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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Beiträge und Studien zur niederrheinischen Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0143

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Nr. 8 9.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

127

Meister stammt die Figur des hl. Johannes in ganz verwandter Behandlung des
gelockten Haares und des Gesichtstyps (Abb. 1). Das Gewand wird hier in
senkrechten Röhrenfalten von einem Gürtel gehalten. Von der Schulter fällt ein
ähnlich gefälteltes Obergewand über die zu kleinen Arme herunter. Das Unter-
gewand ist grün, das Obergewand rot mit blauem Futter und goldenem Rande.
Die Gestalt ist von einer gewissen Derbheit und erscheint wie ein Jugendwerk
des Meisters, den wir in der Gegend von Emmerich zu suchen haben. Dort hegt
der Ort, wo beide Plastiken erworben wur-
den, dort auch befinden sich in der Alde-
gundis-Kirche zwei bekannte verwandte
Arbeiten, die als reife Arbeiten dieser Schule
aufzufassen sind.

Die Holzskulpturen der Aldegundis-
Kirche gehören zum besten der nieder-
rheinischen Plastik; sie sind besonders wir-
kungsvoll durch ihre Aufstellung vor einer
großen einfachen Wand. Ihre starke Bewe-
gung unterscheidet sich wesentlich von den
älteren Arbeiten in Köln, doch stehen sie
an plastischer Größe und Einfachheit hinter
diesen zurück (Abb. 2 u. 3). Die Figur der
hl. Agnes ist in der symmetrischen Haltung
der Kölner Heiligen nahe verwandt, sie
bildet nur die weitere Stufe der Entwick-
lung. Auch hier halten beide Hände das
Buch, reiche Locken umrahmen den Kopf,
um den Hals legt sich als Kette ein gleiches
Wolkenband, und auch die Faltengebung
zeigt gleich monumentale Motive, doch ist
alles reicher und bewegter. Die Gestalt
der hl. Katharina erscheint daneben in der
Behandlung des Faltenwurfes unsymme-
trischer, doch wird eine versteckte Sym-
metrie gewahrt in der Art, wie das Oberge-
wand über beide Arme zur Seite herunter-
fällt. Der leicht gebogene Körper ist in
ein langes Gewand mit reichen Längsfalten
gehüllt. Die mehr frontale Gestaltung der
alten Agnesgestalt wurde so in freiplastischem Sinne aufgelöst. Von großer Fein-
heit ist auch hier die Durchführung der Details in Haar, Halskette und Gürtel.
Clemen erklärt den Meister dieser Figuren als vielleicht identisch mit dem 1491 ge-
nannten beldensnider Rabe van Eymenck4. Eine Festlegung auf diesen Künstler
ist mit Sicherheit nicht zu gewinnen, doch wird man ihn den Meister von Emmerich
nennen können, weil diese Stadt im Mittelpunkt des Einflusses seiner Schule liegt.
In Emmerich selbst befinden sich in der Aldegundis-Kirche noch einige spätere

Abb. 5. St. Georg, Hochelten, um 1480.

4 Vgl. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Rees, S. 30.


 
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