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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Endres, Joseph Anton: Zwei "Armenseelen"-Darstellungen
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Below, B.: Eisenbeton im Kirchenbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0179

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160__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________Nr. 10.

und für die armen Seelen betete, deren Leiber dort begraben lagen. Da traf es sich
einstmals, daß derselbe von seinen Feinden durch eben diesen Friedhof mit be-
waffneter Macht verfolgt wurde und siehe: es taten sich alle Gräber auf, die auf
dem Friedhof waren. Und man sah alle Leiber der Toten mit Schwertern und
Keulen hervorkommen zur Hilfe des Mannes. Aus Furcht vor diesen kehrten die
Feinde um und hörten auf, den Mann zu verfolgen5."

Hier liegt der Kern der Sage vor, den die bayerischen Formulierungen nur
wenig variieren. Den konzentrierten Inhalt derselben, wie ihn die Überschrift bei
Cäsarius ausspricht, geben genau unsere beiden Reliefs von München und Scheyern
wieder: den betenden Mann auf dem Friedhof, seine Verfolger und seine Be-
freier. Die Abweichungen in der künstlerischen Auffassung beziehen sich fast
nur auf nebensächliche Umstände. Das Münchener Relief betont mehr den
Moment der Gefahr, das Scheyrer zeigt bereits ihre vollendete Abwendung.

Darstellungen jener Legende ließen sich einstweilen nur in Altbayern nach-
weisen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sie sich auch anderwärts finden,
zumal die älteste bisher bekannt gewordene Fixierung der Legende aus der Rhein-
gegend stammt.
Regensburg. Dr. J. A. Endres.

EISENBETON IM KIRCHENBAU.

Moderne Baukonstruktionen verschaffen sich in der kirchlichen Baukunst
nicht so schnell Eingang wie im Profanbau. Weil der Kirchenbau Werke
schaffen will, die nach menschlicher Berechnung ewig stehen sollen, be-
strebt man sich, nur Erprobtes und Bewährtes anzuwenden. Wir könnten heute
keine Geschichte der Baukunst schreiben, wenn nicht seit den ältesten Zeiten mit
so äußerst konservativer Gesinnung beim Bau der Kultusbauten verfahren worden
wäre. — Die ältesten Zeugen der Baukunst oder besser gesagt der Bautätigkeit der
Menschen sind sicher der göttlichen Verehrung geweiht gewesen. Sie allein sind
uns wegen ihrer sorgfältigen Auswahl der Baumaterialien durch Jahrtausende er-
halten worden, während alles andere, was in gleicher Zeit an Bauten geschaffen
sein mag, spurlos verschwand. Um das Baumaterial für die prähistorischen Dol-
menbauten beispielsweise zu beschaffen, hat man Granitblöcke von riesigen
Dimensionen über Land und Meere geschleppt. Für die Grabkapelle, die Theo-
dorich der Große bei Lebzeiten sich zu Ravenna errichten ließ, schaffte er den
riesigen Deckstein, aus dem die Kuppel bestand, von Istrien übers Meer. Nur
der Wunsch, für die Ewigkeit zu bauen, hat ihn zu dieser mühevollen Arbeit ver-
anlaßt, und tatsächlich ist es diesem schweren Deckel zu verdanken, daß die ganze
Doppelkapelle nicht schon längst in den Kalkofen gewandert ist. — Die kirchliche

' Deillo, qui pro mortuis oravit, ideo amorte per eos libe-
ratus est.

Quidam homo fuit, qui talem habuit consuetudinem, quod, quando transibat coemetenum,
semper moram faciens aliquantum, oravit pro animabus defunctorum, quorum corpora ibi
sepulta lacebant. Tandem accidit ipsum agitan ab lnimicis suis per idem coemetenum manu
armata et ecce! aperta sunt omnia monumenta, quae in eodem coemeterio fuerunt. Et visa
sunt exire omnia corpora mortuorum cum gladns et fustibus in auxilium vin. Quorum timore
hostes perternti terga vertentes virum persequi cessaverunt. A. a. 0. S. 122 f.
 
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