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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Nr. 11/12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

199

BÜCHERSCHAU.

Raffaels Schule von Athen. Her-
ausgegeben von Dr. Ulnch'Jä c hrn i d in
originalgetreuer Farbenwiedergabe, Bild-
größe 60: 92 cm. Preis des Blatts M. 20.—
(in Rahmen M. 44.—, 52.—, 75.—). —
Lucas-Verlag in München.
Dieses berühmte, von Papst Julius II. für
sein Arbeitszimmer, die Camera della Segna-
tura, bestellte Stanze.igemälde hat den Bil-
dungsgang des Mittelalters und der Renais-
sance zum Gegenstand, ausgehend von dem
Lehrsystem eines Sokrates, Plato, Aristoteles
(die auf demselben hervorragende Stellen ein-
nehmen), bis zu den großen Schöpfungen der
Scholastik, deren Vertreter durch die be-
rühmtesten Zeitgenossen in Wissenschaft und
Kunst zur Geltung kommen, unter denen
Raffael selbst und sein Lehrer Perugino nicht
fehlen, eine gewaltige buntbewegte Gruppe
in breiter, tiefer Halle. Wer je vor diesem an
Reichtum des Inhaltes unerreichten gewalti-
gen Wandgemälde gestanden hat, wird wün-
schen, von demselben eine farbige Nach-
bildung zu besitzen, die von demselben eine
hinsichtlich der Zeichnung und Farben-
wirkung entsprechende Vorstellung ver-
mittelt.

Dieser Vorzug darf für die vorliegende
Tafel in Anspruch genommen werden, die
nicht nur die einzelnen Personen und Szenen
in hinreichender Größe und Treue wieder-
gibt, sondern das Ganze auch als Wand-
gemälde eigener Technik zur Geltung bringt.
Sowohl die kleinen Risse im Grund nebst den
zahlreichen Krakeluren, auch die Farben und
deren Auftrag treten deutlich in die Erschei-
nung, so daß für das Studium wie für den
Vortrag, für die ganze künstlerische Wirkung
hier die Vorbedingungen geboten sind. S.
Freiburger Münsterblätter. Her-
ausgegeben vom Münsterbauverein. Herder
in Freiburg, 1914. I. Heft.
Die „Münsterblätter" haben den Vorzug,
ihre Themata ausschließlich dem Freiburger
Dom zu entnehmen und sie durch zahlreiche
gute Abbildungen zu illustrieren. — Das
Freskogemälde über dem Triumph-
bogen von Münsterbaumeister F. K e m p f
füllt mit seinen Illustrationen die Hälfte des
I. Heftes. — Die erste derselben gibt das Ent-
ringerscheTriumphbogengemäldederKrönung
Mariens zwischen Gott-Vater und -Sohn (1548)
wieder, welches nach der Enttünchung des
Münsters (über einer älteren Darstellung) zum

Vorschein kam und von Sebastian Luz (1875),
in offenbar modernisierender Weise, aufgenom-
men wurde. An Stelle desselben wurde 1877
von LudwigSeitz ebenfalls die Krönung
gemalt (in einem gewissen stilistischen An-
schluß an die hochgotische Gruppe), aber
nur durch Gott-Sohn, zwischen zwei Gruppen
von Heiligen mit Engeln. Lange Verhand-
lungen mit Cuypers über die Enttünchungs-
und Restaurationsarbeiten sowie mit ihm und
von Steinle über Seitz und die durch diesen
einzuhaltende Stilistik, bzw. angefertigte Skiz-
zen gingen der Ausführung vorher. Sie sind
bezeichnend für die damalige ernste Auf-
fassung solcher Aufgaben durch die kompe-
tentesten Beurteiler. In einem Vierteljahr
brachte Seitz seine Entwürfe zur Ausführung.
Die Mittelgruppe, wie die beiden Seiten-
gruppen, die aus dem Bistumspatron St.Kon-
rad und dem seligen Bernhard von Baden
rechts, dem Stadtpatron St. Lambert und
St. Alexander links bestehen. Diesen Heiligen
wird eine besondere Erklärung gewidmet, den
beiden letzteren unter Bezugnahme auf eine
getriebene Silberbüste aus 1514 (auf einem
ungefähr gleichzeitigen sehr reichen silbernen
Untersatz) mit Reliquien des hl. Lambert, und
auch ein St.-Alexander-Reliquiar, die ein-
gehend geprüft werden hinsichtlich ihrer Her-
kunft und Ausführung, unter Beifügung von
Abbildungen. Einige biographische Mittei-
lungen über Seitz und sein künstlerisches
Schaffen schließen den an interessanten Er-
gebnissen und Gesichtspunkten reichen Auf-
satz. — An ihn schließt sich eine Studie von
Stephan B e i s s e 1 : Nochmals „D e r F ü r s t
d e r W e 11" in der Vorhalle des Freiburger
Münsters, welche die merkwürdige stutzer-
hafte Standfigur als die Calumnia, der
Gleißner oder Verführer erweist unter Her-
anziehung und Abbildung des hochgotischen
„Fürsten der Welt" und der „Frau Welt"
am Basler Münster. — Hans Git sc ri-
nn a n n gen. von Ropstein, der Hauptmeister
der Glasgemälde im Chor des Freiburger
Münsters, wird von Archivrat Prof. Dr. Albert
durch eine große Anzahl von Urkunden nach-
gewiesen, die mit 1500 beginnen und mit 1595
schließen. — Auch dem Freiburger Münster-
organist des XVI. Jahrh., Konrad Buch -
ner werden von demselben reichere ur-
kundliche Feststellungen gewidmet, desgl.
Regesten zur Geschichte des Freiburger
Münsters von 1465—67.—
 
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