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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Schnütgen, Alexander: Das neue Rückwandgemälde Mengelbergs für den alten Klarenaltar im Kölner Dome
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0164

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Abhandlungen.

Das

neue Rückwandgemälde Mengelbergs
% für den alten Klarenaltar
im Kölner Dome.

(Mit Tafel IX.)

in Jahr, bevor in dieser Zeitschrift
(Bd. VIII, Sp. 150 ff.) der Klarenaltar
an der Hand mehrfacher Abbildun-
gen eingehend beschrieben wurde,
war in der Johannes-Kapelle des
Kölner Domes, in der er bis dahin
sich befand, die wohlerhaltene, etwas
ältere Wandmalerei zutage getre-
ten, die dessen Versetzung auf die Hochaltar-
mensa veranlaßte. Gegen diese Versetzung, die
den perspektivisch überaus dankbaren Durch-
blick in die Mittelkapelle einigermaßen be-
hindert, mochten anfangs einige Bedenken sich
erheben. Bald waren sie geschwunden, weil
der kostbare Aufsatz zu dem ursprünglichen ganz
ungewöhnlich reichen Altartisch bildnerisch wie
farblich vorzüglich paßt, auf ihm die Stelle
einnimmt, die seiner allein würdig ist und auch
in praktischer Hinsicht mancherlei Vorteile
bietet. So oft die früher vielfach erörterte,
durch die vier Konkurrenzentwürfe des Jahres
1873 geförderte, aber keineswegs gelöste Altar-
aufsatzfrage wieder auftauchte in der Form
eines Baldachins, Tabernakel- oder Reliquien-
retabels, traten alsbald die Schwierigkeiten der
Lösung so mächtig in die Erscheinung, daß die
beim Beginn als Provisorium gedachte Auf-
stellung gern als eine dauernde Einrichtung
betrachtet wurde. — Der alte Aufsatz mit
seinem doppelten Flügelpaar, das ihn den ver-
schiedenen Ansprüchen der Festlage und -Zeiten
so trefflich sich anpassen läßt, im Sinne der
alten sinnigen Liturgie, bietet keinen Angriffs-
punkt mehr zugunsten seines Ersatzes. Be-
achtung verdient aber der Vorschlag, jenen zu
restaurieren durch eine, natürlich durchaus
sachverständige Reinigung, sowie durch die
Entfernung der vor mehr als einem halben
Jahrhundert eingefügten charakterlosen Gruppen,
an deren Stelle die gleichzeitig entfernten, noch
vorhandenen herrlichen Reliquienbüstchen zu
treten hätten, wie sie sich auch in dem be-
kannten Seitenstück des Marienstatter Flügel-
altars erhalten haben.

Noch unangenehmer machte sich die Schmuck-
losigkeit der (früher nicht sichtbaren) Rück-
seite geltend, deren rohe Verschalung mit ge-
spaltenem Eichenholz den Besuchern des Chor-
umganges einen störenden Eindruck bot, wie
auch der Mangel eines Bekrönungskammes
weithin das Auge verletzte als zu scharfer und
herber Abschluß. Diesen beiden Übelständen
ist nunmehr abgeholfen durch ein neues (50 cm
hohes) dreigliedriges Kouronnement, sowie durch
ein neues Rückwandgemälde, die von
Wilhelm Mengelberg ausgeführt sind.

Das in seinen Maß- und Gliederungsver-
hältnissen ganz harmonisch wirkende neue
Kouronnement besteht aus einer starken (blau
gestrichenen) Hohle mit eingelegten vergol-
deten Weidenblättern, aus einem Friese, mit
dem ausgesparten vergoldeten Spruch: In omni
loco sacrificatur et offertur nomini meo obla-
üo munda (Mal. I, 11) auf der Vorderseite, mit
Efeublättern auf der Rückseite, mit Eichen-
laub auf den beiden Schmalseiten; ein Maßwerk-
kamm mit Blattausläufern bildet den Abschluß
des Kouronnements, dessen Glieder durch teils
glänz-, teils mattvergoldete Profile getrennt sind.

Für den Schmuck der Rückseite empfahl
sich, nach dem Vorbilde so mancher frei-
stehender, daher auch rückwärts bemalter Chor-
altäre des Mittelalters, eine einheitliche Dar-
stellung, deren Figuren in größeren Dimen-
sionen zu halten, zeichnerisch wie farblich
kräftig zu betonen, architektonisch zu fassen
waren, ikonographisch zur Vorderseite ge-
stimmt. Die allerheiligste Dreifaltigkeit in der
gerade dem XIV. Jahrh. so geläufigen Auf-
fassung des thronenden Vaters mit dem ge-
kreuzigten Sohne in der Mandorla schien hierfür
die gegebene Formel, und die sitzenden Rvan-
gelistenfiguren boten zugleich für die Zwickel
die beste Lösung. In stilistischer Hinsicht
durfte die Parole nur lauten, daß die Neu-
schöpfung dem Altar, wie dessen ganzer Um-
gebung sich anzupassen habe als selbständige
Leistung im Sinne eigener Empfindung und
künstlerischer Durchführung. Diese Vorschrift,
die neuerdings gerne als eine Errungenschaft
der Neuzeit, der Emanzipation von der Be-
wegung in den alten Imitations-Geleisen ge-
priesen wird, ist eigentlich selbstverständlich
und es auch in allen Fällen gewesen, in denen
 
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