ausgleichung
zu bewirken, ohne die es der Kuppa nicht
gelingt, ihre Selbständigkeit zu behaupten.
Hierzu muß auch der Schmuck beitragen, der,
zur Unterordnung bestimmt, weder zu reich,
noch zu kleinlich sein darf, vielmehr ernst
und charakteristisch. Der Kuppa gegenüber
darf die Treppe nur als Anhängsel erscheinen,
ausreichend für das Bedürfnis, daher nicht
vordringlich, mit ihr malerisch verbunden,
deswegen nicht zu öde. — Als Bekrönung der
Kanzel muß der Schalldeckel sich ent-
falten, mag er als eine Art von Zackenkrone,
oder von Baldachin behandelt sein, was durch
die Pfeilergestaltung und die Gewölbehöhe
vornehmlich bestimmt wird. Daß hier der
Kapitellkranz des Pfeilers für die Kronenform
stimmte, bestätigt die Abbildung. Auch die
Eisenhalter erfüllen neben ihrem prak-
tischen Zweck den der dekorativen
Wirkung.

Ganz in Eichenholz ausge-
führt, bedurfte diese Kanzel
keiner vollständigen Polychro-
mierung, selbst wenn sie dem
Kircheninnern zuteil würde.
Eine Markierung einzelner Glie-
der aber, insoweit sie namentlich
mehr tragender, konstruktiver
oder dekorativer Art sind, emp-
fahl sich sehr. Deswegen sind
die Säulen schwarz poliert, die
Kehlen blau, die Hinterwände
rot gestrichen, die Zierglieder,
namentlich die Blätter mit
Goldlichtern versehen, die mit
dem gebeizten Holzton gut
kontrastieren. So kommen die
einzelnen Teile zur Geltung
ohne daß das Ganze aufdring-
lich wirkt.

Schnütgen.



Neue Kanzel hochgotischen Stils in der Marienkirche zu Bonn
 
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