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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0036

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

Goldschmiedekunst wieder in eine malerische Auffassung hineingeraten, nicht zu
ihrem Schaden. Die Wertung des Matenales äußert sich in der modernen Kunst
auch dadurch, daß man sich heute nicht scheut, einem aus Silber gehämmerten
Kelche seine ursprüngliche Verfassung zu belassen in dem weichen, weißen

Glänze des Silbers, das im
Verein mitderteilweisenVer-
goldung an der Kuppe, dem
in Gold aufgelegten Schmuck
und farbigem Gestein eine
wahre Prachtwirkung zu er-
zielen geeignet ist, ohne daß
ihm, wie es bislang fast
durchgängig beliebt war, der
Goldglanz übergezogen wird.
Diese Erscheinung hängt wie-
derum innig zusammen mit
der Vorliebe unserer Zeit für
große Flächen, die durch sich
selbst wirken sollen, ohne
daß sie eines ausgedehnten
Apparates von Schmuck-
formen benötigen. Damit
kommen wir auf eine Frage
zu sprechen, die heute viel
ventiliert wird. Nichts wer-
fen die Historiker uns mehr
vor, als daß wir in unseren
modernen Arbeiten zu nüch-
tern seien. Em doppelter
Grund ist dafür anzugeben.
Einmal sind unsere Gegner
zu sehr befangen in der tradi-
tionellen Vorliebe für prun-
kenden Schmuck, dann auch
— wir sind ehrlich und be-
scheiden genug, das offen zu-
zugeben — ist die Formen-
sprache der Modernen noch
in der Entwicklung begriffen
und arbeitet mit einem leicht
zu erschöpfenden Apparate.
Gerade in der Goldschmiede-
kunst fürchten wir uns mit
Recht, zu dreist und ohne Verarbeitung in den Schatz der Naturformen
hineinzugreifen; wir bleiben deshalb gern beim geometrischen Muster, bei den
aus Draht gebogenen und aufgelöteten Schnörkeln, bei Spiralen, konzen-
trischen Kreisen usf. Daß dieser Ornamentschatz in seiner anspruchslosen
und zurückhaltenden Verfassung dem flächigen Aufteilen der Metallarbeiten und

Abb. 25.

Monstranz. Joh. Vorfeld, Kevelaer.
 
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