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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Beiträge und Studien zur niederrheinischen Plastik
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Pudor, Heinrich: Das Stahlkreuz von Kalksburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0144

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1 28 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 8/9.

Werke dieser Gruppe. An verschiedenen Orten am Niederrhein bemerkt man seine
überlegene künstlerische Anregung, vielfach in derbere Formen übersetzt, so bei den
neu polychromierten Figuren einer Katharina, Barbara und eines Johannes in Kranen-
burg, deren Haar und Gesichtsbildung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Em-
mericher Schule steht, deren Faltenwurf jedoch eine derbere Auffassung erkennen
läßt. Weiter gehört hierhin die Silberstatuette des hl. Michael* in Hochelten, der
besonders in den tief heruntergezogenen Augdeckeln, dem gelockten Haar, über-
haupt dem Gesichtstyp an den Johannes des Kölner Kunstgewerbemuseums er-
innert (Abb. 5). Um den Hals trägt er ein gleiches Wolkenband wie die Figuren des
Emmericher Meisters, vor allem jedoch ist seine Haltung und Schrägstellung auf
dem Drachen, in der Richtung der Lanze durchaus verwandt der Haltung der
hl. Katharina in der Aldegundis-Kirche, die ähnlich auf dem Kaiser Maxentius
steht. Eine weitere verwandte Figur mit Wolkenband, die Ärmel des Gewandes
herunterhängend, befindet sich in Hau bei Kleve. Damit kommen wir auf einen
starken Zusammenhang mit Arbeiten aus Nordbrabant'1 und niederländischen Ein-
fluß, die für sich gesondert behandelt werden müßten. M. Creutz.

DAS STAHLKREUZ VON KALKSBURG.

Mit Abbildung.

In der alten Eisenstadt Steyr inmitten der oberösterreichischen Eisenindustrie,
deren vortrefflicher Stahl schon den alten Römern bekannt war — „dunor est
ferro, quod Noricus excoquit ignis" singt Ovid in seinen Metamorphosen—wurde
am 29. September 1910 ein Meisteratelier für Stahlschneidearbeiten eröffnet, das
von Michel Blümelhuber mit Beihilfe des Staates, des Landes und der Stadt-
gemeinde gegründet wurde. Jetzt nach dreieinhalb Jahren eiserner Arbeit im dop-
pelten Sinne tritt der Meister mit den ersten im neuen Atelier geschaffenen Ar-
beiten hervor, und wir sind in der Lage, die schönste und bedeutendste dieser
Arbeiten, die zudem in allen ihren Teilen vom Meister allein geschaffen wurde, un-
seren Lesern im Bilde vorführen zu können. Das Stahlkreuz von Kalksburg, die
Meisterarbeit von Steyr genannt, bietet auch technisch gegenüber früheren Ar-
beiten Blümelhubers etwas ganz Neues, weil es im mittleren Schmuckstück im
Hoch-ä-jour-Schnitt gearbeitet ist. Der Glorienschein ist, wie man auch in der
Abbildung sieht, so aus der Stahlmasse herausgeschnitten, daß er fast frei schwebt.
Ebenso hängt das heilige Herz nur mit einigen Dornen an der Dornenkrone fest.
Aber auch von der Überwindung fast unglaublicher technischer Schwierigkeiten
abgesehen, ist das Stahlkreuz von Kalksburg ein Meisterwerk der Kunst in seiner
Komposition und in seinem Empfindungsgehalt. Noch einige Worte über diese
neue Errungenschaft des Stahlschnittes: Die erste Phase des Eisenschnitte, die
eingravierte Ornamentik (Punktieren und lineares Gravieren) zeigen die Waffen
der alten Römer (Halstätter Funde) und Arbeiten aus dem XIII. Jahrh. in
der Art, die noch heute die Türbeschläge von Notre Dame in Paris veranschau-
lichen. Die zweite Periode des Stahlschnittes bringt ein wirkliches Schneiden
des Stahles auf kaltem Wege vermittels Stichel, Meißel und Bohrer, und zwar
im germanischen Norden seitens der Künstler J. Hartkop, M. Hörn, W. Wiers-

0 Creutz, Edelmetalle S. 1 IQ. Verwandt mit der Silbermadonna in Osnabrück.
b W. Vogelsang, Die Holzskulpturen in den Niederlanden, Taf. XXVIII.
 
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