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1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
(Die „Weltgeschichte in Charakterbildern", V.Abt.).
Beethoven. Die Zeit des Klassizismus von Fritz
Volbach. Mit 4 Beilagen und 63 Abbildungen.
Kirchheim in München 1905- (Preis 4 Mk.)
Beethoven steht jetzt im Vordergrunde der For-
schung, nicht nur wegen seiner musikalischen Be-
deutung, sondern wegen seines Einflusses auf die
Kunst- und die Kulturgeschichte. — Auf dieses
letztere Ziel ist vornehmlich dieses Buch gerichtet,
das dem Beethovenschen Lebenswerke als dem Pro-
dukt und dem Lehrmeister des Zeitgeistes gerecht
werden will in philosophischem Zusammenhang. —
Zu diesem Zweck wird in der Einleitung der Klassi-
zismus des XVUI. Jahrhunderts namentlich in der
Musik dargelegt. — Die beiden ersten Kapitel sind
Beethovens Jugendzeit in Bonn und seiner Reifezeit
in Wien gewidmet, mehr entwickelungsgeschichtliches
als biographisches Material verarbeitend, mit der
Eroica als Abschluß. — An die Einleitung knüpft
um beweiskräftig zu sein. — Als höchst schätzenswerte
Beigabe erscheinen zahlreiche Bildnisse berühmter
italienischer Bildhauer von Ghiberti und Donatello
an, Maler von Cimabue, Fiesole usw. an, Architekten
von Michelangelo, Biamanteusw. an, Dichter von Dante,
Petrarca usw. an, Entdecker wie Christoph Columbus,
Musiker wie Verdi. Donizetti, Rossini. Zugleich als
Belege dafür sollen diese Porträts dienen, daß, je
mehr die blonde Rasse in Italien an Zahl abgenommen
habe, umsomehr das Niveau künstlerisch und wissen-
schaftlich gesunken sei. B.
(Die „Weltgeschichte in Charakterbildern," IV. Abt.).
Prinz Eugen von Savoyen. Die Begründung
der Großmachtstellung Österreich-Ungarns von
Karl Ritter von Landmann. Mit 103 Abildungen.
Kirchheim in München 1905. (Preis 4 Mk.)
Die populäre Heldengestalt von Prinz Eugen, die
mehrfach sagenhaft aufgeputzt, daher etwas unklar
gefaßt ist, in allseitige klare Geschichtsbeleuchtung
gestellt zu haben, ist das Verdienst des prächtigen
Buches, das den aus Italien stammenden, in Frank-
reich geborenen, echt deutschen Feldherrn in seiner
strategischen, staatsmännischen, menschlischen Be-
deutung zeigt. Dem heiligen römischen Reiche deut-
scher Nation erschien er als der berufene Retter in
den schweren Kämpfen, die ihm von den Türken
und Franzosen aufgenötigt wurden, und wie er durch
seine glänzenden Siege der Begründer der österreichisch-
ungarischen Großmacht wurde, so erstand er dem
Deutschtum als mächtiger Schirmherr. Was er in
diesen Kämpfen, mit Einschluß der beiden spanischen |
Erbfolgekriege, des zweiten Türken-, des polnischen !
Thronfolgekrieges durch Scharfblick und Entschlossen- !
heit geleistet, was er als Staatsmann vermittelt, als
charaktervoller, edler Mensch erstrebt hat, gelangt
in klaren Zügen zur Darstellung. Der Schwerpunkt
aber liegt in den militärischen Erfolgen, und dem
Soldaten hat hier ein Soldat, der frühere Direktor
der bayerischen Kriegsakademie ein schönes Denkmal
errichtet. — Die zahlreichen Abbildungen, in denen
Porträts mit Denkmälern, Schlachtplänen usw. ab-
wechseln, geben der spannenden Biographie eine
treffliche Illuslrieiung. G.
