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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Zwei Emailplatten der Kölner Schule
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Creutz, Max: Mittelalterliche Zeugdrucke
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0135

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Nr. 7. ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 119

mentik des Kölner Albinusschreines aus dem Ende des XII. Jahrh. Verschlun-
gene Drachen- und Rankenmotive finden sich vielfach in der Kölner Gold-
schmiedekunst, vor allem auf dem Dache des Heribertschreines in Deutz, dann im
Kamm des Annoschreines und des Albinusschreines. Das Motiv ist von beson-
derer Wichtigkeit, weil es in die Plastik der Kapitale rheinischer Kirchen über-
gegangen ist; es findet sich wieder z.B. in Maria Laach und in einigen Kapitalen
der Sammlung Alexander Schnütgen und in einem Friesstück des Wallraf-Richartz-
Museums aus Kölner Kirchen. Bei diesen Arbeiten fällt vor allem die starke Be-
wegung der Drachen auf, die trotz des schwerer zu behandelnden Materiales noch
enger im Blattwerk der Ranken verstrickt sind. M. Creutz.

MITTELALTERLICHE ZEUGDRUCKE.

Mit 1 Abbildung.

Für das Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln wurde ein gotischer Bildzeug-
druck erworben, der alsAntependium in der Größe von 1,83 m Länge und
einer Breite von 1,19m in dieser Technik eine große Seltenheit bedeutet. Die
einzelnen Darstellungen sind in neun verschiedenen Modeln auf grobe Leinwand
gedruckt, in rotem Grunde hell ausgespart und an einigen Stellen gelb ein-
gefärbt. Besonders der architektonische Rahmen und die Ornamentik heben sich
in Gelb vom roten Hintergrund ab. Durch die Verwendung als Antependium
hat der Zeugdruck sehr gelitten, doch ist die Erhaltung in Hinblick auf den Zu-
stand mittelalterlicher Wandmalereien und ihre Restaurierung noch als günstig
zu bezeichnen. Das Hauptfeld der Mitte zeigt zwischen leichten gotischen Säulen
mit Fialen unter Krabbenbogen die Grablegung. Der Leichnam des Heilandes
ruht auf der Steinplatte des Grabes, unter dessen Arkaden die Wächter schlafen.
Hinter dem Grabe stehen Maria, Johannes und Magdalena, während ein Engel
das Haupt des Herrn bettet. Unter dieser Darstellung schließt sich an die Szene
der Verkündigung; vor der sitzenden Maria kniet ein Engel mit einem Schrift-
bande. Zu beiden Seiten ist der Raum der breiteren Darstellung der Grablegung
gegenüber durch zwei Ornamentstreifen oder Vorhänge mit Kreisscheiben aus-
gefüllt. Neben der oberen Darstellung steht zur Linken der hl. Johannes mit dem
Lamme und rechts St. Jakobus mit Pilgerhut und Stab unter leichten Arkaden-
bogen, unter ihnen St. Michael und ein Bischof. An den seitlichen Rändern
wiederholt sich dreimal die Darstellung der hl. Magdalena und eines Bischofs unter
gotischer Giebelarchitektur. Der obere Rand wird durch einen ornamentalen
Streifen aus Palmetten, Rauten und Dreiecken mit Blattwerk abgeschlossen. Die
stilistische Durchbildung der leichten Architektur, die Gestaltung der einzelnen
Figuren trägt durchaus den Charakter der Zeit um 1380, gewisse Momente weisen
in den Anfang des XV. Jahrh., so daß die zeitliche Festlegung um 1400 anzusetzen
ist. Das Antependium stammt aus Nordbrabant und ist besonders als Ersatz für
die verschwundenen Wandmalereien dieser Zeit von Bedeutung. Die Helligkeit
der Farbengebung gelb und rot auf ausgepartem weißem Leinengrunde erinnert
an die schlichte Farbigkeit der zeitgenössischen Malereien. Die Verwendung von
Leinwand ist für die Gotik ganz besonders charakteristisch. Wandbehänge in
Weißstickerei und Leinentapeten sind noch vielfach erhalten. Die Neigung der
 
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