Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

DOI Artikel:
Bombe, Walter: Werke alter Holzschnitzkunst in Peruginer Kirchen u. Zunfthäusern
DOI Artikel:
Haendcke, Berthold: Der italienische Einfluss in der deutschen Malerei: von etwa 1340 bis etwa 1440
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0110

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 6.__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST._________Qj

überladenen Formen von Ercole di Tommaso da Reggio und einem Meister Jacopo
aus Florenz 1565 ausgeführt wurde.

Die Peruginer Holzschnitzerei hält sich bis etwa um die Mitte des XVI. Jahrh.
in ziemlich reinen Renaissanceformen, teilt aber schließlich die Geschicke der
Architektur, indem sie entweder in das übertrieben prunkvolle, oder in das Glatte
und akademisch-strenge verfällt. Doch gibt es auch aus dem XVII. Jahrh. treffliche
Arbeiten dieser Art. Im XV111. Jahrh. flößte das Rokoko dem Stuhl- und Schrank-
werk neues Leben ein, und noch in unseren Tagen wirkten und wirken Peruginer
Holzschnitzer und Intarsiatoren, wie Federigo Lancetti, Alessandro Monteneri und
Wenceslao Moretti erfolgreich im Sinne der großen alten Meister. Walter Bombe.

DER ITALIENISCHE EINFLUSS
IN DER DEUTSCHEN MALEREI

VON ETWA 1340 BIS ETWA 1440.

Mit 5 Abbildungen.

Die Einwirkung Italiens von etwa der Mitte des XIV. Jahrh. an wird auf vier
Zuflüsse, zu deren Art ich mich hier zunächst ganz allgemein äußern möchte,
begründet. Die bedeutendste Infiltration soll von Avignon erfolgt sein. Wie
sah es damals in Avignon aus ? Die Franzosen verfügten bei ihrem kulturellen und
politischem Übergewicht bei der Besetzung des Papsttums über eine immer mehr
hervortretende Machtstellung, besonders seit Clemens IV. (1265—1268) den
Anjous die neapolitanische Krone verschafft hatte. Martin IV. (gest. 1285) war
auch ein Franzose und nach Nikolaus IV. Tode (1292) blieb der Papstthron bis
1294 unbesetzt, weil die französisch-neapolitanischen Kardinäle den römischen
Widerpart hielten, bis sie sich auf einen Verlegenheitskandidaten Coelestin V.
einigten. Bonifazius VIII. (gest. 1303) starb, besiegt von dem Könige von Frank-
reich. Von Clemens V. (1305—1377) an sitzen französische Adlige auf dem päpst-
lichen Thron in Avignon. Gregor XI. (gest. 1378) konnte kein Wort italienisch
reden. Die inneren Beziehungen der französischen Päpste zu Italien waren gleich
Null. Daran ändert der Aufenthalt Petrarcas gar nichts. Er hat sich keineswegs
dem Banne der provencahschen Dichtkunst entziehen können. Genug, in Avignon
herrschte französische Lebensauffassung, französische Kunst und französischer
Geist. Ja, aber was ist mit Simone Martini und Matheus da Viterbo? Ich habe
in einer demnächst im Rep. f. Kunstwiss. erscheinenden Abhandlung meine An-
sicht dahin festgelegt, daß gerade die sienesische Kunst in ihrem Wesen, ja, sogar
in ihrer Formauffassung besonders stark seit mehr als einem Jahrhundert von
Frankreich beeinflußt gewesen ist. Sie stand also ihrerseits der französischen
Auffassung nahe. Deshalb empfahl sich Siena. Nicht zum mindesten wird man
auch aus rein geschäftlichen Rücksichten Sienesen in Avignon beschäftigt haben.
Trotzdem ist in den erhaltenen und stilkritisch verwendbaren Malereien, unter
denen aber gerade die von der Hand des Simone Martini am wenigsten erkennbar
sind, der bekannte sienesische Charakter klar ersichtlich. Die Typen „byzan-
tinisieren", schlanke kleinköpfige Figuren sind behebt, die Architekturen weisen
Kosmatenarbeit und schwalbenschwanzartige Zinnen auf und die Räume sind hoch
 
Annotationen