wiederum das III. Kapitel an durch die Beschäftigung
mit der Eigenart des Beethovenschen Kunstwerkes. ■
Den Mittelpunkt des IV. Kapitels bildet Fidelio, wie
die Missa solemnis und die Neunte Symphonie das
Schlußkapitel beherrschen in ihrer Tragweite für ihre
Zeit und für die künftige. Überall sind die großen
Gesichtspunkte betont. — Die Illustrationen bestehen
in Porträts, wie in sonstigen Erinnerungen an den
groiien Meister. Zur Erklärung für das Kyrie eleison
ist die Miniatur aus dem Breviarium Grimmani, für
das Agnus Dei die van Eycksche Anbetung des
Lammes herangezogen, so daß auch die Ausstattung
des geistvollen Buches des Reichtums und der Mannig-
faltigkeit nicht entbehrt. C.
Kühlen's Kunstverlag versendet ein neues
Kommunion-Andenken von H. Commans, das
sich durch Reichtum und Schönheit, wie der Idee, so
der Komposition, durch kräftige Zeichnung und har-
monische Farbenstimmung auszeichnet, so daß ihm
ein hohes Lob gespendet werden darf. — Die An-
ordnung hat, obwohl nicht in Breit-, sondern in Hoch-
format gehalten, ein gewisse Verwandtschaft mit der
Disputa, indem die obere Hälfte, inmitten eines Kranzes
musizierender Engel, den König der Herrlichkeit dar-
stellt, wie er, von Licht umflutet, über einem Altare
thront. Auf diesem steht, die untere Hälfte be-
herrschend, unter einem von zwei Engeln gehaltenen
Baldachinbehang in der Monstranz die hl. Eucharistie,
auf die rechts und links neben dem Altare kniend,
St. Thomas von Aquin und St. Juliana hinweisen.
Den Boden schmücken Blumenkörbchen und Rauch-
fässer, über dem den Altarhintergrund bildenden Vor-
hange kommt eine Landschaft mit reichlichem Grünzeug
zum Vorschein, die in das Himmelsblau hineinragt.
Ein Goldrand bringt das Ganze, es von oben ab-
rundend, zum Abschluß. — Wenn auch die unmittel-
baren Hinweise auf die hl. Kommunion fehlen, so
ist doch die ganze Feierlichkeit der Darstellung und
Gruppierung sehr geeignet, bezügliche Gedanken
zu wecken, namentlich aber die Erinnerung an die
erste Feier dauernd zu heben und zu beleben. Die
technische Wiedergabe des Farbenzaubers ist geradezu
musterhaft. Der Preis von 30 Pf. für Nr. 62
(44><32 cm), von 18 Pf. für Nr. 62 V, (37 X 26),
von 15 Pf. füi Nr. 62 S als den gleichfalls vortrefflich
wirkenden Lichtdruck mit Goldrand, ist sehr mäßig. —
Das ebenfalls von Commans entworfene Kommunion-
Andenken des vorigen Jahres Nr. 60 (vgl, XVIII, 32)
hat durch verschiedene farbliche Änderungen an
Kraft und Einheitlichkeit der Wirkung erheblich ge-
wonnen. — Auch dadurch ist das Streben des Verlags
nach beständigen Verbesserungen bezeugt, für die es
keinen zuverlässigeren Weg gibt, als aus dem reichen
Schatze vornehmlich der altkölnischen und -flandrischen
Meister zu schöpfen, und für die nur durch neue
Schöpfungen zu lösenden Aufgaben von den Künstlern,
die sich an den alten Vorbildern inspirieren, nur die
besten heranzuziehen. Diese mögen dann beflissen
sein über dem Reichtum der Farben die Bestimmtheit
der Linien, über der Anmut den Ernst nicht zu ve
nachlässigen, und auch in den ornamentalen Details
die so leicht abgeschwächt weiden, die Stilisierung
nicht außer acht zu lassen. Schnlltgen.
