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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0013

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

gemessenen Werte der Tempelschätze buddhistischer Tempel im fernen Asien.
Nicht nur Reichtum dokumentieren die Listen für jenen Frühling der christlichen
Religion, eindringlicher sprechen sie von einer ganz beispiellosen Freigebigkeit
gegen die Kirche und, so dürfen wir aus der Fassung der Berichte, aus kümmer-
lichen bildlichen Darstellungen und noch dürftigeren Funden schließen, von einem
höchst bemerkenswerten Kunstkönnen jener Zeiten. Es scheint fast, daß die

Metallkunst, stark in
Anspruch genommen
wie die Architektur,
wie diese auch in et-
wa wenigstens unbe-
rührt blieb von dem
erschreckenden Verfall
der damaligen Kunst.
Nur ganz entfernt kön-
nen wir uns in die
prunkhafte Situation
vornehmlich bevor-
zugter Kirchen hinein-
denken; langsam nur
fügt sich für uns Stück
zu Stück in seiner
reichen Metallfassung,
mit Edelsteinen und
Emails überschüttet.
Noch Leo III., um ein
Beispiel herauszugrei-
fen, stellte in der Con-
fessio von St. Peter die
aus Gold gefertigten
Bilder Christi und der
Apostelfürsten auf,
deren Kronen mit kost-
baren Steinen besetzt
waren. Als die Sara-
zenen 846 St. Peter
plünderten, fielen ih-
nen allein an purem
Golde mehr als 2000 Pfund in die Hände. Leo IV. ließ die alte Herrlichkeit neu
erstehen. Das Altarantependium war eine goldene Tafel von 216 Pfund Schwere.
Es stellte Christus als Lehrer dar, die Kreuzigung und Auferstehung, Petrus,
Paulus und Andreas, Leo IV. selbst und Kaiser Lothar sowie eine Reihe von
Szenen des Alten und Neuen Testamentes. Auf der hinteren Altarseite thronte
das metallene Bild Christi mit einem aus den kostbarsten Edelsteinen gefertigten
Nimbus. Zur Rechten Christi standen Cherubime, zur Linken Bilder der Apostel
aus Silber. Auf der rechten Seite des Altares stand ein mit Edelsteinen geziertes
goldenes Kreuz; ebenso auf der anderen Seite. Drei silber-vergoldete Bilder von
104 Pfund Schwere thronten auf der Ikonostasis. Dazu kamen die fast unermeß-

Abb. 2. DeAel eines Evangeliars. Treibarbeit, Stein» und FiiigransdimuA.
 
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