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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0035

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Nr. 1/2.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

23

ihrem hohen Glänze unter
allen Umständen diesen
ihren Vorsprung vor den
unedlen Geschwistern nach
Möglichkeit sich dienstbar
machen. Es ist demnach
freudig zu begrüßen, daß
unsere modernen Gold-
schmiede beim edlen Golde
und beim Silber mög-
lichst große Flächen durch
ihren brillierenden Glanz
zur Wirkung kommen las-
sen und den aufliegenden
Schmuck zurückdrängen
oder jedenfalls denselben
so gestalten, daß der Glanz
des Silbers oder Goldes
unter ihm seine Geltung
und Wirkung behalte.

Die Verschiedenartig-
keit des Matenales bedingt
nicht zuletzt auch die Aus-
wahl der Techniken. Die
große Gold- und Silber-
f lache in ihrer hchtspiegeln-
den Wirkung wird durch
die nebeneinanderlegen-
den fleckenhaften Schläge
des Hammers ins Tausend-
fache aufgeteilt und da-
durch zugleich gesteigert,
die Lichtwirkung wird be-
wegter, zitternder, und der
großen glatten Fläche wird
die Eintönigkeit benom-
men (Abb. Taf. I). Der
geschickte, sein Material
vollständig ausnutzende
Künstler wird an manchen

Teilen der kirchlichen Geräte durch eben die materialgerechte Behandlung der
konstruktiven Teile der Arbeit die Notwendigkeit des aufgesetzten oder ein-
gelassenen Schmuckes beheben, indem sein Werk einzig durch die Behandlung
einen allerdings schlichten aber überaus wirkungsvollen und befriedigenden
Schmuck erhält. Daß der Goldschmied nie zum Architekten werden darf, wurde
bereits gesagt, und wir machen tatsächlich die Beobachtung, daß unsere hervor-
ragendsten Meister sich auch am weitesten von einer eigentlichen architekto-
nischen Gliederung in ihren Arbeiten entfernen. Dadurch allein schon ist unsere

Abb. 24.

Monstranz. Fudis, Paderborn.
 
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