1905. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
(Die „Weltgeschichte in Charakterbildern", V.Abt.).
Beethoven. Die Zeit des Klassizismus von Fritz
Volbach. Mit 4 Beilagen und 63 Abbildungen.
Kirchheim in München 1905- (Preis 4 Mk.)
Beethoven steht jetzt im Vordergrunde der For-
schung, nicht nur wegen seiner musikalischen Be-
deutung, sondern wegen seines Einflusses auf die
Kunst- und die Kulturgeschichte. — Auf dieses
letztere Ziel ist vornehmlich dieses Buch gerichtet,
das dem Beethovenschen Lebenswerke als dem Pro-
dukt und dem Lehrmeister des Zeitgeistes gerecht
werden will in philosophischem Zusammenhang. —
Zu diesem Zweck wird in der Einleitung der Klassi-
zismus des XVUI. Jahrhunderts namentlich in der
Musik dargelegt. — Die beiden ersten Kapitel sind
Beethovens Jugendzeit in Bonn und seiner Reifezeit
in Wien gewidmet, mehr entwickelungsgeschichtliches
als biographisches Material verarbeitend, mit der
Eroica als Abschluß. — An die Einleitung knüpft
um beweiskräftig zu sein. — Als höchst schätzenswerte
Beigabe erscheinen zahlreiche Bildnisse berühmter
italienischer Bildhauer von Ghiberti und Donatello
an, Maler von Cimabue, Fiesole usw. an, Architekten
von Michelangelo, Biamanteusw. an, Dichter von Dante,
Petrarca usw. an, Entdecker wie Christoph Columbus,
Musiker wie Verdi. Donizetti, Rossini. Zugleich als
Belege dafür sollen diese Porträts dienen, daß, je
mehr die blonde Rasse in Italien an Zahl abgenommen
habe, umsomehr das Niveau künstlerisch und wissen-
schaftlich gesunken sei. B.
(Die „Weltgeschichte in Charakterbildern," IV. Abt.).
Prinz Eugen von Savoyen. Die Begründung
der Großmachtstellung Österreich-Ungarns von
Karl Ritter von Landmann. Mit 103 Abildungen.
Kirchheim in München 1905. (Preis 4 Mk.)
Die populäre Heldengestalt von Prinz Eugen, die
mehrfach sagenhaft aufgeputzt, daher etwas unklar
gefaßt ist, in allseitige klare Geschichtsbeleuchtung
gestellt zu haben, ist das Verdienst des prächtigen
Buches, das den aus Italien stammenden, in Frank-
reich geborenen, echt deutschen Feldherrn in seiner
strategischen, staatsmännischen, menschlischen Be-
deutung zeigt. Dem heiligen römischen Reiche deut-
scher Nation erschien er als der berufene Retter in
den schweren Kämpfen, die ihm von den Türken
und Franzosen aufgenötigt wurden, und wie er durch
seine glänzenden Siege der Begründer der österreichisch-
ungarischen Großmacht wurde, so erstand er dem
Deutschtum als mächtiger Schirmherr. Was er in
diesen Kämpfen, mit Einschluß der beiden spanischen |
Erbfolgekriege, des zweiten Türken-, des polnischen !
Thronfolgekrieges durch Scharfblick und Entschlossen- !
heit geleistet, was er als Staatsmann vermittelt, als
charaktervoller, edler Mensch erstrebt hat, gelangt
in klaren Zügen zur Darstellung. Der Schwerpunkt
aber liegt in den militärischen Erfolgen, und dem
Soldaten hat hier ein Soldat, der frühere Direktor
der bayerischen Kriegsakademie ein schönes Denkmal
errichtet. — Die zahlreichen Abbildungen, in denen
Porträts mit Denkmälern, Schlachtplänen usw. ab-
wechseln, geben der spannenden Biographie eine
treffliche Illuslrieiung. G.
