Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

DOI Artikel:
Witte, Fritz: Aphorismen über religiöse Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 3.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

37

aber für unsere Wohnung vor uns. — Einen großen Zug, einen Anflug von
Monumentalität zeigt das Bild „Meeresstern" (Abb. 2). Ein tiefer Ernst liegt über
dem Bilde. In feierlicher Ruhe fährt die Gottesmutter auf dem Rücken des See-
ungeheuers über die stürmenden brausenden Wogen dahin; ein Licht in der
Finsternis des heulenden Sturmes, steht der Heilandsknabe auf dem Knie der
Mutter und segnet auf ihre Bitten die Wogen, daß sie sich glätten und von den
Schiffen lassen, die im Hintergrunde erscheinen. Wir denken heute unwillkürlich
an die Titanic und ihr grausiges Schicksal.

Den lyrischen Ton greift das vierte Bild wieder auf (Abb. 3). Als Königin
schreitet Maria mit dem Königskind durch die Fluren, als ihr guter Geist und ihre
Helferin. Endlos
reiht sich dieEngel-
schar,diederKöni-
gin das Geleit gibt.
Man wird an die
guten Primitiven
erinnert angesichts
dieses Bildchens.
Auch die letzte
Künstelei ist ab-
gestreift, einzig
eine fromme Nai-
vität spricht hier,
darum aber auch
wird das Bild wirk-
sam. Ganz tief fal-
len die Akrobaten-
kunststücke un-
serer Zeit ab gegen
derartige Arbeiten,
ja selbst die man-
cher Akademiker
von Ruf. Zieht man
in Betracht, daß der
Künstler recht ei-
gentlich mehr Au-

tnd'd k+ 1 AI- Abb. 3. „Regina angelorum." Von H. WindelsAmidt.

demisch Gebildeter" ist, so spannen sich die Hoffnungen auf ihn unwillkürlich
noch höher. Es gibt Talente, und dazu gehört Windelschmidt, an denen die
Schule wohl viel verderben, selten aber etwas bessern kann, sie lernen das Malen
wie Robinson Kroesoe das Zimmern, eben weil sie es nötig haben, um sich aus-
zudrücken.

Es ist hier ganz gewiß am Platze, wenn ich die ernste Frage stelle: Wie gelangen
wir in den Besitz guter religiöser Hauskunst unserer Zeit? Wie wär's, wenn bei-
spielsweise der neu gegründete blühende „Verein akademisch gebildeter Katho-
liken" sich der Sache annähme? Würden alle Mitglieder der Vereinigung auf
die Reproduktion guter Bilder — und dazu rechnen wir die besprochenen —
durch Subskription abonnieren, wir könnten in kurzer Zeit für einen ganz mini-
 
Annotationen