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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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351

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

[•52

Neben den zahlreichen, zumeist vortrefflichen
kirchenhistorischen Hand- und Lehrbüchern behauptet
dieses neue, wissenschaftlich ganz auf der Höhe
stehende, aber volkstümlich gehaltene, durchaus selb-
ständige Werk vollauf seinen Platz, jene ergänzend
und überragend durch den reichen, außerordentlich
geschickt ausgewählten, durchweg gut reproduzierten
glänzenden Illustrationsapparat, der 5 Doppeltafeln,
45 einfache Tafeln und bei Tausend Textabbildungen
umfaßt. Diese schließen sich dem Texte so enge
an, dal.» sie zwanglos die Lektüre begleiten, die bei
der Klarheit der Einteilung, bei der Bestimmtheit
der Schilderung, bei der Hervorkehrung der leitenden
Ideen, endlich bei der Anschaulichkeit der Darstellung
belehrt und fesselt.

Im Bunde mit den beiden noch im Erscheinen
begriffenen, hier wiederholt erwähnten Prachtwerken
der von der „Allgemeinen Verlagsanstalt" in München
unternommenen „Illustrierten Literaturgeschichte" und
„Illustrierten Weltgeschichte" erscheint diese neue
Kirchengeschichte als eine glänzende Bereicherung
der katholischen Literatur. K.

Osnabrück, seine Geschichte, seine Bau-
und Kunstdenkmäler. Ein Führer für Ein-
heimische und Fremde. Von Dr. Alois Wurm.
Mit 104 Abbildungen und einem zweifarbigen
lithographierten Stadtplan. II. vermehrte Auflage.
Pillmeyer in Osnabrück 1906. (Preis 1 Mk.)
Dieses, vor stark 4 Jahren bei der Vorbereitung
der Katholikenversammlung in der Eile entstandene
Büchlein (vgl. unser Referat in Bd. XIV, Sp. 311)
hat sich trotzdem wohl bewährt, so daß bereits eine
neue Auflage nötig wurde. Für sie bedurfte es nicht
einmal vieler Verbesserungen; daß sie aber wie
in dem geschichtlichen, so in dem kunst- und
kulturhistorischen Teile mancherlei Zusätze er-
fahren hat, gereicht ihr zum großen Vorteil, wie auch
die Vermehrung der Abbildungen sehr zu begrüßen
ist; diese könnten sogar hinsichtlich der Schatz-
kammern vom Dom und von St. Johann, die unge-
wöhnlich reich sind, noch zahlreicher sein. — Wenn
eine Stadt eine so bedeutungsvolle Kunstgeschichte
hat, die durch ihre Denkmäler noch so unmittelbar
zu den Bewohnern wie zu den Besuchern redet, dann
bedarf es für die Beschreibung erst recht eines durch-
aus bewanderten Kunstkenners, da gerade auf diesem
Gebiet, auf dem frühere Anschauungen nicht selten
das Urteil fälschen, allerlei unrichtige Bezeichnungen
allmählich sich eingebürgert haben. Sehnütgen.

(»Zur Kunstgeschichte des Auslandes«, Heft XXXVII.)
Raffaels Disputa. Eine kritische Studie über
ihren Inhalt von Dr. A. G r o n e r. Mit '2 Licht-
drucktafeln, Heitz in Straßburg 1905. (Pr. Mk. 8 50.)
Die 1550 von Vasari, bald nachher von Ghisi
kurz beschriebene und erklärte Disputa hat merk-
würdigerweise erst gegen die Mitte des vorigen
Jahrhunderts wieder angefangen, dank der Anregung
durch die Nazarener, die Forschung zu beschäftigen.
Seitdem hat sie nicht geruht und geistvolle Kunst-

historiker, namentlich Springer und Schneider haben
sich in Erklärungsversuchen erschöpft, die teils und
vornehmlich auf die Verherrlichung der Kirche
Christi und der theologischen Wissenschaft, auf die
Glorilikation der hl. Eucharistie und des sakramentalen
Heilandes hinauslaufen. — Diesen Versuchen gegenüber
macht der Verfasser der vorliegenden recht gründ-
lichen und interessanten, dazu sehr ehrerbietigen
Studie als bislang minder beachtete Tatsachen
geltend, daß die beiden mitabgebildeten Wand-
gemälde im Vatikan von Perugino: die gottliche
Heilsökonomie, und von Pinturicchio: die Aussendung
des hl. Geistes ähnliche Ideen behandeln, und daß
auf der Disputa der Altar (gemäfä den Handzeich-
nungen) ursprünglich nicht vorgesehen war. Hieraus
wie aus der Deutung der einzelnen Gruppen schließt
er, wohl nicht mit Unrecht, daß der ganzen Auf-
fassung und Erklärung ein weiterer Spielraum und
Rahmen zukomme, entsprechend der untersten Szene,
deren Mittelpunkt der hl. Geist, der mittleren, deren
Kern Christus, der obersten, deren Beherrscher Gott-
vater sei, so daß es sich um die Verherrlichung der
drei göttlichen Personen nach Maßgabe der ihnen
besonders zugeeigneten Großtaten handele, worauf
bereits Vasari hingewiesen habe. — Mit dieser
Lösung wird die Frage trotzdem nicht aufhören, die
Geister zu beschäftigen. D.

Aus Anselm Feuerbachs Jugendjahren von
Adolf von Oechelhäuser. E. A. Seemann,
Leipzig 1905. (Preis 4 Mk.i
Der Maler Feuerbach, der in seinem kurzen Leben
(1829 —1880) anfangs gewisse Anerkennung, später,
trotz seiner Genialität und Größe, mannigfache Ver-
kennung erfahren hatte, ist namentlich seit 1882, da
seine ausgezeichnete Mutter sein „Vermächtnis" in
ihrer idealen Weise herausgab, außerordentlich in
d.^r Wertschätzung gestiegen. Die Biographie, die
sein Freund Allgeyer, nach dem Tode der Mutter,
1892 erscheinen ließ, hat, obwohl den Künstler
minder schonend, aber ursprünglicher beurteilend, das
Interesse für denselben noch gesteigert, so daß von
dem markanten Buche, das die ganze Eigenart,
Leidenschaftlichkeit und Unmittelbarkeit des vielge-
prüften Malers schildert, 1904 eine zweite (durch
Neumann besorgte) Auflage nötig wurde. — Auf
Grund der Korrespondenz, zumeist mit dem badischen
Hof, in den Jahren 1854 bis 1860 namentlich aus
Karlsruhe, Venedig, Rom, Heidelberg, in der auch
das -Dantebild" und die „Berufungsangelegenheit"
zur Geltung kommt, liefert von Oechelhäuser vielfache
Beiträge zur Charakteristik des Künstlers, die von
tiefer Auffassung und hoher Würdigung zeugend,
anmutig, formuliert und gut illustriert, das Lebens-
bild des bedeutsamen Meisters wesentlich vervoll-
ständigen. In ihm gewinnen manche Äußerungen
der Verzweiflung, der Verachtung usw. erst die
richtige Beleuchtung durch die Umstände, die der
Verfasser zart aber richtig darzustellen versteht, mit
dem Ergebnis, daß der Respekt vor der gewaltigen
Persönlichkeit nur noch gesteigert wird. R.
 
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