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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kisa, Anton Carel: Die gravierten Metallschüsseln des XII. und XIII. Jahrhunderts, [1]
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Kleinschmidt, Beda: Das Rationale zu Paderborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0135

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235

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

236

Die mittlere hält ein Buch und ist mit spes
bezeichnet, die anderen mit pudiciiia, spes,
Caritas. An einer ausgebrochenen Stelle ist fides
zu ergänzen. Im Zwickelornamente stehen fast
dieselben Namen wie auf der Wangemannschen
Schüssel. Sie lauten mit Ergänzungen
bonitas castitas prudentia temperantia

benignitas modestia pax fortitudo

mansueludo religio obedientia iusiitia.
Die beiden anderen Fundstücke werden später
in einem anderen Zusammenhange beschrieben.

Schüssel in der Sammlung Forrer in Straß-
burg, früher bei Ancona in Mailand. Sie ver-
einigt gleich der Groninger Tugenden und Sün-
den. Jene haben Nimben und die übliche pri-
mitiv gebildete Gewandung, diese sind unbe-
kleidet und barhaupt.14) Die mittlere ist als
humiliias bezeichnet, die fünf Brustbilder am
Rande als fides, libido, invidia, ira, luxuria.

Bronzeschüssel, 1901 im Rhein vor Köln
gefunden, angeblich nach Wien in Privatbesitz
übergegangen.16) Mittelfigur gekrönt, mit zwei

u) Ders. a. a. O.

ll) Mündliche Mitteilung des Herrn Domkapitulars
Professor Dr. Schnütgen. Der Antiquar Robert
Becker in Köln, in dessen Besitz sich die Schüssel

Broden, in Kreisumrahmung. Die vier Seiten-
figuren barhaupt, gleichfalls von einfachen
Kreisbogen umrahmt, ohne Kronen. Die Zwickel-
ornamente ohne Einfassung. Inschriften nicht
sichtbar.

Zwei Bruchstücke einer Bronzeschüssel mit
Gravierungen im Prussia-Museum zu Königs-
berg, gefunden 1887 auf dem Gräberfelde zu
Ekritten im Kreise Fischhausen (Ostpreußen).16)
Spuren eines Rosettenschemas aus Zirkel-
schlägen mit Brustbildern und Reste der
Namen peccatum und dolus. Nach dem Fund-
berichte befand sich in demselben Grabe ein
Wikingerschwert aus dem XII. Jahrh.

Bruchstück einer Schale gleicher Herkunft
in derselben Sammlung.17) In der Mitte ein
vierspitziger Stern, umgeben von doppeltem
Strickreif. Am Rande Spuren von Brustbildern
in Halbkreisen, dazwischen gewellte Strahlen-
bündel. (Forts, folgt.)

Godesberg. Anton C. Kisa.

früher befand, stellte mir eine Pause von ihr zur
Verfügung.

lc) und n) Briefliche Mitteilung von Kustos H.
Kemke in Königsberg. — Vergl. auch »Sitzungs-
bericht der Prussia« für 1888/89, Tafel XII, Fig. 1, 2.

Das Rationale zu Paderborn.

(Mit 6 Abbildungen.)

is vor kurzem von der archäolo-
gischen Forschung fast gänzlich
vernachlässigt, ist das bischöf-
liche Rationale allerjüngst von
verschiedener Seite eingehend auf seinen Ur-
sprung und seine Entwickelung geprüft worden
P. Braun,1) E. Martin,2) Prof. Eisen -
hofer3) und namentlich Verfasser dieses Auf-
satzes*) haben fast gleichzeitig dieser nur noch
in wenigen Kirchen gebräuchlichen Insignie
ihre Aufmerksamkeit zugewandt. Die Resultate
dieser Untersuchungen weichen in manchen
Einzelheiten nicht unerheblich voneinander ab,

!) »Zeitschrift für christl. Kunst« XVI (1903) 101.

!) »Revue de l'art chretien« XLVII (1904) 29. —
Id. »Historie des dioceses de Toul etc.«, (1899) I,
467 ss.

3) »Das bischöfliche Rationale« München 1904.

4) Das Rationale zu Toul, in 'Zeitschrift für
christl. Kunst« XVI, 275. Das Rationale zu Regens-
burg in »Kirchenschmuck« 1904 (Märzheft). Das
Rationale in der abendländischen Kirche in »Archiv
für christl. Kunst« 1904, 22 ff.

besonders fordern einzelne Ansichten Eisen-
hofers zum Widerspruche heraus. Ohne uns
indessen heute auf solch allgemeine Unter-
suchungen einzulassen, möchten wir uns mit
einem der wenigen noch jetzt gebrauchten
Rationalien befassen; wir meinen das Rationale
zu Paderborn, dessen Alter, Entwicke-
lung, Gebrauch und Symbolik wir etwas
genauer darlegen wollen.

1. Bezüglich des Alters sind wir über
wenige Rationalien so genau unterrichtet wie
bei der Paderborner Insignie. Es war im Jahre
1131, als Papst Innozenz IL, bedrängt von
dem Gegenpapste Anaklet II., hilfesuchend
nach Lüttich kam und den König Lothar
flehentlich bat, einen Römerzug zu unternehmen
und ihm zu seinem Rechte zu verhelfen. Be-
reitwillig sagte Lothar dem Papste Hilfe für
das folgende Jahr zu, aber erst 1133 konnte
er den Zug antreten, woran sich außer einer
böhmischen Schar nur die Sachsen beteiligten,
die sich von Anfang an entschieden auf die
 
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