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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kisa, Anton Carel: Die gravierten Metallschüsseln des XII. und XIII. Jahrhunderts, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0204

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365

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

366

Die gravierten Metallschüsseln des XII. und XIII. Jahrhunderts.

(Mit 9 Abbildungen.)

III. (Schluß),
jine dritte Gruppe von Schüsseln
ist bloß mit einfachen ornamen-
talen Gravierungen versehen. Zu
Jl ihr gehören zwei zusammen mit
den früher genannten in Gent gefundene
Schüsseln und die Bruchstücke einer dritten.
Die eine ist in Messing getrieben und mit viel-
strahligen Sonnen primitiv verziert, die beiden
anderen bestehen aus Kupfer und zeigen Vogel-
gestalten in Kreisumrahmung.34) Ferner die
dritte der in Lübeck gefundenen Schüsseln
(Abb. 8), am Rande mit vierSirenen geschmückt.85)
Aus dem Besitze von Ancona in Mailand ist
angeblich eine Schüssel mit Pflanzenornament
Und greifenartigen Vögeln zu einem Kunst-
händler in Mailand gekommen.86)

Eine vierte
Gruppe zeichnet
sich durch größeren
Reichtum der Kom-
position und im
ganzen durch bes-
sere Zeichnung aus.
Das Ornament tritt
hinter dem Figür-
lichen zurück, das

Abb.

nicht, wie bei der ersten Gruppe, im Schema
der Rose vereinigt wird, sondern in friesarti-
gem, nur durch Säulen unterbrochenem Zuge
den breiten Rand füllt. Dienten den einen
frühromanische Kelchpatenen zu Vorbildern, so
weisen die anderen auf die spätrömischen Gläser
TOit Gravierungen zurück, welche im Rhein-
land, besonders in kölnischen Werkstätten des
IV. und V. Jahrh. hergestellt wurden. Das be-
deutendste Stück ist die bekannte Schale, welche
bei St. Ursula in Köln gefunden, aus der Samm-
lung Herstatt ins Britische Museum kam und
um ein Mittelbild reich in Gold und Email
gemalte Szenen zeigt.37) Die Zeichnung ist mit
dem Grabstichel vorgerissen. Einfach gravierte

84) Bethune a. a. O.

3S) Grempler a. a. O.

8e) Ders. a. a. O.

37) Düntzer im »Bonner Jahrb.« H. XLII,
S. 168, Tafel 5. — Aus'm Weerth, ebenda, XXXVI,
128 f. — Kraus, »Roma sotteranea« 2, 331.

Glasschalen wurden auch anderwärts gefunden,
wie die Schale aus Podgoritza in der Herzego-
wina, in der Sammlung Basilewski in Peters-
burg. Man sieht auf ihr in der Mitte das
Opfer Abrahams, am Rande in zusammenhän-
gender Reihe Szenen aus der heiligen Ge-
schichte. Auch diese Stücke waren ursprüng-
lich mit Farben verziert, teils vollständig kolo-
riert, teils nur in den Umrissen nielloartig be-
handelt. Wahrscheinlich ahmten, wie ich schon
vorhin bemerkte, die mittelalterlichen Metall-
arbeiter ihre römischen Vorbilder auch in der
farbigen Behandlung nach. Den Übergang bil-
dete der fränkisch-alemannische Furchenschmelz.
— In Form und Größe unterscheiden sich die
Stücke dieser Gruppe kaum von denen der
ersten. Vergoldung ist auch bei ihnen fest-
gestellt. Die Her-
stellungszeit geht
von der ersten
Hälfte des XII., bis
n den Anfang des
XIII. Jahrh. hinein.
Die älteste und
künstlerisch bedeu-
tendste aller dieser
7' Arbeiten ist die

Schüssel mit Darstellungen aus der Ursula-
Legende im Museum zu Aachen.88) Sie wurde
daselbst gefunden, kam dann nach Paris zu
Spitzer und von dort nach Aachen zurück zu
Dr. P. Wings, der sie dem Museum schenkte.
Der Boden hat einen leichten, auf der Dreh-
scheibe profilierten Eindruck. Die Szenen am
Rande sind nur durch Säulen mit umgewickel-
ten Tüchern getrennt, ähnlich der Xantener
und den folgenden Schüsseln. Es ist dies ein
der antiken Kunst entlehntes Motiv und hat
neben seiner Aufgabe als Hilfemittel der
Komposition zugleich die Bedeutung als
Symbol eines geschlossenen Raumes. Die
dargestellten Gebäude, Trachten und Be-
waffnung deuten auf die erste Hälfte des
XII. Jahrh.

Nahe steht ihr die Schüssel mit der Ge-
schichte des barmherzigen Samariters im



s) Aldenkirchen a. a.
 
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