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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0034

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22

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

die vom Rauche niederschlagende fettige
Substanz nie ganz zu vermeiden ist.
Gerade der Altarleuchter hat in den
letzten Dezennien vielfache Mißhand-
lung sich gefallen lassen müssen, indem
man seiner Aufgaben ganz vergaß und
ihn mehr seiner selbst als seines Zweckes
wegen bildete. Es ist immer wieder
ein in den Kirchen zu beobachtender
Ubelstand, daß die Leuchter auf dem
Altare zu hoch und zu aufdringlich sind,
so daß sie in ihrer Gesamtheit, beson-
ders wenn sie an Festtagen in großer
Anzahl aufgestellt werden, durch die
Häufung des blinkenden Metalles auf
den Leuchterbänken dem Altare selbst
eine überaus verhängnisvolleKonkurrenz
machen, als sei der Altar für sie und
nicht sie für den Altar da, sein Gerät,
sein Mobiliar allein. Unsere Kirchen-
diener tun dann ein übriges hinzu und
stecken Kerzen von 1 m Länge auf den
Lichtdorn, und wir sehen dann vor den
farbenreichen Reliefs oder Gemälden
ein Dutzend weißer hagerer Gardisten
stehen, die oben ein unscheinbares
Flämmchen tragen. Prächtig und vor-
bildlich ist da eine Klasse von Messing-
und Bronzeleuchtern der romanischen
und auch der gotischen Periode, die in
ihrer untersetzten wuchtigen Form einen
denkbar glücklichen Träger der Kerzen
abgeben. Modernere Goldschmiede
fanden den Weg zu dieser überaus glück-
lichen Form zurück und kleideten sie
nur in einen unserem Zeitempfinden ent-
gegenkommenden Schmuck (Abb. 21).
Das zweite Wort bei der Gestaltung unserer Metallgeräte spricht das Material,
aus dem sie gebildet werden, sei es Gold, Silber, Kupfer, Bronze oder Eisen. Alle
diese Materialien verlangen ganz selbstverständlich eine ihren Verarbeitungs-
möglichkeiten und ihren Wirkungen entsprechende Formation. Nicht als wenn
die tektonische Formgebung als solche besonders stark vom Material abhänge; die
Grundform kann bei allem im wesentlichen dieselbe sein, wie wir es tausendfach
an den Werken der Alten beobachten. Und doch ist die Verschiedenheit der
Verarbeitungsmöglichkeiten bei den Metallen ziemlich groß, so daß das Aussehen
der aus ihnen gefertigten Geräte selbst bei Beibehaltung ganz derselben Grund-
form eine nicht unwesentlich unterschiedene ist, anders beim Silber und Gold,
anders bei der Bronze usf. Es ist einleuchtend, daß die edleren Metalle mit

Abb. 23.

Adlerpult. Joh. Vorfeld, Kevelaer.
 
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