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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf 1904, [4,b]: Gebetbuch des Fürsten zu Salm-Salm
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0044

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Abhandlungen.

c

Die kunsthistorische Ausstellung in
.Düsseldorf 1904.

IV b.
Gebetbuch des Fürsten zu Salm-
Salm.

0 Mit 8 Abbildungen. (Schluß.)
icherlich liefert das niedliche,
so fein ausgemalte Buch aus
Anholt einen neuen Beweis
für das reiche Kunstleben
der Stadt Köln im XV. Jahrh.
Manche seiner Bilder er-
innern an Meister Stephans Meisterwerke.
Aus den Miniaturen des ihm nahe ver-
wandten Gebetbuches zu Darmstadt schließt
Aldenhoven, daß dessen Maler „die drei
Hauptwerke Lochners wohl bekannt waren".
Trotzdem wäre es ein Mißgriff, beide Bücher
der Hand oder auch nur der Werkstatt dieses
großen Meisters zuzuschreiben. Sowohl Stil
als Tracht zeigen, daß sie anderswo entstan-
den sein müssen.

Viele Figuren unseres Buches sind sehr
gedrungen, haben übergroße Köpfe, besonders
in den ersten Miniaturen (der Verkündigung,
Heimsuchung, Geburt und Anbetung der Kö-
nige), die von einer anderen Hand ausgeführt
zu sein scheinen, als die folgenden. Der
Faltenwurf ist oft unklar, meist langzügig,
mehr aus dem Gedächtnis als nach Gewand-
studien gezeichnet.

Während unsere Miniaturen hinter der Ent-
wicklung, welche die Kölner Schule im dritten
Viertel des XV. Jahrh. gewann, zurückbleiben,
ist fast ein Vorauseilen in den tiefen Land-
schaften der Hintergründe bei der Heim-
suchung, Flucht und Auferstehung zu finden,
sowie in der eingehenden Ausführung der be-
haglichen Wohnstube, in welche Gabriel zu
Maria eintritt. Sie ist hier sorgsamer geschil-
dert als im Verkündigungsbilde des Darm-
städter Buches oder auf der Außenseite des
Kölner Dombildes. Der Miniator hat wohl
westfälische Vorbilder benutzt, die auf flämische
zurückgehen.

Seine Ikonographie ist in vielen un-
kölnisch. Maria sitzt bei der Verkündigung,
wie in den um 1400 gemalten Bilde des erz-
bischöflichen Museums zu Utrecht und auf den

Flügelaltären zu Fröndenberg und Schöppingen
in Westfalen,10) während sie in den meisten
kölnischen Bildern dieser Zeit noch kniet.
Bei der Heimsuchung legt Elisabeth ihr die
Rechte auf den Oberarm. Bei der Geburt
hält der hl. Joseph keine Kerze ; staunend er-
hebt er, auf ein Knie niedersinkend, beide
Hände (Abb. 1). Bei der Beschneidung fehlen
Maria und Joseph. Zwei Frauen reichen das
Kind dem Priester hin, der eine Mitra trägt
und hinter dem zwei Männer mit Judenhüten
stehen (Abb. 2). Auf dem Altare sieht man die
beiden mit hebräischen Buchstaben beschrie-
benen Gesetzestafeln, über ihm hängt ein
Baldachin.

Bei der Anbetung der Weisen fehlt der
Gottesmutter die Krone und ein Schleier
(Abb. 3). Auch im Flügelbilde der Abtei Heister-
bach ist sie ohne diese Beigaben. Die Gesetzes-
tafeln stehen auch im Bilde der Opferung
Christi (Abb. 4) auf dem Altare. Maria reicht
das Kind dem Priester, Joseph folgt ihr mit
einem Korbe, in dem man zwei Tauben sieht.
Anna fehlt, aber hinter dem Priester steht ein
jugendlicher Schriftgelehrter. Die Miniatur
unterscheidet sich also fast in allen Einzeln-
heiten von dem aus der Katharinenkirche zu
Köln stammenden, Stephan Lochner zuge-
schriebenen Bilde der Darstellung in Darm-
stadt. Die Auferstehung (Abb. 7) zeigt, wie
Jesus durch den verschlossenen Deckel hin-
durchgeht, weil sein Leib vergeistigt ist. Die
vier das Grab umgebenden Soldaten sind mit
besonderer Sorgfalt behandelt. Sollte der Maler
nicht hier ein französisches oder ein italienisches
Vorbild benutzt haben? Auch für die letzte
Miniatur, worin Gott Vater thront, während
Engel ihm Schwert und Zepter halten (Abb. 8),
ist mir kein analoges Kölner Vorbild bekannt.
Die Farbengebung ist viel leichter und
feiner als in den Tafelgemälden der Kölner
Schule jener Zeit, weil der Miniator den sanften
Schimmer des geglätteten Pergamentgrundes
benutzt, um seinen Werken Glanz zu geben.
Er bevorzugt ein mit viel Weiß gemischtes,
dünnflüssiges Blau, verwendet feines Lackrot,
Lila und etwas Feuerrot, dann helles Grün
und lichtes Orange mit Gelb.

1°) Aldenhoven Tafel 30; Clemen und Fir-
me n i c h Tafel 32.
 
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