Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

DOI Artikel:
Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2.

einzelne Techniken des Kunstzweiges immer wieder eine zum mindesten ähnliche
Detailform wachrufen, vor allem die Technik des Treibens und des Filigranes, in der
Eisenschmiedekunst die dem Edelfiligran verwandte Verschnörkelung aus Stab- und
Rundeisen. Buckelungen, wie wir sie in der Spätgotik und Renaissance finden,
werden unter dem Treibhammer ganz selbstverständlich immer wieder als Schmuck-
form erstehen, mag der Goldschmied nun an alte Kunst denken oder nicht. Barock
wirkende Rankenzüge werden ebenso überall dort sich wieder aufdrängen, wo der

Abb. 28.



Altarleuditer. Gebr. Schmidt, Iserlohn.

Künstler in die Natur hineingreift und aus ihr heraus schafft. Und was verschlägt's
denn auch? Wir treten doch nicht mit der philiströsen Absicht zunächst an das
Kunstwerk heran, unter allen Umständen etwas anderes zu erarbeiten, sondern
das Schöne in der Form allein lockt uns und ist uns Ziel des Schaffens. Damit
fällt von selbst allerdings auch das knöcherne Kopieren und das euphemistisch
„Anlehnen" genannte Nachmachen. Dem Druck der künstlerisch empfindenden
und arbeitenden Hand wollen wir begegnen. Wenn irgendwo, dann muß in der
Metallkunst eine naive Vorurteilslosigkeit und absolute Unbefangenheit ihre
guten Früchte zeitigen, denn hier arbeiten gewissermaßen zwei Künstler zu-
gleich am Werke: der Schmied und sein Instrument, Hammer und Zange; und
launig genug stellt auch das farbige Steinmaterial der Phantasie lockende Auf-
gaben, sei es durch Forderung bestimmter Fassungen oder durch Höhe und
Form, die ein Zusammengehen mit der umliegenden Metallfläche bedingen.
 
Annotationen