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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0032

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20

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

Mitten in den historischen Betrieb fiel ja die neuzeitliche Bewegung hinein. Wer
von uns will so vermessen sein, zu glauben, daß ein vollkommen verzogenes
Kaufpublikum und die vielköpfige, in der alten Schule groß gewordene Zunft der
Goldschmiede sofort und vollkommen abgeklärt das richtige Verhältnis zur Moder-
nen finden könne? Noch lange wird der große Imitationsschwindel, die Talmi-
kunst, im wortwört-
lichen Sinne am Le-
ben bleiben wie eine
Sekte, deren Nach-
zügler trotz Feuer
und Schwert mit ei-
ner fanatischen Auf-
opferung den alten
Grundsätzen treu-
bleiben. Der Pri-
vate, der einzelne
Mensch arbeitet im-
mer schneller als ein
Konsortium, vor al-
lem schneller als eine
Behörde, und so wer-
den wir — meinet-
wegen mit einem
leichten selbstgefäl-
ligen Gefühleschwe-
ren Martyriums —
noch mit tausend-
facher Opposition
und Obstruktion zu
ringen haben, bis uns
auch hier das Feld
gehört. Der Jammer
darüber wäre nicht
so groß, gingen der
ehrlichen, selbstän-
digen Kunst nicht
Unsummen verloren,
an denen sie sich
nähren und groß-
machen könnte. Dem
gilt unser Bedauern.
Aber, wer weiß!
Über 20 Jahre gibt es vielleicht einsichtige und im Geschmack genügend kulti-
vierte und selbständig denkende und arbeitende Mäzene, die uns den Abbruch
historisierender Metallarbeiten ermöglichen und zum alten Eisen zu werfen ge-
statten. Auch das zur Ehre der Kirche, der allein auch unsere Kunst dienen will.
Was ist denn unser Programm, wo hegt unser Ziel, welches sind die Wege, die
wir gehen? Wir würden den Eklektizisten Unrecht tun, wollten wir mit ihnen

Abb. 22.

Monstranz. Treibarbeit. Zaun, Aachen.
 
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