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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Witte, Fritz: Talmi gegen Gold: Über schlechte u. echte Metallkunst im Dienste der Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0042

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Nr. 1/2.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

29

friedigung dieses Bedürfnisses
führen.

Es ist hier notwendig,
einen Vorwurf von uns zu
weisen, der uns so leicht ge-
macht wird, als sei es einzig
die Sucht, modern zu er-
scheinen, die uns zu neuen
Bildungen treibe. Dem ist
nicht so. Nicht der Wunsch
nach Neuem allein, die
Qualität und die mit ihr ge-
borene Wahrhaftigkeit ist's,
die uns lockt. Wir gestehen
den in historischen Stilen
schaffenden Metallkünstlern
auch gerne zu, daß manche
der auch von ihnen verwerte-
ten Formen für uns notwen-
dig, zum mindesten brauch-
bar sind, weil eben die Ge-
staltung irgendeines Gerätes
eine Grenze haben kann. Wer
will denn behaupten, daß bei
einem so alten Gegenstande,
wie dem Kelche, an dessen
Aufbau 19 Jahrhunderte ar-
beiteten und versuchten, daß
bei ihm noch wesentlich neue
Grundformen zu finden wä-
ren ? Aber wie wi r die
Grundform einkleiden,
das soll neu, soll unser gei-
stiges, künstlerisches Eigen-
tum sein. Einige Proben des
Wollens und Könnens geben
die beigefügten Abbildungen, von denen ausdrücklich bemerkt sein soll, daß
unter ihnen auch einzelne erste und noch schüchterne Versuche, vom Kopieren
abzulassen, mit Absicht vorgeführt wurden, damit der unbefangene Leser sehe,
daß uns nichts mehr fern liegt als die Meinung, ein neuer Metallstil lasse sich
einfachhin aus dem Boden stampfen.

Wir können hier unumwunden unserer Freude darüber Ausdruck geben, daß auf
dem Gebiete, das wir zur Besprechung heranzogen, ein überaus erfreulicher Fort-
schritt zu verzeichnen ist. Muß denn den Eklektizisten die Tatsache nicht die
Augen öffnen, daß auch nicht eine einzige bedeutende deutsche Fachzeitschrift
noch Arbeiten in streng historischem Sinne zur Abbildung und Besprechung
bringt, daß alles das, was wir dort finden, auf den neuen Ton gestimmt ist? Ist das
denn nicht auch ein Zeichen dafür, daß die führenden Männer mit Bewußtsein

Abb. 31.

Franz Wüsten. Köln.
 
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