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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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prunklose, aber dafür meisterlich vollendete Aus-
führung gleicherweise das christliche Gemüt zu ernsten
frommen Gedanken anregen!

Die elegante Ausstattung der Veröffentlichung ist
modern Die Abbildungen sind abwechselnd in
blauem, rotem und braunem Tone gehalten, nach den
Originalzeichnungen gefertigt, aber vielfach zu klein
und undeutlich, meist des Maßstabes entbehrend. Dem
Architekten leisten diese Darstellungen daher ebenso-
wenig Dienst, wie der echten Förderung christlicher
Kunst. Hei mann.

Dürers Dresdener Altar von Ludwig Justi.
Mit 7 Abbildungen; der E. A. Seemann'schen Bei-
träge zur Kunstgeschichte Neue Folge XXX.
(Preis Mk. 2,50.)
Die Angriffe, die Wölfflin vor Jahresfrist auf den
Dresdener Altar unternommen hatte, den er Dürer
absprach (aus stilistischen, technischen, namentlich
perspektivischen Gründen), haben Justi zu der vor-
liegenden Studie veranlaßt. Der I. Teil derselben
sucht Wölfflins Einwendungen zu widerlegen, die aus
der entwickelten Perspektive hergeleiteten durch den
Nachweis, daß diese Partien spätere Zutaten sind. —
Der II. Teil beschäftigt sich mit der Entstehung und
Bedeutung des Flügelgemäldes, von dem Justi be-
hauptet und begründet, daß das Mittelbild vom jungen
Dürer gegen 1495 im Anschluß an ein Gemälde
Bellinis, aber mit sehr selbständigen Intentionen und
nicht ohne allerlei Mängel ausgeführt sei. Diese habe
er später wohl erkannt, deshalb, etwa zwischen 1508
bis 1515, die freilich vollkommeneren Flügel hinzu-
gemalt. — Durch Beifügung von Abbildungen des
Gesamtbildes, wie mehrerer Details belegt der Ver-
fasser seine interessanten Darlegungen, die in eine
begeisterte Apologie für die kunstgeschichtliche und
künstlerische Bedeutung des Triplychons ausklingen.

D.

Geschichte der Schweizer Glasmalerei.
Bearbeitet von Dr. Heinrich Oidtmann, Leiter
der Linnicher Werkstätte. Sonderabdruck aus der
Fachzeitschrift „Diamant", Glasindustrie-Zeitung.
A. Duncker, Leipzig 1905.
Wie vertraut der Verfasser mit der Technik der
Glasmalerei, ihren Denkmälern und ihrer Literatur,
namentlich auch mit ihren schweizerischen Erzeug-
nissen ist, wissen die Leser dieser Zeitschrift aus
seinen zahlreichen Artikeln, besonders denen über die
„Schweizer Glasmalerei vom Ausgange des XV. bis
zum Beginn des XVIII. Jahrh." in Band XII—XIV.

— In viel eingehenderer Weise wird diese Ge-
schichte in dem vorliegenden Buche behandelt, dessen
I. Teil (auf 167 Seiten) in 7 Abschnitten die Vor-
fragen prüft, um den II. Teil (150 Seiten) den
Denkmälern zu widmen, den in der Schweiz —
die Ortschaften sind nach ihrer Lage geordnet —
verbliebenen, wie den in den Sammlungen verstreuten.

— Mit der Entstehung und Entwicklung des schwei-
zerischen Gebrauches der Wappenschenkungen, mit
den verschiedenen Stiftern der Scheiben, mit Art und
Verlauf der Schenkungen, vornehmlich mit der An-
ordnung und Form der Scheiben hinsichtlich der

Umrahmungen, Wappen, Schildwächter, Bilddar-
stellungen usw., endlich mit der Technik und den
Zeichnern beschäftigt sich der I. Teil, der seinen
Leserkreis außerhalb des Gebietes der Eidgenossen-
schaft sucht, aber sicher auch innerhalb desselben
finden wird, wie dem Verfasser auch aus diesem
heraus der Dank nicht ausbleiben wird für die un-
gemein sorgsame Registrierung des be-
züglichen Denkmälerschatzes, der im letzten
Jahrzehnt an Ansehen außerordentlich gewonnen hat,
bei allen Museen und Sammlern, am meisten aber in
seiner Heimat. SchnUtgen.

Flötner Studien. I. Das Pia ketten wer k
Peter Flötners in dem Verzeichnis des Nürn-
berger Patriziers Paulus Behaim von Franz Friedr.
Leitschuh. Mit 20 Tafeln. Ludolf Beust, Straß,
bürg 1904. (Preis geb. in Mappe Mk. 14.)
Peter F'lötner, über dessen Lebenslauf urkundlich
fast nichts bekannt ist, hat sich durch die Forschungen
des letzten Jahrzehnts (namentlich von Konrad Lange),
die sich nur mit seinen Werken beschäftigen, als ein
Hauptbannerträger der süddeutschen Krührenaissance
herausgestellt, sowohl im Sinne der Universalität
(Architekt, Plastiker, Medailleur, Stecher, Zeichner)
wie der künstlerischen Tüchtigkeit; und es kann kaum
einem Zweifel unterliegen, daß er bald in die erste
Stelle aufrücken wird durch die weiteren Veröffent-
lichungen seiner Schöpfungen. — Von diesen greift
Leitschuh zunächst die Plaketten heraus, zu deren
Feststellung und Abbildung ihn ein Teil des um 1630
angefertigten Kunstinventars von Paulus Behaim an.
geregt hat, d. h. ein Verzeichnis von 305 Bleiplaketten
„meistenteils Peter Flotmers Stuck". Von diesem
Verzeichnis bietet Leitschuh einen Abdruck und er-
gänzt dasselbe durch 137 Abb i Id unge n von Plaket-
ten Flötners und seiner Nachfolger, die er z. T. mühsam
in öffentlichen und privaten Sammlungen aufgespürt hat.
Von der Mannigfaltigkeit der Stoffe, die Flötner be-
herrschte, der biblischen, mythologischen, allegorischen,
naturgeschichtlichen usw. legt dieser Bilderschatz glän-
zendes Zeugnis ab, noch glänzenderes von seiner Be-
herrschung der Reliefplastik, die hier in figürlicher,
ornamentaler, landschaftlicher Hinsicht wie in den
Höhen- und Flachwirkungen sich bewährt. In höch-
ster Produktivität sind mit größter Sicherheit Zeich-
nung und Modell in den harten Kalkstein (wohl nur
ausnahmsweise in Metall) übertragen und ihnen wur-
den die Bleigüsse (bezw. Bleiprägungen) entnommen,
die als Vorbilder den Kleinplastikern und Goldschmieden
dienten, aber auch als Verzierungstafeln für Möbel
usw. wie als Sammelobjekte. Daß sie auf diesen
Wegen sehr durchgreifend und schnell zur Verbrei-
tung der Renaissanceformen schon in den 30 er und
40er Jahren des XVI. Jahrh. beitrugen, als die Werke
eines bahnbrechenden, schöpferischen Meisters, dem
der Bruch mit der Gotik (die nur noch in einigen
Gewandfalten nachklingt) ungemein schnell gelungen
war, kann nicht auffallen. — Diese und manche an-
dere Lehren erteilt in der Serie der Flötner Studien
das vorliegende Werk als das schätzbare Ergebnis
mühsamer Forschungen, schwieriger Aufnahmen und
beachtenswerter Kombinationen. F.
 
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