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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [4,a]: Gebetbuch des Fürsten zu Salm-Salm
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0031

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89

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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Pinakothek.5) Weiter entwickelt, aber noch
gleichartig, ist die liebliche zu Düsseldorf unter
Nr. 21 ausgestellte Anbetung des Kindes im
Besitze der Prinzessin Moritz von Sachsen-
Altenburg.6)

Auch die Anbetung der Könige (Abb. 3),
stimmt im allgemeinen überein mit der An-
ordnung, welche sie auf jenem Altarflügel aus
Heisterbach hat.7)

Auffallende Übereinstimmung zeigt Abb. 6
mit dem aus der Pfarrkirche des hl. Laurentius
zu Köln stammenden Bilde des Gerichtes im
Wallraf-Richartz-Museum, das von vielen dem
Stephan Lochner zugeschrieben wird.8) Die
Haltung der Hände des Richters ist hier wie
dort dieselbe. Unter seinen Füßen kreuzen
sich in beiden Bildern die langen Posaunen
der Engel. Unten auf der Erde ist die Hal-
tung einer Erstehenden, die ihre Rechte zum
Richter erhebt, sich aber auf die Linke stützt,
hier wie dort die gleiche. Die Vermutung, der
Miniator habe das große Bild oft gesehen und
benutzt, wird sich kaum abweisen lassen.

Sehr ähnlich ist dem „Stundenbuche" des
Fürsten Salm ein fast ebenso kleines Buch aus
Darmstadt. Es war zu Düsseldorf unter
565 a ausgestellt, ist 1453 datiert und mit 68
kleineren und größeren Miniaturen versehen. Wie
dasjenige des Fürsten Salm beginnt es mit dem
niederdeutschen Offizium Unserer Lieben Frau,
das von folgenden Miniaturen begleitet ist: Ver-
kündigung,9) Heimsuchung, Geburt Christi,

*) Abbildung B eis sei, »Aus der Sammlung
Boisseree«, M.-Gladbach (1901). Kühlen. Tafel 10.

6) Abbildung im Katalog der Ausstellung, unter
Nr. 21 als Werk des Stephan Lochner bezeichnet.
Aldenhoven, »Geschichte der Kölner Malerschule«
Tafel 43; Clemen und Firmenich-Richartz,
»Meiserwerke westdeutscher Malerei auf der kunst-
historischen Ausstellung zu Düsseldorf 1904« Tafel 8.

') Beissel a. a. O. Tafel 17.

8) Aldenhoven Tafel 38.

9) Abbildung der Verkündigung in der 2. Auflage
des Kataloges der Ausstellung von Düsseldorf 1904;
Abbildung der Opferung Christi bei Janitschek, »Ge-
schichte der deutschen Malerei« 216, vgl. 231. Auf-
zählung aller Miniaturen bei Aldenhoven 405, Würdigung
derselben 178 f. und 188, Textprobe 397. In dem
Darmstädter Buche hält in der ersten Miniatur eine
iwischen zwei Tieren sitzende Jungfrau zwei Wappen.
Das erstere ist zweigeteilt, oben weiß, unten rot.
Über beide Felder ist eine Rebe gelegt. Das zweite
zeigt in Weiß drei rote Hüte mit grünen Bändern.
Die Familie der Hardenrath zu Köln führte drei

Anbetung der Könige, Opferung Christi, Flucht
und Krönung Marias. Die Gottesmutter thront
in königlicher Tracht, aber sich tief verneigend,
zur Rechten Gottes. Der Herr erhebt segnend
seine Hand gegen sie und hält in der Linken
die Weltkugel. Oben schwebt die Taube im
blauen, mit Gold verzierten Hintergrunde. Vor
den Bußpsalmen ist David dargestellt, vor dem
Totenoffizium die Hölle oder das Fegefeuer,
aus dessen Flammen die als unbekleidete
Menschen dargestellten Seelen Blicke und Hände
emporheben zu drei, oben auf dunkelem
Grunde erscheinenden Engeln. Im Vorder-
grunde windet sich eine grüne Schlange um
einen Mann, auf dem ein Chamäleon sitzt.
Neben ihm umfangen zwei graue Schlangen eine
eitele Frau, die auf dem Haupte eine mit Gold
verzierte Mütze trägt. Dann folgen viele Gebete,
bei denen der Miniator die Heiligen, an die
sie gerichtet sind, in Bildern gibt. Die Leiden
fast aller Apostel sind dargestellt und erinnern
an die Flügel des oben genannten Bildes des
Weltgerichtes im Kölner Museum, die jetzt
im Städelschen Institut zu Frankfurt am Main
hangen. Dargestellt sind weiterhin folgende
Heilige: Johannes der Täufer, die Evangelisten,
Michael, Sebastian, Antonius, Christophorus,
Kilian mit seinen beiden Gefährten, Maternus
Leonhard, Erasmus, Thomas von Kanterbury,
Silvester, Jodokus als Pilger, die zehntausend
Märtyrer, Oswald, Felix und Adauktus, Nikolaus,
Stephanus, dann Katharina, Barbara, Magdalena,
Kunigunde, Dorothea, Apollonia, Agnes, Ursula
mit ihren Jungfrauen, Elisabeth, Margareta, weiter-
hin die vier lateinischen Kirchenväter, endlich
Quirinus, Cornelius und Hubertus. Die hl. Ursula
erscheint so wie auf dem Kölner Dombilde.
Maternus hat in der Mantelschließe das Wappen
des Kölner Erzstiftes, Quirinus im Schilde das-
jenige seines Stiftes zu Neuß. Die ganze Reihe
weist hin auf Köln. In den Umrahmungen
herrscht indessen eine etwas andere Richtung,
als in denen des Buches des Fürsten Salm,
dessen Miniaturen in Faltenwurf und Farben-
gebung kräftiger gehalten sind.

(Schluß folgt.) Stephan Beissel S. J.

goldene Hüte in Blau, jene der JUdden drei silberne
Hüte in Rot, die der im Clevischen wohnenden Jüdden
schwarze Hüte in Gold. Keines dieser Wappen paßt
also zu dem des Buches. Das erste Wappen fehlt
bei Fahne, »Geschichte der Kölnischen, Jlllichschen
und Bergischen Geschlechter« Köln (1848).
 
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