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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0021

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10

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

oder Hämmern des
Metalles sich zu-
wandten.

Es gilt hier
nicht, eine Ge-
schichte der Metall-
kunst zu schreiben,
unsere Aufgabe ist,
vom Erreichbaren
und Erreichten, vom
Dürfen und Müssen
derselben in unserer
Zeit zu sprechen.
Hat unsere Me-
tallkunst, vor allem
die der Goldschmie-
de,in derKirche eine
Zukunft? Nicht ein
einzelner Fürst oder
Potentat ist heute der
generöse Geschenk-
geber, der die Kir-
chen mit schmük-
kendem und zu litur-
gischen Zwecken be-
stimmtem Geräte
ausstattet. Die Ver-
hältnisse im Besitz-
stande haben sich
verschoben, und
wenigstens eine ge-
wisse ausgleichende

Verteilung der irdischen Güter ruft eine größere Zahl von Stiftern heute auf den
Plan. Nicht vereinzelt, zu Dutzenden werden beispielsweise heute zu Pnmizen
die Kelche in Auftrag gegeben, und für Beträge, die ganz gewiß reichen, um
Qualitätsarbeit im besten Sinne zu erzielen. Kirchen schießen aus dem Boden,
und für sie alle fordert der Pfarrer schnellste Herrichtung des ganzen Apparates
auch an Metallgeräten. — Denkbar günstige Auspizien, sollte man glauben, für
diesen hervorragenden Kunstzweig. Wie wird aber über 200 Jahre das etwa neu
aufgenommene Kircheninventar der einzelnen Provinzen aussehen bezüglich der
Goldschmiedearbeiten aus unseren Tagen und den hinter uns liegenden Jahr-
zehnten? Es wird genügen, man legt eine katalogartige Liste mit einigen 100 nume-
rierten Mustern in Abbildungen an, und notiert bei der Kirche in X: Kelch Nr. 3
(in 4 Exemplaren); Monstranzen Nr. 17 (zwei) usf. Und was sagen wir selbst zu
unseren neueren Kirchenschätzen? Wir können nicht anders, wenn wir halbwegs
unterrichtet sind über das Aussehen der uns erhaltenen romanischen, gotischen
u"sf. Kirchengeräte des Mittelalters, als zu zerlegen und zu konstatieren: Fuß
von dem frühgotischen Kelch in X, Nodus und Schaft wie am Kelch in Y, Kuppe

Abb. 9.

Bronzeguß. Reliquienkopf im Kestnermuseum, Hannover.
 
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