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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0038

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Nr. 1/2.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

25

JL

WM

Abb. 27. Sakristeiglocke. Gebr. Schmidt,
Iserlohn.

der Wirkung der
Metallfleckenent-
gegenkommt und
von diesen Fak-
toren abhängig
ist, wird niemand
leugnen können.
Und wir kommen
auch voran, un-
sere besten Mei-
ster greifen be-
reits weiter und
zwingen die Na-
turformen in die
ihnen zu kom-
mende metallisch
stilisierte Form.
Hatten wir ein-
mal den festen Willen, nicht mehr zu kopieren und
uns anzulehnen, so war es eben auch notwendig,
von der einfachsten Form des Dekors wieder aus-
zugehen und schrittweise voranzuarbeiten. Die oft
naive Primitivität unseres Schmuckwerkes ähnelt
in ihrem ersten schüchternen Auftreten deshalb
auch der Urkunst eines zur Kultur und Kunst er-
wachenden Volkes, aber sie war echt und ursprüng-
lich wie diese und darum sehr wohl existenz-
berechtigt. Mancherlei Detail mag man auf der
Gegenseite unseretwegen auch als verwandt mit
Formen vornehmlich der romanischen Stilepoche
bezeichnen. Es gibt eben formale Gebilde, die,
wenn wir sie einmal aufgreifen, einer weiteren
Aus- und Umbildung einfachhin nicht mehr fähig
sind, da die Bildungsmöglichkeiten beschränkt und
mit zwingender Notwendigkeit sich bald dem, der
kSie benutzt, aufdrängen. Und will denn einer
von uns das Romanische, das Gotische verwerfen,
weil es eben romanisch und gotisch ist? Wir sind
der Meinung, daß die Stile einem bestimmten
Empfinden einer Zeit entsprungen sind, die weit
hinter uns hegt, und uns fehlt der Glaube daran,
daß eine vollkommene Kongruenz des Empfindens
in zwei weit auseinander liegenden Zeitabschnitten
möglich ist und damit eine ganz gleiche Äußerung
Abb. 26. Ewige L npe. Gebr. Schmidt, dieses Fühlens in den Werken der Kunst.

Iserlohn. In der Metallkunst tritt uns sehr nachdrück-

lich die Frage entgegen nach Verwendung oder Verwerfung alter, überlieferter
Formen. Rekapitulieren wir den alten Formenschatz, so sehen wir bald, daß


 
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