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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0044

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Nr. 1/2.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

31

geeignet sind. Wir selbst bitten aber, daß niemand eines unserer Worte falsch
auslegen und in ihm vielleicht eine versteckte Spitze gegen irgend jemanden
finden wolle. Einzig der guten Sache und ihrem Fortkommen haben wir dienen
wollen, und das ist nur dann möglich, wenn wir die Offenheit an der Stirn tragen
und von der falschen Furcht uns freimachen, wir könnten jemandem etwas Unan-
genehmes sagen. Eine Zeitschrift wie diese hat eben auch ihre Mission, sie muß
Pionierarbeiten tun, um überhaupt eine Existenzberechtigung zu haben. Der Zu-
stimmung aller derer, die gleiche Ziele haben, sind wir gewiß, mögen sie zu den
Alten oder den Jungen gehören. Das Schöne und Erhabene für unsere Kirchen
will sowohl der Primiziant wie der greise Jubilarpnester, hier reichen wir uns all-
zumal mit unseren Künstlern die Hand zu einem Freundschaftsbündnisse, das
idealer nicht gedacht werden kann, das, sooft es in der Geschichte der Kunst zu
registrieren ist, zugleich auch die Zeitabschnitte bezeichnet, in denen die kirchliche
Kunst ihre herrlichsten Blüten trieb. Wer tut mit? Fritz Witte.

BÜCHERSCHAU.

Fr. Jaffe. Die bischöfliche
Klosterkirche zu Curtea de
Arges inRumänien. Berlin. Selbst-
verlag des Verf. Großfol. Pr. 150 Fr. geb.
1517 wurde das fragliche Kloster gegründet
unter dem Fürsten Neagoe, der in seiner Zeit
für die Walachei ein Programm überhaupt
bedeutete und die Figur eines Heinrich II.
für seine Heimat abgab. Merkwürdig genug
ist, daß die Geschichte der Gründung und
Erbauung der Kirche in das Gewand einer
Sage gekleidet wurde, die wir bei Kirchen
vielfach finden, deren Material für die Gegend
fremdartig und schwer zu beschaffen war.
Auch hier in Curtea de Arges das übliche
Menschenopfer, und zwar in Gestalt des
Baumeisters Manoli und seines Weibes.
Türkeneinfälle und Raubzüge des Sieben-
bürgenfürsten Bäthory nahmen daraufhin
Kirche und Kloster schwer mit, denen dann
im XVII. und XVIII. Jahrh. mehr oder
minder eingreifende Restaurationen folgten.
Neuerdings wurde unter König Karol das
rumänische Nationalheiligtum in seinem alten
Glänze wiederhergestellt und zum eigent-
lichen Mausoleum der Könige hergerichtet.
Wo wirkliche Ursprünglichkeit in dem
Baue steckt, da wirkt er nicht nur im orien-
talischen Sinne prunkhaft und mystisch
stimmungsvoll, sondern auch ästhetisch wohl-
tuend. Im wesentlichen sind es zwei vor-
einander gelegte Kirchen, die unter ein Dach
gebracht worden sind: Eine große Vorhalle,
die als Begräbnisplatz der fürstlichen Stifter
und ihrer Nachkommen gedacht ist, und die
eigentliche Kirche, bestehend aus der Zentral-
gruppe eines Vierungsquadrates mit drei vor-

gelegten Apsiden. Innerhalb des Vorraumes
ist, auf 12 Säulen ruhend, der Narthex ein-
gebaut, der, wie die farbige Tafel Nr. 14
ahnen läßt, trotz aller neuzeitlichen Restau-
rationen einen wundersam stimmungsvollen
Eindruck zu machen scheint in der goldigen
warmen Tönung der Säulen und Gewände
und Lampen, die alle das einfallende Licht
in brillierender Wirkung zurückwerfen. Auf
der überreichen Ikonostasis scheint uns die
neue Zeit aber üble Orgien gefeiert zu haben
durch sinnloses Durcheinanderwirbein von
Ornamentmotiven und Bildern, deren Grup-
pierung die klare Disposition vermissen läßt
und die weihevolle Ruhe, das Packende,
Ernste, das wir bei älteren Originalen be-
obachten können. Die Überladung läßt die
Bilderwand geradezu als Fremdkörper er-
scheinen, und man sieht, daß die späte Zeit
solchen Aufgaben nicht gewachsen war, in-
dem sie sich mit der Anbringung von „stil-
echten" Motiven begnügen zu dürfen glaubte
und nicht auf die Stimmungswerte einging,
die in den Ikonostasen älterer Bauten stecken,
soviel wir wissen. Einzelne Gemälde aus der
Zeit der Gründung der Kirche (so Taf. 24, 1)
sind entzückend schön in dem klaren Aufbau
der Gruppen, sie werfen byzantinisch kano-
nisierte Elemente mit sicherlich von auswärts
(Prag?) importierten naturalistischeren Moti-
ven zusammen und erreichen, wie in der
angeführten Pietagruppe, eine wahrhaft mo-
numentale Größe von wunderbarem Ein-
druck. Selbst ganz unter dem Einfluß des
byzantinischen Schemas entstandene Bilder
zeigen eine gewisse europäische Frische. Ein
ungemessener Schatz von Bandmusterungen
 
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