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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Fröhlicher, Elsa: Die moderne Spitze u. ihre Verwendung in der Paramentik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0065

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Nr. 3.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

51

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Verwendung finden. Die meisten Spitzen dieser Art rechnen bei der Ausführung
mit beschränktem Können, deshalb wird versucht, mit einfachen Mitteln zu wirken.
Aber gerade unter diesen Arbeiten befinden sich sehr schöne Spitzen. Zum besten
dieser Art gehören die zwei breiten Klöppeleien in Abbildung 3 u. 4. Eine
schmälere Spitze stellt Abbildung 5 dar, sie kann zur Verzierung von Chorröcken
der Ministranten dienen, auch für einfache Altarwäsche bildet sie einen hübschen
Schmuck. Die Klöppelei farbiger Spitzen ist mit der Farbenfreude der modernen
Textilkunst heraufgekommen, im allgemeinen jedoch fehlt diesen Dingen der
eigentliche Spitzencharakter, die Zartheit und Vornehmheit. In den klassischen

Spitzenländern Italien, Flandern und Frankreich fertigt
man nur weiße Spitzen aus edlem Leinengarn; bei den
slawischen Völkern, auch vereinzelt in Schweden, kom-
men dagegen bunte
Spitzen vor. —
Sehr komplizierte
Arbeiten aus Seide,
Gold- und Silber
fäden werden in
Tiefenbach aus-
geführt, zu diesen
gehört auch das
in Abbildung 6

wiedergegebene
Kreuz, dem ein
Entwurf von Elsa
Jaskolla, Lehrerin
der Kunstgewerbe-
schule Nürnberg
zugrunde liegt, die
Zeichnung ist her-
vorragend u. selbst
in der Abbildung
sieht man die Sorg-
falt der Klöppelei. Hier wetteifert Stickerei- und Spitzen-
kunst miteinander, und es darf schon die Frage aufgeworfen
werden, ob der Charakter der Spitze nicht darunter leide.
Aus der zweiten bayrischen Klöppelschule, aus Stadlern kommt die schöne
Altarspitze (Abb. 7), die eine sehr klare, elegante Formgebung aufweist und ihre
Musterung der schönen Gruppierung prachtvoll stilisierter Ornamente verdankt.
Hier ist es vielleicht geboten, über die verschiedenen Spitzen in bezug auf Haltbar-
keit ein Wort zu sagen. Es gibt Spitzen, wie die drei aus Tiefenbach, die fortlaufend
gearbeitet werden, bei denen keine neuen Fäden eingeführt noch überzählige heraus-
geschnitten werden. Dies ist aber der Fall bei der Spitze von Stadlern, und so sorg-
fältig das Vernähen der Fäden auch vorgenommen wurde, so sind doch überall die
Stellen noch erkennbar, bei genauem Hinsehen selbst in der Reproduktion. Diese
Spitzenart ist für den gewöhnlichen, häufigen Gebrauch, der öfteres Waschen be-
dingt, nicht sehr zu empfehlen, kann aber zu feierlichen Gelegenheiten, wenn die
Ausführung gut, unbedenklich verwendet werden.



Abb. 12.

Schule der Fürstin Pleß.

Abb. 11.
Schule der Fürstin Pleß.
 
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