wiederum das III. Kapitel an durch die Beschäftigung
mit der Eigenart des Beethovenschen Kunstwerkes. ■
Den Mittelpunkt des IV. Kapitels bildet Fidelio, wie
die Missa solemnis und die Neunte Symphonie das
Schlußkapitel beherrschen in ihrer Tragweite für ihre
Zeit und für die künftige. Überall sind die großen
Gesichtspunkte betont. — Die Illustrationen bestehen
in Porträts, wie in sonstigen Erinnerungen an den
groiien Meister. Zur Erklärung für das Kyrie eleison
ist die Miniatur aus dem Breviarium Grimmani, für
das Agnus Dei die van Eycksche Anbetung des
Lammes herangezogen, so daß auch die Ausstattung
des geistvollen Buches des Reichtums und der Mannig-
faltigkeit nicht entbehrt. C.
Kühlen's Kunstverlag versendet ein neues
Kommunion-Andenken von H. Commans, das
sich durch Reichtum und Schönheit, wie der Idee, so
der Komposition, durch kräftige Zeichnung und har-
monische Farbenstimmung auszeichnet, so daß ihm
ein hohes Lob gespendet werden darf. — Die An-
ordnung hat, obwohl nicht in Breit-, sondern in Hoch-
format gehalten, ein gewisse Verwandtschaft mit der
Disputa, indem die obere Hälfte, inmitten eines Kranzes
musizierender Engel, den König der Herrlichkeit dar-
stellt, wie er, von Licht umflutet, über einem Altare
thront. Auf diesem steht, die untere Hälfte be-
herrschend, unter einem von zwei Engeln gehaltenen
Baldachinbehang in der Monstranz die hl. Eucharistie,
auf die rechts und links neben dem Altare kniend,
St. Thomas von Aquin und St. Juliana hinweisen.
Den Boden schmücken Blumenkörbchen und Rauch-
fässer, über dem den Altarhintergrund bildenden Vor-
hange kommt eine Landschaft mit reichlichem Grünzeug
zum Vorschein, die in das Himmelsblau hineinragt.
Ein Goldrand bringt das Ganze, es von oben ab-
rundend, zum Abschluß. — Wenn auch die unmittel-
baren Hinweise auf die hl. Kommunion fehlen, so
ist doch die ganze Feierlichkeit der Darstellung und
Gruppierung sehr geeignet, bezügliche Gedanken
zu wecken, namentlich aber die Erinnerung an die
erste Feier dauernd zu heben und zu beleben. Die
technische Wiedergabe des Farbenzaubers ist geradezu
musterhaft. Der Preis von 30 Pf. für Nr. 62
(44><32 cm), von 18 Pf. für Nr. 62 V, (37 X 26),
von 15 Pf. füi Nr. 62 S als den gleichfalls vortrefflich
wirkenden Lichtdruck mit Goldrand, ist sehr mäßig. —
Das ebenfalls von Commans entworfene Kommunion-
Andenken des vorigen Jahres Nr. 60 (vgl, XVIII, 32)
hat durch verschiedene farbliche Änderungen an
Kraft und Einheitlichkeit der Wirkung erheblich ge-
wonnen. — Auch dadurch ist das Streben des Verlags
nach beständigen Verbesserungen bezeugt, für die es
keinen zuverlässigeren Weg gibt, als aus dem reichen
Schatze vornehmlich der altkölnischen und -flandrischen
Meister zu schöpfen, und für die nur durch neue
Schöpfungen zu lösenden Aufgaben von den Künstlern,
die sich an den alten Vorbildern inspirieren, nur die
besten heranzuziehen. Diese mögen dann beflissen
sein über dem Reichtum der Farben die Bestimmtheit
der Linien, über der Anmut den Ernst nicht zu ve
nachlässigen, und auch in den ornamentalen Details
die so leicht abgeschwächt weiden, die Stilisierung
nicht außer acht zu lassen. Schnlltgen.