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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Cremer, Franz Gerhard: Ein Rückblick auf die "moderne Kunst", [3]: in der internationalen Kunstausstellung zu Düsseldorf 1904
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Teichmann, E.: Petrarka und der antike Symbolismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0040

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57

1905.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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äußeren und inneren Menschen, dann fragen
wir verwundert: Wie stimmt dies aber mit der
vor uns stehenden Erscheinung? — Es ändert
nichts an der Sache, wenn im Kataloge die
Stelle steht: „Siehe, ich bin bei euch alle
Tage bis an der Welt Ende." Denn heißt es

Reinigung- in den Worten ausgesprochen: „Waschet
euch, reiniget euch . . ."? wie sich bei Jeremias
33, 8 die Zustimmung zur Ausführung eines höheren
Befehles in den Worten erkennen läßt: „Ich will sie
reinigen . . .", was bei Ezechiel 16, 9 als geschehen
betrachtet werden darf, da der Prophet anhebt: „Ich
wusch dich mit Wasser, . . ." Das Erfordernis der
Reinigung im Neuen Testament spricht sich auch bei
Joh. 13, 8 aus : „Wenn ich dich nicht wasche, .. .",
wozu der Stelle im I. Kor. Briefe 0,11 gedacht sei:
,Ihr, seid abgewaschen, ihr seid geheiliget, . . ."

nicht bei Zacharias 3, 4: „Nehmet die schmut-
zigen Gewände von ihm"? Und finden wir in
dem Dargestellten den, der da gesagt: „Ich
habe dich verherrlichet auf Erden: ich habe
das Werk vollbracht, das du mir zu verrichten
gegeben"? (Johannes 17, 4.)

Wenn wir uns nun, was hier unumgänglich
notwendig ist, die vielen diesbezüglichen Aus-
sprüche der Bibel vergegenwärtigen und uns
das in dem Dargestellten zur Anschauung ge-
brachte — rein geistige Moment — in die
Wirklichkeit übertragen, dann fehlen aber auch
alle Voraussetzungen, die eine solche Dar-
stellung bedingt. — Versuchen wir's. —

(Fortsetzung folgt.)
Düsseldorf. Franz Gerh. Cremer.

Petrarka und der antike Symbolismus.

as bedeutet der Totenkopf, der sich
auf unsern Kruzifixen befindet?
Gegen das X. Jahrh., so erfahren
wir durch die gründliche Unter-
suchung des gelehrten Archäologen F. de MeMy
über die Unechtheit des Grabtuches zu Turin
(Le Saint-Suaire de Turin est-il authentique?
Ch. Poussielgue, Paris), erscheint in den bild-
lichen Darstellungen der Kreuzigungsgruppe
der Apostel Johannes mit einem Becher, in
welchem er das aus der Seitenwunde hervor-
springende, göttliche Blut auffängt, während
dasjenige, das aus den Füßen rinnt, auf eine
kleine, vor dem Kreuzesstamm kniende Person
fällt. Dieses ist niemand anders als Adam,
der ja nach der Legende auf dem Kalvarien-
berg selbst und zwar genau an dem Orte be-
graben lag, wo der Heiland sein Blut ver-
gießen sollte, um die Nachkommen des ersten
Menschen zu erlösen. In späterer Zeit ist an
die Stelle jener gebückten Person ein Toten-
kopf getreten und so das Symbol unseres
Stammvaters geworden. Diese Tatsache dürfte
nicht allgemein bekannt sein. Als ganz neu
und geradezu überraschend muß die Art und
Weise bezeichnet werden, wie derselbe scharf-
sinnige Forscher in dem soeben veröffentlichten
Aufsatz: Pe"trarque et le symbolisme antique,
Extrait du Recueil de Mdmoires publids par
la Societe" des Antiquaires de France ä l'occa-
sion de son Centenaire, Paris 1904, die sym-
bolischen Tiere auf dreien von den sechs

Kupferstichen deutet, die der Dichter Petrarka
seinen Triumphen als Bilderschmuck bei-
fügen ließ.

Wie kommt es, so ist schon oft gefragt
worden, daß in den sechs Stichen an jeden
Triumphwagen immer dieselben Tiere gespannt
sind? Wie kommt es, daß keiner der später
lebenden Künstler die geringste Kleinigkeit
daran zu ändern versucht hat? Stets wird der
Wagen Amors von Pferden, der der Keusch-
heit von Einhörnern, der des Ruhmes von
Elefanten, der der Zeit von Hirschen, der des
Todes von Büffeln und derjenige der Gottheit
von den vier Tieren der Evangelisten ge-
zogen. So sind die Bilder von Anfang an
entworfen worden, so trifft man sie durch alle
folgenden Jahrhunderte bis zu unsern Tagen
an. Woher diese stetige Gleichförmigkeit?

Wir finden es ganz natürlich, daß den
Triumphwagen der Gottheit die Evangelisten
unter der Gestalt ihrer Tiere ziehen. Es
nimmt uns auch nicht wunder, daß das Ge-
spann am Wagen des Ruhmes aus Elefanten
besteht, da der hl. Isidor uns sagt, daß sie zu
den Lebewesen gehören, die zu Kriegsdingen
dienlich sind (genus animantis in rebus bellicis
aptum), da ferner der Triumphwagen aller
Schlachtensieger des Altertums in Wirklichkeit
von Elefanten gezogen wurde und es auch im
Bilde bis auf den Alexander des Malers Lebrun
wird. Auch das Einhorn, das von jeher als
ein Sinnbild der Keuschheit galt, ohne daß
 
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