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Zeitschrift für christliche Kunst — 18.1905

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Kisa, Anton Carel: Die gravierten Metallschüsseln des XII. und XIII. Jahrhunderts, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4575#0206

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369

1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.



370

Graveur sogar die Topfhelme mit Punzierung
versehen. Die Tracht und Bewaffnung der
Ritt

I)

er weist etwa auf die Mitte des XILJahrh.

'*» gut erhaltene Exemplar ist im Besitze von
Sanitätsrat Dr. Karl Schumacher II in Aachen.
Vereinzelt findet man zur Dekoration einer
Schüssel gravierte Plättchen aus Bronzeblech ver-
wendet und zwar auf einem Stücke aus Kras-
SOw bei Wismar, im Museum zu Schwerin.
Die vier Plättchen, einfach rechteckig, zeigen den

'• Petrus und wechseln, die Diagonalen mar-
k|erend, mit gegitterten Runden ab. Die Gra-
vierung des Mittelfeldes ist nicht mehr kennt-
lich. «)

Die einzelnen Gruppen in der insgesamt
jetzt über 70 bekannte
Exemplare umfassen-
den Reihe enthalten

viele gemeinsame
Merkmale, die zur
•Annahme eines ge-
roeinsamen Ursprunges
nötigen. Von Form,
Größe, Technik und
Material der Schüsseln
gdt das oben gesagte
auch im allgemeinen.
In der Komposition
des Bilderschmuckes,
dem Stil der Zeichnung,
der Anordnung der
Gruppen, ihrer Um-
rahmung durch Schrift,
ihrer Trennung durch
romanische, mit Tüchern umwundene Säulen
stehen sich die Exemplare der vierten Gruppe
ebenso nahe, wie durch die Behandlung der
l rächten, der Waffen, der Architekturen. Aber es
'eiten auch allerlei verbindende Elemente von
dieser ältesten und besten Art zu den Jüngern und
weniger sorgfältig behandelten Arbeiten über. So
lst der Charakter der Schrift im wesentlichen
überall derselbe. Zwischen den Schüsseln mit
z>'klischen Darstellungen und denen mit Tu-
genden und Sünden vermittelt das Xantener
Exemplar durch seine Personifikation der sieben
Gaben des hl. Geistes in ganzen Figuren, seine
Umschriften, Tiergestalten und Pflanzenbildun-

44) Schlie, »Kunstdenkm. von Mecklenburg-
Schwerin« II (1898). — Eine Pause verdanke ich
Herrn Georg Humann

Abb. 8

gen, in manchen Beziehungen auch die Schüssel
von Guben und das Bruchstück von Weidehnen.
Sehr deutlich ist der Zusammenhang der Schüs-
seln mit Tilgenden und Lastern mit der weit-
verzweigten Gruppe der Flügelgestalten. Er
spricht sich in einzelnen Fällen durch die In-
schrift, in anderen durch das Festhalten am
Rosenschema, durch die Gemeinsamkeit der
Ornamentik (Strickreif, Grasbüschel, fächerför-
mige Blüten, punzierter Rand) und durch die
Stilisierung der Brustbilder aus. Dazu tritt der
Umstand, daß sehr häufig, namentlich im Nor-
den und Osten, Schüsseln, die verschiedenen
der genannten Dekorationsgruppen angehören,
an einem Orte zusammengefunden werden, also im
Alter nicht weit aus-
einandergehen können.
Über die Entsteh-
ungszeit herrscht im
allgemeinen Überein-
stimmung, weil der
Stil der Zeichnung,
die Aufschriften,Trach-
ten, sowie die Fund-
umstände in den mei-
sten Fällen eine deut-
liche Sprache sprechen.
Auch über die Her-
kunft gehen die An-
sichten nicht sehr aus-
einander, wenn man
auch nur ganz allge-
mein Westdeutschland
als die Heimat der gra-
vierten Schüsseln romanischen Stiles zu bezeich-
nen wagt, wozu gewisse äußere Umstände, wie die
Besiedlung von Guben durch Leute vom Nieder-
rhein, die Niederlassung von Augustiner-Chor-
herren aus Flandern im Kloster von Zobten
beigetragen haben. Beltz schließt mit Recht
aus der „Massenhaftigkeit" und Gleichartigkeit
der Funde (Schüsseln mit Flügelgestalten) auf
einen und denselben Ort der Herstellung. Er
schwankt wegen der Ähnlichkeit der Schweriner
und verwandter Schüsseln mit der Bernwardt-
patene zwischen Hildesheim und den Nieder-
landen, insbesondere der Schule von Dinant.45)
Worin die Ähnlichkeit besteht, habe ich oben
näher ausgeführt. Aber die Bernwardspatene

4fi) -»Berichte des Vereines für mecklenb. Gesch.
und Altertumskunde« I, 1895.
 
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